KW 47: Der ganz normale Ausnahmezustand...

    • Offizieller Beitrag

    DEr "Ausnahmezustand" hat Konjunktur: Pakistan und Georgien, zwei Staaten, denen die "westlichen" Demokratiewächter das Güte-Siegel "Sehr gut" verpasst haben, befinden sich seit geraumer Zeit im Ausnahmezustand.


    Zwei präsidenten, die ihre Felle davonschwimmen sahen, griffen zu diesem Mittel, um "die Demokratie zu schützen". Der pakistanische "Präsident"(Militärmachthaber; wäre er in einem anderen Staat der "Machthaber" würde man ihn wahrscheinlich "Diktator" nennen) hat neben Ausgangssperre und massiven Verhaftungen gleich mal noch ein "Oberstes Gericht" seiner Wahl berufen, welches seine Methoden für "berechtigt" befunden hat...
    Pakistans "Präsident" treibt die Angst vor erroristen um, die die Welt bedrohen würden, wenn er nicht an der Macht bliebe...


    In Georgien ist es hingegen die Angst vor "dem Russen", die den Präsidenten treibt. Auch hier Verhaftungen, Demonstrationsverbote. Man stelle sich vor, dies wäre in Belarus passiert...


    Dennoch wird relativ "gesittet" in den Medien über diese "Ausnahmezustände" berichtet. SchlieÃlich dienen sie der Verteidigung der Demokratie und der Freiheit...


    Aber lassen sich durch Einschränkung von Demokratie und Freiheit Demokratie und Freiheit wirklcih verteidigen? Gibt es die in diesen Ländern eigentlich wirklich?
    Und wieso wird von Land zu Land so ein Unterschied gemacht?


    Was, wenn in Venezuela demnächst der Präsident (äh sorry, Diktator) Chavez den Ausnahmezustand ausruft? Was, wenn die Kosovo-Albaner ihre "Unabhängigkeit" (die von Deutschland sicher wieder sofort anerkannt wird) verkünden, und der Präsident Serbiens zum "Schutz des Staatsgebietes" (der Erhalt des Bundesgebietes mit Militärgewalt steht übrigens auch im deutschen Grundgesetz) den Ausnahmezustand ausruft?


    Von den Palästinenser-Gebieten, die sich im permanenten "Ausnahmezustand" befinden, redet sowieso keiner mehr...

  • Zitat

    Original von Onkel B

    Dennoch wird relativ "gesittet" in den Medien über diese "Ausnahmezustände" berichtet. SchlieÃlich dienen sie der Verteidigung der Demokratie und der Freiheit...


    Es mag ein tiefsitzender, geschichtlich bedingter Glaube sein, dass eine (zeitlich begrenzte) Diktatur, in der der Machthaber sich "ausnahmsweise" über das Gesetz hinwegsetzen oder alle Kräfte in seiner Hand bündeln kann, eine Vernunftentscheidung ist, die der Erhaltung der staatlichen Ordnung dient. Die Anwendung dieser Ausnahmeregelungen führte jedoch meines Wissens nach immer zu einer Diktatur im modernen Sinne. Fälle, in denen der Allmächtige Diktator nach Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung die Macht wieder abgegeben hätte, sind mir grad nicht bekannt. Aber die Hoffnung, dass diese MaÃnahme auch mal funktionieren könnte, und zwar so, wie sie in der Theorie gedacht ist, stirbt halt nicht aus. Getreu dem Sprichwort "viele Köche verderben den Brei" erscheint es nach wie vor notwendig, dass in besonderen Gefahrensituationen eine einzige Person das Heft in der Hand hält, weil man offenbar die Erfahrung gemacht hat, dass eine langwierige Entscheidung auf demokratischen Wege dann nur zu faulen Kompromissen oder Verzögerung notwendiger MaÃnahmen führen würde, was Zeit kostet, die man nicht hat, weil schnell und umfassend gehandelt werden muss, nach einer klaren Linie.
    Das ist halt die Crux an der Demokratie. Das ewige Rumgemähre, bevor man sich zum Kompromiss durchgerungen hat, der oftmals nicht Fisch und nicht Fleisch ist. Da dies allgemein bekannt ist, muss man wahrscheinlich einen Weg aus diesem Dilemma finden, wenn schnell gehandelt werden muss; und dieser Weg heiÃt nunmal Ausnahmezustand, weil man noch nichts besseres gefunden hat.
    Das Problem ist das schleichende, oder auch ganz offene Hinübergleiten vom Ausnahmezustand zur Diktatur. Es scheint keine Mittel zu geben, diesen Prozess aufzuhalten, wenn er einmal in Gang gesetzt ist, aber es gibt auch kein Mittel, den Ausnahmezustand durch etwas anderes zu ersetzen.
    Davon abgesehen kann auch ein demokratisch gewählter Präsident ganz ohne Ausnahmezustand zum Diktator werden, siehe Chavez, Putin, usw, wenn er nur genug Leute hat, die seinen grundlegenden Gesetzesänderungen zustimmen, hündisch ergebene Pöstchenjäger, eingeschüchterte Beamte oder die treudoof jubelnde, wahlweise auch hilflos-apathische Masse (der Fall des Militärputsches sollte hier ausgeklammert werden).


