Vielen Dank.
Letzte Woche beschloss das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur Pflegeversicherung.
Auf der website der Regierung wird er freilich sehr positiv präsentiert: Link
Die drei wichtigsten Punkte sind wohl
- Verbesserung der ambulanten Pflege
- Erhöhung des Pflegegeldes
- Erhöhung des Beitragssatz von 1,70% auf 1,95%
Ich finde es begrüÃenswert, dass Familien, die ihre Angehörigen selbst pflegen künfitg besser unterstützt werden. Dadurch haben die betroffenen mehr Spielraum mehr Freiraum bei der Entscheidung zwischen Pflege im Heim und ambulanter Pflege.
Meiner eigenen Oma geht es zum Beispiel bei uns zu Hause wesentlich besser als es im Heim der Fall war. Andere Menschen möchten vielleicht lieber im Heim leben als ihren Liebsten täglich zur Last zu fallen.
Deshalb halte ich, wie gesagt, individuelle Entscheidungsmöglichkeiten für wichtig.
Bei der Finanzierung muss man, selbst falls jemand eine geniale Idee* zur Verbesserung des Kosten/Leistungs - Verhältnisses hat, in mindestens einen der drei sauren Ãpfel
1. Reduzierung der Leistung
2. Erhöhung der Beiträge
3. Belastung der staatlichen Haushalte
beiÃen.
Für mich kommt da eigentlich nur 2. in Frage, denn 1. ginge zu Lasten der Schwächsten und auch 3. ist wegen der hohen Staatsschulden für mich inakzeptabel.
Also plädiere ich hier quasi für höhere Lohnnebenkosten und verschärfe damit das vielleicht übelste Problem der deutschen Volkswirtschaft.
Aber ich finde, angesichts der Tatsache dass niemand ausschlieÃen kann eines tages Pflegefall zu sein sind 1,95% wenig im Vergleich zu dem was für Renten- und Arbeitslosigkeitsversicherung drauf geht.
Um die Lohnnebenkosten zu senken, ist meiner Meinung nach dort anzusetzen (ist natürlich leichter gesagt als getan, aber ich will jetzt nicht zu sehr vom Kernthema abweichen).
Insofern finde ich den Gesetzentwurf auch was diesen Aspekt betrifft tendenziell gut. Aber dass durch die zusätzlichen 0,25% die Finanzierung der Pflegeversicherung gesichert sein soll, halte ich für Augenwischerei.
Hier wurde wohl um Wirtschaft und Beitragszahler nicht zu sehr zu verärgern, mal wieder ein Problem vertagt und damit verschlimmert.
Zur Situation in dem Heimen: Viel hängt natürlich vom Personal und den einzelnen Heimleitungen ab. Wenn individuell geschlampt wird, kann man nicht Politikern die Schuld geben. Aber wenn durch immer mehr Personaleinsparungen Pflegekräfte überfordert sind, oder z.B. Tätigkeiten die zu zweit gemacht werden müssten nur von einer Person erledigt werden und dadurch ein Risiko entsteht, ist der Fehler sehr wohl in der
Unterfinanzierung zu suchen. Also wer mal ein Heim von innen gesehen hat wird bestimmt bereit sein auch 1% mehr Pflegebeitrag zu zahlen.
Mein Fazit lautet: Der Gesetzentwurf ist ein Schritt in die absolut richtige Richtung, aber leider ein viel zu kurzer.
Jetzt seid Ihr gefragt: Wie steht ihr zu Pflegereform ? Habt ihr selbst pflegebedürftige Verwandte ? Falls ihr selbst Pflegefälle wäret ( was wir natürlich niemandem wünschen ), würdet ihr lieber in einem Heim oder zu Hause leben ? Ich persönlich käme wahrscheinlich in einem Heim mit anständiger Pflege ganz gut klar, weil ich dann Leute ähnlichen Alters und Schicksals um mich hätte.
*gibt es sogar und heiÃt Prävention, wirkt allerdings zeitverzögert und wird kaum bemerkt, daher nicht so beliebt.