TdW 06/08 Kosovo und Co.

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    Jeder hat schon von ihnen gehört: Provinzen, Teilstaaten, Regionen, die sich von ihrem derzeitigen Staatsgebilde lossagen und selbst zu einem "Staat" werden wollen. Am bekanntesten sicher momentan das kosovo, aber auch Kurdistan, Tschetschenien oder das Baskenland sind des öfteren in den Medien vertreten.


    Meist nimmt die "Wertegemeinschaft" der westlichen welt Stellung gegen eine solche "Unabhängigkeit", im Falle des Kosovo ist sie (Medienberichten und Aussagen des deutschen AuÃenministers zufolge) anscheinend gewillt, eine ausnahme zu machen. Die USA haben die Anerkennung eines "Staates Kosovo" bereits zugesagt und von der EU entsprechende Schritte "verlangt". Deutschland wird ohnehin wieder zu den Ersten gehören, auf dem Balkan waren wir ja schon immer "vorn dabei"...


    Wie steht man nun aber zu einer solchen Anerkennung? Gutes recht der Kosovaren? Was ist dann aber mit den Kurden und den Basken? Kann man da eine Ausnahme machen, weil ja Serbien nicht zu den "demokratischen" Staaten zählt?


    Und wenn man den Kosovo anerkennt, was ist dann mit all den anderen "Befreiungskämpfen" (Tamilen? Nepalesen?.....)?


    Wird da vielleicht eine Lawine losgetreten, die nicht nur vielen anderen Staaten, sondern auch der "Bundesrepublik Deutschland" immensen schaden zufügen kann?
    Was, wenn sich Bayern und Baden-Würthemberg zu selbständigen Staaten erklären? OK, dafür sind wir ja dank des Grundgesetzes vorbereitet, dann darf die Bundeswehr zur Beibehaltung der Einheit des Staates eingesetzt werden...


    Sind Staaten wie eine "Republik Kosovo" überhaupt lebensfähig? Das Kosovo verfügt ja praktisch über keine eigene Justiz, von "Wirtschaft" zu sprechen wäre ein Hohn und die Polizei besteht zum GroÃteil aus ehemaligen Mitgliedern der UCK, die noch kurz vor dem "Jugoslawien-Krieg" von CIA und BND als "Terror-Organisation" geführt wurde. Haupteinnahmen der "Republik" wären Prostitution und Drogenhandel (natürlich weniger im Kosovo, als bei uns hier...)


    Werden da aus politischen Gründen etwas "Kolonialstaaten der neuen Art" geschaffen, denn ein Land, das in jeder Hinsicht auf "ausländische Hilfe" angewiesen ist, kann wohl kaum souverän handeln...


    Wie steht Ihr zur "deutschen Staatlichkeit"? Lieber die Bundesländer in einer Bundesrepublik, oder etwas kleine Staaten, die jeder für sich "arbeiten"? Bayern hat ja schon desöfteren durchblicken lassen, dass man ohne die finanziellen "Anhängsel" besser klarkommen würde...

  • ich bin in erster Linie für geiches Recht für alle; wenn der Kosovo einen eigenen Staat ausmachen darf, dann auch Kurden und Basken, die Serben innerhalb des Kosovo und die Republik Srpska innerhalb von (wo war das gleich) Bosnien/Herzegowina; auf der anderen Seite ist die Zerstückelung der einzelnen Länder (neben Jugoslawien z.B. auch Tschechoslowakei) absolut sinnlos, wenn doch alles auf einen gemeinsamen europäischen Staat hinausläuft; noch sinnloeser ist es, wenn das Ganze mit Krieg und BlutvergieÃen verbunden ist, und am allersinnlosesten, wenn das Ganze von eigentlich Unbeteiligten (da fällt mir die USA ein, aber unbedingt auch unsere BRD) geschürt wird...

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

  • Ich finde diese Abspaltung nicht gut.


    Wie du, Bonkel, schon schreibst, kann von Infrastruktur und Wirtschaft im Kosovo leider nicht die Rede sein...