    Wann wird also ein Diktator als solcher bezeichnet, und wann heiÃt er "Präsident"? Das hängt ja offensichtlich ganz davon ab, welchen Nutzen er bringt für das Land, die ihn als dieses oder jenes bezeichnet. Reine Augenwischerei.



    ~~~and for one second I lost my breath~~~
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    Einmal editiert, zuletzt von kitty ()

  • Verzeihung, aber in vielen Staaten gibt es doch den Ausnahmezustand. In der USA und in Deutschland um gegen den TERROR zu kämpfen.


    Schliesslich gab es in Deutschland in den letzten zehn Jahren doch 0 Tote durch Terroranschläge, deswegen muss doch der Ausnahmezustand ausgesprochen werden und Grundgesetze gebrochen werden, welche in Friedenszeiten niemals gebrochen werden sollten.


    Woanders gibt es aber auch den Ausnahmezustand: Irak, Philippinen, Iran, etc.


    Die Welt ist voller Ausnahmezustände.

    • Offizieller Beitrag

    während der ausnahmezustand in pakistan nicht mal mehr eine kleine meldung in den abendnachrichten wert ist, obwohl dort anwälte und oppositionspolitiker in massen verhaftet werden, machen sich unsere politiker (und die medien) im moment groÃe sorgen um die "russische demokratie", weil dort ein oppositionspolitiker für 5 tage in haft kommt...


    ist schon irgendwie bezeichnend...

  • vll liegt das auch an der geringfügig höheren weltpolitischen bedeutung russlands?


    in china allerdings bedürfen derartige zustände nicht mal eines ausnahmezustandes, sondern sind die regel. allerdings könnte man den medien hier zu gute halten, dass sie halt nur über abweichungen vom normalfall berichten.

    • Offizieller Beitrag

    bedenkt man, dass pakistan nuklearmacht ist und ganz nebenbei auch noch durch seine geostrategische lage "hauptnebenakteur im "weltweiten krieg gegen den Terror" (kann/darf man eigentlich ein einem satz mit anführungszeichen noch weitere setzen? kätte eigentlich noch den "krieg gegen den terror", das "neben" und das "weltweit" in anführungsstriche setzen müssen...)


    dass china momentan nicht "mode" ist, liegt wohl eher daran, dass die chinesen verärgert sind, weil die kanzlerin das (dalai) lama hofiert hat und die deutsche wirtschaft einbuÃen befürchtet...

    • Offizieller Beitrag

    übrigens: "diktator chavez" ist vor 10 tagen mit seinem verfassungsreferendum gescheitert. sein versuch (und offenbar nicht nur seiner, denn ein groÃteil der "mittellosen" bevölkerung steht offenbar hinter ihm) venezuela in den "sozialismus des 21. jahrhunderts" zu führen ist dami (zunächst) gescheitert. ziemlich unüblich für so einen bösen kommunistischen diktator hat er seine niederlage anerkannt...


    der demokratisch gewählte "präsident musharaf" hingegen hält noch immer am ausnahmezustand fest. die obersten richter des landes (und massen von oppositionellen) sitzen noch immer im knast...

