Bekommen eigentlich grundsätzlich nur Hollywoodfilme auch Oscars von Dir Mentat?
Ich hab nicht großartig Ahnung von Filmen, aber Inception ist definitiv mittelklassig. Das ist nicht einfach eine Meinung, ich will das auch begründen. Dass es Geschmack gibt, den man auch respektieren muss oder man ganz simpel eine falsche Erwartungshaltung vor einem Film haben kann, ist auch mir bekannt. Filme sind aber derart komplex, dass sich durchaus auch einfach "technische" Fehler erkennen lassen.
Wer jetzt gerade nicht unglaubliche Langeweile verspürt oder sein Zimmer mit Inception-Postern vollgeklastert hat, kann meine Begründung auch getrost überspringen, alle anderen sollten sich erstmal nen Kaffee holen und Musik anmachen...
Also, wo fange ich an? Vielleicht erstmal erregte Gemüter beruhigen: Ich habe Inception wirklich wohlwollend entgegen geblickt, aber schlussendlich saß ich dann mit einem schalen Geschmack im Kino. Das ganz große Problem bei Inception ist, dass er während des Verlaufs eine unglaublich hohe Erwartungshaltung erzeugt, die sich dann im Ende als unerfüllbar erweist. Die Basisidee ist zugegebenermaßen großartig. Sich mit der Entstehung von Gedanken und dem Inhalt von Träumen in einer Art Science-Fiction zu befassen hat mich wirklich begeistert. Das war dann aber auch schon so ziemlich alles Positive, was sich über den Film sagen lässt. Na gut: Bildgewaltig war er auch, ich bin also nicht im Kino eingeschlafen, von Langeweile kann auch keine Rede sein. (Für eine Analyse der Kameraführung ist es zu lange her, ich habe ihn nur einmal gesehen...)
Der Film beginnt mit einer angenehmen und höchst stimulierenden Prise von Verwirrung, was ja auch viele Zuschauer dazu veranlasst hat, ihn im Nachhinein auf das Podest der Ehrfurcht zu heben. Aber er ist eben in keiner Weise konsequent. Gerade aber weil Inception auch mit dem Motiv des Labyrinths ein gewisses Image aufgebaut hat, war ich damals motiviert, ihn auch aufmerksam zu schauen. Das Ergebnis: Nach etwa der Hälfte des Filmes war das Konzept der Traumebenen und Gedankenentstehung bestens durchschaut und wurde ersatzlos fallen gelassen, weder gesteigert noch vertieft. Und das bei dem Potenzial! Er flacht einfach zu einem Film mit ein wenig Gangsteraction in einer vollkommen fixierten Rollenverteilung innerhalb eines stupiden Einsatzkommandos ab. Überhaupt war der Film unglaublich durchschaubar. Es haben sich selten so viele meiner Vermutungen bestätigt wie bei Inception, aber man kann ihm zu Gute halten, überhaupt zu Vermutungen angeregt zu haben...Weiter im Text: Dass die Personen menschlich sind nimmt man eigentlich nur dem Hauptprotagonisten ab. Die Studentin dient von Anfang an nur als persönliche Psychotante und durchläuft wie übrigens keiner der Charaktere eine Entwicklung. (Tschuldige Nautilus, ist nicht meine Art, Informationen zu wiederholen, aber das Schreiben hat zu lange gedauert, hab deinen Post nicht mehr gelesen) Die Rolle von DiCaprios Frau ist mit der ersten Begegnung der Studentin in DiCaprios Traumwelt erschöpfend erklärt...(und damit auch sein "Geheimnis" der ersten Inception) Und weil dann nebenbei noch so viel Zeit bleibt, kommt man auch noch in Verlegenheit über die unglaubwürdig dargestellte, erfundene Gedankenwelt des verlorenen Ehepaares sowie dem hartnäckig nicht-auftauchenden Hauptmotiv des Films, das Labyrinth, nachzudenken, welchem der zu Anfang noch so wichtige Architekt eigentlich nachkommen sollte. Dass dann doch Verwirrung aufkommt liegt eher an den kleinen Logikfehlern des Drehbuchs, wie zB. das Alter DiCaprios, als er sich in der Traumwelt auf die Schienen legt...Das von einigen meiner Freunde gefeierte offene Ende ist absolut keines, die Kinder haben sich in der letzten Szene zu ihm umgedreht, was in der Traumwelt gar nicht möglich gewesen wäre. Dass da noch ein Gag mit dem Kreisel kommen würde, konnte man schon sehen, als die Kamera bei Eintritt in den Raum nochmal extra schön drüberschwenkte. Bei der Bildausblendung am Ende musste ich dann ein Stöhnen unterdrücken...
Und um das nochmal versöhnlich klarzustellen: ich finde Inception ist kein schlechter Film, aber auch keinesfalls eines Oscars würdig. (Wenn man schonmal die Gelegenheit bekommt, sie auch selber verteilen zu dürfen)
So, ich hab das mal in nen Spoiler gepackt, um nicht unbeabsichtigt den Thread abzuwürgen.
Und nochmal zu meiner Verteidigung: Ich bin ganz bestimmt kein Besitzer einer Art-Haus Kollektion...
Wäre zum Beispiel im Jahre 2001 und 2008 ganz an deiner Seite Mentat, obwohl ich meinem Filmwissen nicht zutrauen würde, sie in diesen Zeitrahmen zu setzen. Beides aber zumindest hervorragende Filme. Identität kenne ich leider nicht.
Zu Shutter Island kann ich sagen, dass das ein schlechter Film mit einem ziemlich guten Regisseur war. Klingt unlogisch, ist auch so, bin tragischerweise aber nicht in Besitz des Wissens um die Buchvorlage. Der Genrewechsel, den der Film zum Ende nimmt, ist jedenfalls ein derart geniales Stilmittel, dass ich den Film irgendwie nicht verurteilen kann, von wem auch immer dieser Taschenspielertrick jetzt letzten Endes ersonnen wurde, er ist mit Shutter Island in mein Leben getreten.
Zu einem eigenen Statement bezüglich des Themas habe ich wie gesagt zu viel falsche Demut. Könnte mich höchstens für das Jahr 1991 hinreißen lassen mit Night On Earth von Jim Jarmusch.
Grüße
grumpy