    Allein die Tatsache, dass 33% der Bevölkerung unter 15 Jahre ist und mehr als die Hälfte unter 25, zeigt schon, dass sowohl politisch als auch wirtschaftlich der Stand auf eigenen Beinen in der Zukunft nicht gesichert ist...
    Zudem wird zum heutigen Zeitpunkt auch nichts von Kosovo selbst entschieden, sondern es läuft alles über die UN.


    Meines Erachtens würde bei einer Abspaltung nur weitere Probleme, die höchstwahrscheinlich blutig gelöst werden müssen, mit sich bringen.


    Es ist schon ein heikles Thema und man kann nur hoffen, dass sich dieses Thema einigermaÃen friedlich weiterentwickelt...



    GruÃ
    cap

    ”Ihr Narren! Zielt nicht auf die Herzen! Die haben keins!"

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    • Offizieller Beitrag

    während nach dem wahlerfolg des "demokratischen" politikers tadic die "unabhängigkeitserklärung" des kosovo demnächst sicher scheint, entfernt sich das "demokratische" spanien nicht nur immer weiter von einer unabhängigkeit des baskenlandes, selbst von einer angedeuteten autonomie kann kaum die rede sein. verhaftungen, parteiverbote und repressalien gegen andersdenkende verstärken sich im vorfeld der demnächst anstehenden wahlen. eine "linkspartei" wird dann nicht zur wahl stehen. die wurden alle verboten...

  • Was ist nochgleich der Vorteil an einem unabhängigen Baskenland?

    "Da ich mich aber zuwenig damit auskenne, warte ich darauf, dass es einer von euch Freaks rausfindet und die Dummen (also mich) an seiner Erkenntnis Teilhaben lässt."

    • Offizieller Beitrag

    sag du es mir...


    die "vorteile" zu diskutieren war ein punkt des themas. ist aber nicht passiert, also gibt wahrscheinlich keine.


    ich beziehe mich lediglich auf die frage der "gleichberechtigung". mit welchem recht geben die "freien der welt" der einen region einen unabhängigkeitsstatus, während er einer anderen verwehrt wird...

  • mit welchem Recht? Mit dem Recht des Stärkeren :rolleyes:

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

  • ich tippe mal, jetzt wird der Teil vom Kosovo, der gröÃtenteils von Serben bewohnt wird, um seine Unabhängigkeit kämpfen; die werden sie nicht kriegen, dann wird ein Teil dieser Serben flüchten, ein anderer wird vertrieben, dann wird sich die EU mit Deutschland an der Spitze und die USA gegen diese Vertreibungen einsetzen, anschlieÃend Kosovo bombardieren und eine Schutzmacht in diesem Teil Kosovos einsetzen, und irgendwann spaltet sich dieser Teil vom Kosovo ab und wird unabhängig *jawollja*
    das kommt mit Sicherheit so, denn die EU ist ja sicher vorurteilsfrei, und behandelt alle dort gleich!

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

  • Ich halte das für einen Witz. Ein Zwergstaat der kaum Infrastruktur besitzt und ein jähliches Aussenhandelsdefizit von rund einer Milliarde Euro erreicht, ist absolut nicht in der Lage, unabhängig zu existieren. Von daher würde ich grundsätzlich bei allen Staaten, die ein grösseres Aussenhandelsdefizit haben, eine Suveränität nicht anerkennen, bzw. in irgendeiner Form unterstützen. Was wohl im Falle des Kosovo auch auf mehrere Länder zutrifft.

  • Zitat

    Original von AchtBit
    Ich halte das für einen Witz. Ein Zwergstaat der kaum Infrastruktur besitzt und ein jähliches Aussenhandelsdefizit von rund einer Milliarde Euro erreicht, ist absolut nicht in der Lage, unabhängig zu existieren. Von daher würde ich grundsätzlich bei allen Staaten, die ein grösseres Aussenhandelsdefizit haben, eine Suveränität nicht anerkennen, bzw. in irgendeiner Form unterstützen. Was wohl im Falle des Kosovo auch auf mehrere Länder zutrifft.


