Habe ich dich richtig versanden, Grumpy, dass dir in der "neuen" Fantasy das "je ne sais quoi", die Seele, fehlt, oder meinst du das Genre an sich? Falls ersteres, unterschreibe ich sofort, bei zweiterem wirds wohl herauslaufen auf "Geschmackssache,jedem das seine".
Das ganze Genre geht langsam den Bach runter, aus dem ganz einfachen Grund, dass die Verlage und die zuständigen Lektoren glauben, dass wir, die Konsumenten, diesen ... Brei wollen, und weil Fantasy, trotz Tolkien-Narnia-Eragon- und Harry Potter-Hype, als Genre für die Minderbemittelten, die mit der richtigen Welt nicht klarkommen, gilt - die kann man doch nicht mit schweren sozialen Problemen und komplexen Botschaften belasten!
Da kann das Manuskript noch so gut geschrieben sein, die Geschichte noch so neu und innovativ - wenn der Lektor sagt "Das ist zu schwere Kost, nicht verkäuflich, die Elfinnen haben zu viel an, und warum werfen die Armeen die Schwerter weg und gehen pflügen? Streich mal hier die Introspektive, versteht doch eh keiner, und gib mir mehr Blut" geht ein weiterer potentieller Klassiker in die Schublade, und " Die Rückkehr der wiedergekehrten Rachezwerge" kommt auf den Markt*.
Wenns dann mal jemand mit ner Idee und nem Ansatz von Substanz schafft, wird jeder folgende Band des Autors / der Autorin so lange redigiert, bis auch ganz bestimmt der vermutete Massengeschmack getroffen ist.
Beispiele dafür gibts genug, angefangen bei Eragon, aufgehört beim Potter - bei Potter sogar deutlicher, man merkt deutlich, dass im Hinterkopf die Kameras liefen, denn es sollte ja weiter verfilmt werden!
So, warum verkauft sich das nun so gut?
Hmm, ich kaufe eher wenig, unsere Stadtbücherei ist ganz gut sortiert, und ich sehe nicht ein, dass ich (relativ) viel Geld für ein Buch ausgebe, bei dem ich das hinterher bereue, weil ich beim Lesen das Gefühl hatte, den xten Aufguss der bekannten Themen vor mir zu haben oder weil das Werk eben derartig flach war, dass man kaum Platz im Regal dafür braucht . Orks/Elfen/Zwerge und Co waren da in der Tat ne nette Abwechslung, aber EIN Band pro Rasse hätte gereicht - bei den Nachfolgern griff nämlich schon wieder das Glätten, Bügeln und anpassen...
Das Zeug verkauft sich gut denn es liest sich leicht, schnell und unkompliziert, ausserdem ists cooler als der "Steppenwolf" oder ähnliches... **
Irgendwie ists hier heute zu heiss um Gedanken in kurze Aussagen zu packen, bevor ich den grossen Fehler jedes Autoren mache (Wiederholung über Wiederholung des gleichen Gedankens), noch ne kurze Erklärung für Tobius:
Der "Herr der Ringe" ist stellenweise durchaus schlecht geschrieben - nicht sprachlich, aber stilistisch-inhaltlich. Die "Eowin schmachtet"-Szenen zum Beispiel sind wahrhaftig noch unter Courths-Mahler-Niveau,
eine Qual zu lesen (auch im Original) - und wahrscheinlich wars für Tolkien ebenso quälend, diese zweite Lovestoryline einzuarbeiten (da war doch bestimmt n Lektor am Werk: "Blut ist genug drin, aber wir brauchen noch mehr Sex...").
Streckenweise neigte Tolkien doch zur Langatmigkeit, das eine oder andere hätte man durchaus straffen können (aber nicht müssen ), Legolas' "tiefsinnige Aussagen" hätten auch nicht alle sein müssen (oder bin ich da jetzt beim Film? Habs, wie gesagt, in diesem Jahr noch nicht gelesen...).
Ich verehre Tolkien und sein Werk, trotzdem hatte er als Autor eben auch seine Schwächen (siehe oben), der gute Mann war eben Philologe im Hauptberuf, kein Romanautor... ABER sein Werk, im Ganzen wie in Fragmenten auf Serviette, hat eben das, was ein gutes Buch, egal welchen Genres, ausmacht: Eine neue Idee, sympathische Charaktere, wunderbaren Umgang mit der Sprache, sogar diverse Botschaften finden sich.Kurz gesagt, es hat Seele - und Herzblut und Liebe in der Entstehung, vielleicht fehlt das unseren Autoren heute einfach...
*Nix gegen "Die Orks/Zwerge/Elfen/Halblinge/Trolle",aber die lesen sich eben wie ne Tüte Popcorn - gut, Pratchett auch, aber das ist Absicht