TdW 39/08 "Bi-Ba-Banküberfall" oder so...

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    Anfang des Jahres wurde die "deutsche" IKB mit knapp 10 Milliarden Euro "gerettet". Jetzt fand sich anscheinend ein Käufer für die Bank; immerhin 300 Millionen sollen für den Kauf der Bank über den Tisch gehen...


    350 Millionen Euro haben (offenbar verwirrte) Mitarbeiter der KfW einer insolventen Bank in den USA (Lehmann Brothers) hinterhergeworfen. Man hat die Situation der Bank wohl "falsch eingeschätzt", so heisst es...


    In den USA hat ein kleines "Bankensterben" eingesetzt, darüber hinaus eine ganz große Verstaatlichungs-Welle. Natürlich werden nicht die Banken an sich verstaatlicht, sondern nur die Verluste/Schulden...


    700 Milliarden $ will die US-Regierung investieren, um die marode Finanzwirtschaft zu gesunden. Mindestens. Und natürlich wird die Weltgemeinschaft aufgefordert, sich an den Kosten zu beteiligen. Der US-Finanzminister soll umfassende Befugnisse erhalten, die ihn zu einer Art Finanz-Gott machen. Nun gut, als Millionär (600 Millionen US $ Privatvermögen) ist er natürlich den Umgang mit größeren Summen gewohnt...


    Doch trotz aller Bemühungen und der von oben befohlenen Solidarität der Arbeiter, Angestellten und Mittelständler mit den Superreichen scheint sich die Krise immer mehr fortzusetzen.


    Wann wird die Krise Deutschland ernsthaft erreichen? Oder kann sie das vielleicht gar nicht, weil "unser" Finanzsystem besser ist?
    Was erwartet uns, wenn die Krise doch noch kommt? Inflation? Noch höhere Arbeitslosigkeit?
    Würde es auch bei uns so sein, dass die Regierung die Schulden der Banken auf die Bevölkerung abladen würde (OK, ist ja bereits mehrfach passiert; allerdings nicht in einem solchen Rahmen?
    Was würde dann aus unseren Sparkonten, aus denen unserer Kinder? Und was wird aus Eigenheim und Eigentumswohnung? Was mit dem Autokredit?


    Habt Ihr Angst vor einer solchen Krise? Wie bereitet Ihr Euch darauf vor? Schnell noch mal einen neuen Computer gekauft, so wie ich?
    Oder lässt Euch das Ganze kalt, weil es nicht so weit kommen wird?

  • Also, jetzt ohne den Hintergrund ordentlich zu recherchieren, ich tu nichts!!


    Das hat jetzt aber nichts mit Desinteresse oder Befürchtungen oder Hoffnungen zu tun, sondern ...


    Ich hab einfach sowieso kein Geld übrig :(. 4 Kinder, eine Frau, ein Auto und ein (Miet)Haus lassen mir einfach kein Geld übrig. Meistens muss ich die letzte Woche im Monat sehen, wo das Essen herkommt.


    Insofern, kann unsere Wirtschaft den Bach runter gehen oder erstarken, ich kann nichts dran ändern und auch mich nicht an irgendwas ranhängen, ich muss sehen, wo meine Familie ihr Essen her bekommt und bin froh, wenn ich mir einmal im Jahr ein neues Spiel leisten kann (Dieses Jahr würde ich gerne 2 haben (Kings Bounty und Fallout 3), was aber wahrscheinlich nicht machbar ist :( )

  • 1. wieder mal ein sehr interessantes Thema;
    allerdings fehlen noch ein paar Fakten: Offiziell in den Medien genannt wird die Zahl von 700 Milliarden Dollar - in dem verabschiedeten Gesetz steht aber was von 'kein Limit' - können also problemlos 1500 Millarden werden;
    2. Diese Möglichkeit, faule Kredite abzustoßen steht (verständlicherweise) nur Banken mit Hauptsitz in den USA zu; nun haben aber auch diverse andere Banken faule Kredite im Keller; diese haben damit also diverse Optionen: sie können sich von einer Bank mit Sitz in den USA aufkaufen lassen (danach gehört dann die Masse der Banken den USA ???); sie können ihre faulen Kredite sagen wir für 10% des Nennwertes einer US-Bank verkaufen, die dann ihrerseits vom US-Staat vielleicht 70% des Nennwertes bekommt - Klasse-Geschäft für die US-Bank, wonach sie vielleicht die andere Bank aufkaufen kann, da ja deren Aktien ordentlich fallen, während die der US-Bank ordentlich steigen... dritte Möglichkeit ist, daß die Eigentümer solange in den Medien über diesen Wettbewerbsnachteil weinen, bis sich Merkel und Co erbarmen, und auch den deutschen Investment-Banken einige Hundert Milliarden hinterherwerfen ...