    Lol, das ist ja mal eine nett Idee, daà es nach dem AuÃenhandelsdefizit geht, wer ein Staat ist und wer nicht. :daumen: Nur:
    - welchem Land wird dieses "staatenlose" Gebiet dann zugeschlagen?
    - und wie machst du z.B. den Amis klar, daà sie dann kein Staat mehr sind... :P

  • Zitat

    Original von SilVi
    Lol, das ist ja mal eine nett Idee, daà es nach dem AuÃenhandelsdefizit geht, wer ein Staat ist und wer nicht. :daumen: Nur:
    - welchem Land wird dieses "staatenlose" Gebiet dann zugeschlagen?
    - und wie machst du z.B. den Amis klar, daà sie dann kein Staat mehr sind... :P


    Wie kommst du auf die USA? Deren Defizit entspricht etwa 10% im Verhältnis zum Brutto Inland Produkt und nicht 90% wie im Kosovo.


    Dabei beinhaltet die Angabe keine Zahlen vom Waffenhandel der USA. Und das ist wahrscheinlich der Exportschlager, der USA.


    Also von daher ist deren Defizit gar nicht so gross wie es scheint.


    Der Kosovo bringt ohne Entwicklungshilfe allein nichts auf die Reihe.
    DAs ist meine Vorhersage zum Thema Kosovo.

  • Hart ausgedrückt:


    Mit welchem Recht will man es ihnen verbieten, ob die da drin sterben, weil sie keine Nahrung oder kein Wasser haben, mit welchem Recht verbietet man ihnen die Freiheit/Souverenität?


    Wenn sie (der GroÃteil) es so wollen. Zumal die Balkanregion/Jugoslawien eh ein sehr heikles Gebiet ist, wo jeder seinen Nachbarn aus irgendwelchen geschichtlichen Verwicklungen hasst und die Kosvoraner(wie heiÃen die denn "richtig"?) wurden von den Serben ziemlich unterdrückt.

    Balancing in Spielen:

    Zitat

    Stein:
    "Papier ist imba, aber Schere ist ok!"

    Einmal editiert, zuletzt von Drache ()

    • Offizieller Beitrag

    wurden sie? woher weiÃt du das? und wie lange wurden sie unterdrückt? 10 jahre? 20 jahre? 100 oder vielleciht tausend jahre?


    das kosovo gehört geschichtlich gesehen schon einige hundert jahre zu serbien. die "albanischstämmige" bevölkerung ist so ca. seit anfang des letzten jahrhundert erst verstärkt in die region gekommen. zwischendurch (2. WK) gab es eine zeit, in der die "albaner" (sie wurden ja groÃzügig "groÃ-albanien" zugeschlagen) einige sehr schlimme dinge mit den serben, roma und anderen bewohnern der region angestellt haben. in tito-jugoslawien hatte die provinz eine weitreichende autonomie mit eigener sprache, schulen usw.
    selbst unter milosevic war die autonomie ja nicht aufgehoben, sie wurde später aber eingeschränkt, da den "kosovaren" der status nicht ausreichte. es kam zu kampfhandlungen zwischen serbischen "sicherheitskräften" und "freiheitskämpfern/terroristen" verschiedener gruppierungen (bekannteste ist wohl die UCK)...


    ich denke nicht, dass sich das recht auf eine eigene "staatlichkeit" darauf begründet, dass man in einem bestimmten gebiet die mehrzahl der einwohner stellt, oder dass einem ein unrecht widerfahren ist. "Staaten" haben eine verfassung, auÃerdem gibt es internationale verträge. hier ist eindeutig geregelt, was, wie, wann usw. passieren muss, um eigene "staatlichkeit" zu erringen.
    und genau hier ist im falle "kosovo" das groÃe problem. es wird sich über uno-resulotionen, verträge und über die verfassung (serbiens) hinweggesetzt und einfach ein neues recht geschaffen.


    warum wollen wohl ausgerechnet russland, china, spanien, griechenland (und viele andere) den "neuen staat" nicht anerkennen? aus "selbstschutz", denn die meisten dieser staaten "kämpfen selbst gegen autonomiebestrebungen von regionen, bundesländern oder wie auch immer.


    mit dem kosovo wurde ein präzedensfall gescahffen, der die heutige "ordnung" der welt ziemlich durcheinanderwirbeln könnte...

