Wir hatten lange kein Thema der Woche mehr...
Es klingt Absurd. Eine Infektionskrankheit, gegen die seit den späten Sechzigern, frühen Siebzigern - also seit gut 45 Jahren - ein Impfstoff verfügbar ist, welcher sich in 99 % der Fälle als wirksam erweist (deutsche Quelle; 98-95 % US/UK Quelle), ist wieder auf dem Vormatsch: Masern. Dem epidemiologischen Bulletin (2013) des Robert Koch Instituts zufolge könnten Masern in Deutschland bald wieder endemisch werden (letzte Ausbrüche Mitte 2013). Im medialen Interesse ist hierzu aber eher der aktuelle Ausbruch in den USA, die grausige Folge des Anti-Vaccination-Movements. Anti-Vaxxers bashen ist zu einer Art Internet-Sport geworden, aber wie immer hat man das Gefühl, dass viele gar nicht wissen, worum es eigentlich geht.
So nah und doch so fern. Masern verbreiten sich rasant. Ein Ausbruch kommt immer gleich mit einer guten Chance auf eine Epedemie. Aber sie sind impfbar. Der Impfstoff wirkt besser als so manch anderer (Bsp.: Grippeimpfungen) und Statistiken von 2010 zufolge ist selbst in Afrika jeder zweite geimpft. 2011 verkündete die Pan American Health Organisation, dass Masern in Latein-Amerka ausgerottet seien. Wie kommt es also, dass ausgerechnet im Westen es immer wieder zu Ausbrüchen kommt?
William Schaffner, ein Professor der Vanderbilt University (Nashville, Tennesee, US) beschrieb den ganzen Umstand mit den wundervollen Worten "We have become prisoners of our own success. Nobody knows what measles is." (~>"Wir sind Gefangene unseres eigenen Erfolges geworden. Niemand weiß [mehr], was Masern sind."). Zwei Generationen haben Masern nicht mehr erlebt. Aus einer Mischung aus Misstrauen, Ignoranz und fehlgeleiteten Aktivismus stieg das so genannte Anti-Vaccination-Movement ('Anti-Impf-Bewegung') hevor und stützt sich auf ein Musterbeispiel an wissenschaftlichem Fehlverhalten "Impfen ruft Autismus hervor" eine inzwischen wegen nachweislichem Betrug zurückgezogene Publikation und mittlerweile ein Gespenst, das man nicht mehr so leicht los wird. Man weiß nicht, was Autismus hervorruft, es gibt aber keinerlei Hinweise, darauf, dass es Impfstoffe sind. Persönlich würde ich das unentwegliche mediale Dauerfeuer dem wir inzwischen ausgesetzt sind dafür verantwortlich machen, aber wie gesagt, das ist nur eine Meinung.
Jedem der des Englischen mächtig ist empfehle ich folgende Artikel:
The Anti-Vaccine Generation: How Movement Against Shots Got Its Start
Your Measly and Vaccination Questions Answered
Nun, Meinungen?