    Achja, und damit noch was Konstruktives kommt: Die Investment-Blase, die jetzt geplatzt ist, war in meinen Augen eine äußerst ungesunde Entwicklung: da man mit solchen Konstruktionen eine Wahnsinnsrendite 'erwirtschaften' konnte, sind diverse Manager von eigentlich ordentlichen Firmen auf diesen Zug aufgesprungen, und erwarteten, daß ihr Unternehmen (von Banken, Telekom, Bahn, Siemens, ...) ebensolche Renditen erwirtschaften, wofür Preise ordentlich erhöht (Bahn), Leute entlassen und Löhne gesenkt werden mußten; diese ungesunde Entwicklung hätte jetzt gestoppt werden können, wenn diese Banken (Hedgefonds etc.) mal eben gecrasht wären - dann wären die erwünschten Renditen wieder auf ein Normalmaß gegangen, und die Abwärtsspirale bei den Löhnen vielleicht gestoppt worden - naja, vielleicht beim nächsten Mal, wenn die Amerikaner endgültig pleite sind, oder kein Papier mehr zum Dollars nachdrucken haben ...

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Onkel B
    In den USA hat ein kleines "Bankensterben" eingesetzt, darüber hinaus eine ganz große Verstaatlichungs-Welle. Natürlich werden nicht die Banken an sich verstaatlicht, sondern nur die Verluste/Schulden...


    Das den Amerikanern ihre marode Wirtschaft erst klar geworden ist, als die Bush's mit ihren Kriegen das letzte Geld verpulvert hatten, ist komplett deren Schuld und wundert mich auch nicht, es freut mich sogar, keinem tut derartiger Machtanspruch gut, also können die USA ihre Position der westlichen Weltmacht ruhig mal wieder an Europa abtreten und wieder zur Kolonie werden. :D
    Mich stört an dem ganzen Thema schlichtweg, dass einige Idioten die hiesige Finanzwirtschaft mit ihre persönlichen Interessen gefährden, die sollen gefälligst ihr Privatvermögen aufs Spiel setzten und nicht fremdes Vermögen was in die Obhut der von ihnen geführten Banken gegeben wurde.

  • Also, zuallererst finde ich es recht befremdlich, wenn in der breiten Öffentlichkeit ein jeder zum Spezialisten für das Weltfinanznetz wird und Prognosen auf 10 Jahre in die Zukunft abgeben kann. Ich für mich halte es so, dass ich genug weiß, um zu wissen, dass ich zu wenig weiß um auf "Fachmann" zu machen. :besserwisser:


    Alleine die Unterscheidung der bisherigen Phasen der aktuellen Krise der Finanzunternehmen wird ja schon nicht mehr berücksichtigt:


    1. Phase: Ausfall hochriskanter privater Immobilienfinanzierungen in den USA
    2. Phase: Wertberichtigungsbedarf auf diese verbrieften Forderungen
    3. Phase: Verschärfung der Krise auf dem Immobilienmarkt der USA, dadurch werden auch Finanzierungen, die bisher noch als "normal" riskant eingestuft wurden, ausfallbedroht
    4. Phase: Wertberichtigungsbedarf auch für diese verbriefte Forderungen
    5. Phase: Banken in der ganzen Welt benötigen Kapital, da die Wertberichtigungen riesige Löcher in die Bilanzen reißen. Dieses bewirkt Misstrauen über die Zahlungsfähigkeit der Banken. Interbankenkredite werden seltener und teuerer.
    6. Phase: Refinanzierungsmöglichkeiten bleiben schwer, erste Insolvenzandrohungen am Horizont
    7. Phase "Put-Optionen" feuern den Negativtrend an den Weltbörsen weiter an.
    8. Phase: Erste Insolvenzen/Notaufkäufe bei Investmentbanken
    9. Phase: Wertberichtigungsbedarf bei den betroffenen Interbankenkrediten
    10. Phase: Domino-Effekt; weitere Insolvenzen (bzw. Verstaatlichugnen) folgen


    Jede der o.g. Phasen ist allein für sich schon eine Doktorarbeit für Volks- oder Betriebswirte und ich bin mir sicher, dass ich da noch nichteinmal alles Wesentliche aufgeführt habe.