  • ich bin auch der meinung, wenn ein "staat" nicht von selbst (bzw. ohne all zu viel hilfe; etwas ist ja ok, aber wenn die hilfe der EU milliarden betragen soll und noch nicht abzusehen ist, wann sie eingestellt werden kann, ist das doch schwachsinnig) überleben kann, sollte es kein staat werden...und wenn es noch so viele geschichtliche gründe dafür gibt!
    genausogut könnte sich Baden von Deutschland los sagen...Baden war schliesslich vor dem "Deutschen Reich" ein eigener staat-und noch dazu 10mal überlebensfähiger als das Kosovo! (und Baden als eigenen staat würde wahrscheinlich kein land anerkennen-warum also das Kosovo?)


    also ich finde, das ist totaler quatsch :wall:

    greez eXeKuToR


    Es spielt keine Rolle, ob du Recht hast. Du musst sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, Recht zu haben. (Terry Pratchett)


    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.
    (Tacitus, 55 v. Chr.)

  • Dann lass mal den Rest der Deutschen in BaWü ein Massaker anrichten.
    Am Besten an Frauen, Kindern und alten Menschen.
    Vielleicht änderst Du dann Deine Meinung.


    Sowas können die mutigen Serben besonders gut.
    Ich freue mich für den Kosovo, dass sie sich endlich von diesen Kriegsverbrechern losgesagt haben!!!


    @OnkelB
    Alte Geschichte ist für mich irrelevant.
    Wen interessiert schon was vor 100 Jahren war?
    Vor 100 Jahren sah Europa ganz anders aus.


    Jetzt jedenfalls sind die Kosovoalbaner in der Ãberzahl.
    Und selbst wenn es nicht so wäre: Niemand muss sich Unterdrückung und Verfolgung gefallen lassen. Selbst wenn seine Vorfahren den gleichen Mist gemacht haben.
    Es würde sich ja kein Deutscher sowas gefallen lassen nur weil unsere Vorfahen Nazis wahren...

  • Anonymer,
    von den Vertreibungen von SERBEN aus dem Kosovo durch die UCK (nach dem NATO-Einmarsch natürlich) hast du doch aber sicher auch gehört, oder? Und von Morden der UCK-Kämpfer an Serben nach dem Einmarsch? Und das ein paar dieser Anführer wegen solcher Verbrechen sogar in Den Haag angeklagt waren (aber natürlich nicht verurteilt) ?
    Von Massakern von Serben an kosovoalbanischen Frauen, Kindern und Greisen hab ich irgendwie noch nicht gehört; ansonsten hat die mutige UCK auch schon in anderen exjugoslawischen Staaten 'gearbeitet' - da kannst du doch eigentlich nicht mit Vertreibungen durch Serben argumentieren, oder?

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

  • danke an Andrean, so viel hätt ich dazu doch nicht mehr gewusst^^
    ausserdem:
    selbst wenn sich das Kosovo mit gutem grund von Serbien lossagt: wie gehts weiter?
    soll das Kosovo jetzt von der EU durchgefüttert werden, weil sie von den Serben unterdrückt wurden? freiheitsstreben schön und gut, aber man sollte dann auch wirklich frei sein und nicht finanziell zu fast 100% von anderen ländern abhängig -.-

    greez eXeKuToR


    Es spielt keine Rolle, ob du Recht hast. Du musst sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, Recht zu haben. (Terry Pratchett)


    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.
    (Tacitus, 55 v. Chr.)