  • Du wirst doch wohl nicht das böse schlechte (ölliefernde) Venezuela mit dem braven guten (USA-helfenden) Pakistan vergleichen?? 8o




    Warum wird eigentlich Kommunismus immer als böse und schlecht und Kommunist als Schimpfwort benutzt? Ich meine, an sich ist die Idee das Paradies auf Erden, nur halt ohne Religion. Kann mir da mal jemand Aufklärung verschaffen, hängt das noch mit dem nicht überwundenen Klassenfeind zusammen?

    Balancing in Spielen:

    Zitat

    Stein:
    "Papier ist imba, aber Schere ist ok!"

  • theoretisch ist das prinzip des kommunismus ja ganz toll, aber...
    1. man zeige mir auch nur 10 menschen, die ohne an einen vorteil zu denken ihr ganzes leben lang anderen helfen
    ok, 10 findet man vll, aber auf keinen fall ein komplettes land^^
    der mensch ist nun mal hauptsächlich auf den eigenen vorteil bedacht, so dass er nicht jedes mal anderen hilft, wenn er weiss, dass es als "selbstverständlich" angesehen wird...(evolutionstechnisch gesehen durchaus sinnvoll, wär ja dämlich, wenn bei nem brand 100 menschen mehr stürben weil sie versucht haben, anderen zu helfen :D)
    2. dass alle gleich sind, gleich viel vermögen haben (auch wenn es das im kommunismus eigtl nicht mehr gibt, sollte nur ein beispiel sein^^) ist ja auch keine schlechte idee, aber auch hier:
    2.1 menschen wollen nun einmal unterschiedlich sein, was aber nicht geht, wenn eines der obersten prinzipien "gleichheit" ist(natürlich gab es zB. auch in der DDR unterschiede, aber neu gebaute häuser usw waren schon seeehr ähnlich^^) soziale gleichheit ist natürlich was anderes, das wäre schon anzustreben...würde aber auch nicht funktionieren, da
    2.2 menschen immer besser als andere sein wollen, ist ja evolutionstechnisch gesehen durchaus natürlich, aber eben dieser wille "nicht nur gut, sondern besser" ist meines erachtens einer der hauptgründe, warum kommunismus nicht funktionieren kann, jedenfalls solange nicht, bis der mensch diese grundlegene eigenschaft überwunden hat


    soweit meine meinung, wenn einwände aufkommen...ich lass mich gern überzeugen, wenn sie schlüssig sind ;)

    greez eXeKuToR


    Es spielt keine Rolle, ob du Recht hast. Du musst sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, Recht zu haben. (Terry Pratchett)


    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.
    (Tacitus, 55 v. Chr.)

    Einmal editiert, zuletzt von eXeKuToR ()

  • Hast schon vollkommen Recht, nur nicht die Frage beantwortet :P


    Ich weià ebenfalls, das Kommunismus mit Menschen leider nicht möglich ist, wie du bereits richtig sagtest aus evolutionstechnischem Grund: Jeder will mehr haben als der Nachbar, um in Notsituationen besser da zustehen, zu überleben und die Gene als am Best-Angepasster weiterzugeben.

    Balancing in Spielen:

    Zitat

    Stein:
    "Papier ist imba, aber Schere ist ok!"

  • hmm...jetzt wo du's sagst, hätte ich bei so nem langen post tatsächlich auf deine frage eingehen können :rolleyes: ...naja passiert :D


    ich denke mal, dass kommunismus deshalb als "böse" bzw. "schlecht" angesehen wird, weil er nunmal schon einige male ziemlich daneben geraten ist...ich erinnere da an russland, das in der revolution und der zeit des kommunismus mehr menschen verlor als im weltkrieg (ob das jetzt der erste, zweite oder aber beide waren, weiss ich nicht mehr^^), und das hauptsächlich durch bürgerkriege und terror von oben...


    wegen solchen ereignissen und weil schon mehrfach bewiesen wurde, dass der kommunismus mit "unserem typ mensch" einfach nicht klappt wird er meiner meinung nach als "falsch" angesehen

    greez eXeKuToR


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  • Sozialismus!! :besserwisser: Das ist ein Unterschied, "wir" sind bisher noch nie bis zum Kommunismus gekommen. Aber du schreibst die gleichen Gründe, die ich mir bereits dachte (Vergangenheit... und nicht richtige Unterscheidung).