    Was mich aber viel mehr an der Sache interessiert ist das Verhalten der Politik und da muss ich nun ja mal zugeben, dass ich bisher it der dt. Regierung diesbzüglich sehr zufrieden bin (ich glaube selber nicht, dass ich das tatsächlich so schreibe :rolleyes:). Viele haben oft über die vom Wirtschaftswachstum völlig losgelöste Renditeerwartung im Investmentbereich gesprochen und dabei selber immer kein Auge auf die Risiken geworfen. Nun zeigt sich wieder, dass das uralte Gesetz der Finanzen, dass Rendite nur über Risiko zu erzielen ist, brandaktuell ist. Rendite ist immer um die Risikokosten zu bereiigen und genau das geschieht wohl nun gerade. Wenn jetzt der Staat brav still hält, macht er m.E. alles richtig. Ein Milliardenpaket als Unterstützung zu schnüren wäre daher m.E. auch in vielerlei Hinsicht ein völlig falsches Vorgehen. Ich lassen den Steuerzahler die Rsisikokosten zahlen, unterstütze ein "totes" Geschäft und werfe schlechtem geld noch gutes hinterher. Die gesellschaftlichen Auswirkungen wären sicher auch noch Inhalt für zwei weitere Doktorarbeiten, aber nur soviel von mir: ich befürchte für den Fall des staatlichen Eingreifens einen Erdrutsch nach links.

    • Offizieller Beitrag

    Dein Wort in Gottes Gehörgang. Nur, dass die deutsche Politik nicht "darüber redet", heißt nicht, dass sie nicht trotzdem vielleicht hunderte Millionen an Euronen aus dem Staatssäckel an die Spekulanten überweist. Rettung von "Bank X" wird dann kurz und knapp in den Abendnachrichten berichtet...


    Übrigens hat sich die "ruhige Stimmung" unseres Finanzministers anscheinend auch schon wieder geändert. Seine gestrigen Statements klangen ganz anders, als noch vor 3 oder 4 Tagen...


    Ich hab Angst...

  • naja, momentan ist meine größte sorge eigtl. auch, dass wir uns wiedermal von den armen, armen Amis überreden lassen, ihnen zu helfen (unschuldige opfer böser mächte, die sie sind)...
    hoffentlich bleibt frau Merkel jetzt mal bei ihrer bisherigen meinung (ist die noch aktuell???), die Amis sollen ihren mist gefälligst selbst ausbügeln...auch wenn ich nicht so recht dran glauben kann, bisher mussten die Amis doch nur kurz bitte sagen und schon sind alle gesprungen :wall:

    greez eXeKuToR


    Es spielt keine Rolle, ob du Recht hast. Du musst sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, Recht zu haben. (Terry Pratchett)


    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.
    (Tacitus, 55 v. Chr.)

  • Zitat

    Original von eXeKuToR
    [...] bisher mussten die Amis doch nur kurz bitte sagen und schon sind alle gesprungen :wall:


    Inwiefern?


    Denke ich an Irak-Krieg, an Kämpfen in Afghanistan etc. Wo sind wir da "gesprungen"? Oder wen meinst du mit "alle"?

  • Tobius:
    natürlich haben nicht "alle" im Irakkrieg mitgekämpft...aber dafür, dass die USA eigtl. am meisten niedergebombt haben, baute bzw. baut immer noch u.a. (nicht nur) Dtld. recht viel wieder auf...

    greez eXeKuToR


    Es spielt keine Rolle, ob du Recht hast. Du musst sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, Recht zu haben. (Terry Pratchett)


    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.
    (Tacitus, 55 v. Chr.)

  • Es ist ja nun mal klar und bewiesen: Im Kapitalismus wird der Mensch vom Menschen ausgebeutet! Hurraaaah: Im realen Sozialismus ist das genau umgekehrt!
    Und jetzt: Die Goldzähne raus aus dem Kiefer, von der Bundesbank gibt es keine Unze mehr trotz heftigster Nachfrage!
    Aber Spaß beiseite, für mich war wirklich erschreckend nur, daß die Sicherungsmechanismen .....
    Kannste vergessen, das Wort!
    Gruß, frifix.

    • Offizieller Beitrag

    Da hast Du ja sowas von recht. Honnecker lebte in einem Bungalow, hatte eine Sauna und ne Porno-Sammlung. Und wir normalen Bürgen mussten in einer 20-Mark-Wohnung (und das war schon teuer) leben...


    Ich persönlich glaube, dass die "Verwerfungen" des Kapitalismus heute nicht so stark wären, würde es die "sozialistischen" (waren ja leider nicht wirklich sozialistisch) Nachbarn noch geben...

    • Offizieller Beitrag

    Naja, ums Sterben ging es in dem Film wohl eher weniger. Aber die geschilderte Tendenz, dass kleine, bankrott gegangene (bzw. bankrott gegangen wurdene) Banke von den Großbanken aufgekauft werden ist ja eingetreten. Die Banken sind ja nicht irgendwie verschwunden, sondern wurden "übernommen"...


    und wenn man an den Plan des US-Finanzministers denkt...

  • Zitat

    Original von Andrean
    ... dritte Möglichkeit ist, daß die Eigentümer solange in den Medien über diesen Wettbewerbsnachteil weinen, bis sich Merkel und Co erbarmen, und auch den deutschen Investment-Banken einige Hundert Milliarden hinterherwerfen ...


    hab ichs nicht gesagt ?!

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)