    Balancing in Spielen:

    Zitat

    Stein:
    "Papier ist imba, aber Schere ist ok!"

  • naja, ist ja nicht meine meinung
    ich denke nur, dass es hauptsächlich daran liegt, dass kommunismus als schlecht gilt

    greez eXeKuToR


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    • Offizieller Beitrag

    der kommunismus ist deshalb schlecht, weil er die "besitzverhältnisse" angreift...


    und natürlich gab es bisher noch kein kommunistisches land, auch wenn die sozialistischen länder den kommunismus anstrebten...


    was die anzahl der toten in der sowjetunion vor und nach den weltkriegen angeht: meint ihr nicht, dass es aufgefallen wäre, wenn zwischen 1917 und 1940 wirklich so um die 20-30 millionen menschen ermordet worden wären?
    man sollte da schon mal ein bissl tiefer gucken, als in die alten "kalter-krieg"-gruselgeschichten...

  • naja, doof wenn ma des halt so in geschichte letzte woche (oder vor zwei?) beigebracht bekommen hat^^(also mit den toten mein ich)

    greez eXeKuToR


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  • In der DDR bekam man gelehrt, dass der Kapitalismus eine sich selbst zerstörende Politik sei.
    In der BRD dachte man genau das Gegenteil.
    In einigen USA-Staaten erzählen sie einem im Bio-Unterricht was von Adam und Eva.
    :rolleyes:
    Nicht alles glauben, was man dir erzählt! Auch in der Schule ist man nicht immer ganz objektiv!

    Das Höllische Quartett on the Highway to Hell:
    Nightelf - Zukünftiger Höllenfürst Moosi I
    Lord Otto - Foltermeister, Rechte Hand des Fürsten
    Turin - Zuchtmeister, Linke Hand des Fürsten
    Little Imp - Manadieb des Fürsten

    • Offizieller Beitrag

    das mit adam und eva wird sicher auch bei uns bald so sein. die sogenannten"kreationisten" sind auch in deutschland stark auf dem vormarsch...


    übrigens hatte ich vor ein paar jahren ein ziemlich übles erlebnis mit einem meiner jugendlichen. sein stiefvater war in der dvu aktiv und bei den jugendlichen wurde mal wieder über rechts/links usw. polemisiert. irgendwann äuÃerte er: hitler wäre ja niemals an die macht gekommen, wenn die kommunisten nicht das attentat auf hindenburg verübt hätten...


    ich erstmal völlig perplex und ihn angemacht, dass er nicht die dummheiten seines vaters verbreiten solle. ungläubige blicke, nicht nur von ihm. das hatte er gelern. aber nicht beim nazi-propaganda-abend, sondern im geschichtsunterricht. am gymansium...
    das wurde mir auch von klassenkameraden bestätigt...

  • 8o
    Wow, das darf wirklich nicht vorkommen!
    Ich bin entsetzt!


    Kreationisten auf dem Vormarsch? Ich dachte bei uns hätte die Exegese angeschlagen... Auf welches Beispiel beziehst du dich denn, Bonkel?

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    • Offizieller Beitrag

    speziell z.b. auf thüringen, wo nicht nur kreationisten vom ministerpräsidenten empfangen werden, sondern da darf der Bildungsminister sogar ungestraft fordern, dass man sich das überlegen sollte, ob kindern die sogenannte "wissenschaft" zuzumuten ist. und er meinte damit leider nicht die bibel-geschichten...

  • Na toll!
    Das habe ich noch gar nicht mitbekommen, wie konnte mir sowas entgehen?
    Anscheinend verankert sich immer mehr "American Way of Life" in unserer deutschen Kultur. :motz:
    Ja, Religion ist wirklich Opium für das Volk! Da ist man wirklich heilfroh, Atheist zu sein. Ob Kindern die so genannte "Wissenschaft" zuzumuten ist... Da krieg ich ja Magenkrämpfe! :wall:

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