Beiträge von frleon

    Alle dürftet ihr wohl von Steffen Seibert gehört haben, der auf Twitter Osama und Obama verwechselte. Noch viel bezeichnender finde ich allerdings den N24-Kommentator, dem zuzuhören ich Montag das Vergnügen hatte:


    "...die Soldaten, die bin Laden ermord- getötet haben..."

    Machen wir doch lieber einen allgemeinen Geschichtenthread, wo jeder seine Schwänke zum besten bringen kann! Ich denke da in meinem Falle etwa an den verpassten Flug anno '08, wo ich mit Papa und Onkel (nicht B) kurzerhand mit dem Auto nach Spanien gefahren bin - oder besser noch: Wo wir schon mal bei Spanien sind, da war ich im September auf Studienfahrt in Barcelona. Einer unserer Lehrer (Körner, Kunst und Sport, völlig verpeilt) kennt sich dort besonders gut aus, weil er einmal ein Semester studienhalber dort verbracht hat. Herr Körner ist darob der Meinung, die Stadt könne man am besten per pedes erkunden, was wir dann auch gemacht haben: Allein am zweiten Tag hat er uns acht Kilometer weit getrieben, all das unter glühender tropischer Sonne. Mittags dann schwärmten wir zum Essen aus, inzwischen in dem Vorort Gracia angelangt - wer schon mal da war, kann sich's ungefähr vorstellen. Gracia wurde recht spät eingemeindet und sieht deshalb auch heute noch aus wie der Archetyp einer spanischen Kleinstadt, soll heißen, ganz reizende Architektur, quäkende Blagen, alte spanische Großmütterchen usw.
    Nachdem wir die Gegend auf Nahrungssuche heimgesucht hatten, trafen wir uns auf einem Platz, vor einem Café wieder. Ich und zwei, drei andere waren die ersten und setzten uns auf eine der herumstehenden öffentlichen Bänke. Wenig später kam der Rest unserer Mitschüler abzüglich etlicher Trödler.
    Wir warteten eine Weile, aber niemand kam.
    Außer einem der besagten spanischen Großmütterchen. Dieses war ein besonders kapitales Exemplar mit Falten à la Grand Canyon - hätte sie behauptet, cien y dies annos auf dem deutlich vorhandenen Buckel zu haben, hätten wir ihr das ohne Weiteres abgenommen.
    Sie setzte sich auf unsere Bank und kicherte leise vor sich hin. "Gniähähähähä", sie fixierte uns kurz, "Knähä".
    Wir zwinkerten freundlich zurück, wohlerzogen, wie wir waren. Dann fing sie an, Tierstimmen von sich zu geben, zunehmend lauter. Fing sie noch harmlos mit Katzen und Hunden an, steigerte sie sich in einem weiteren Crescendo zu Nilpferden mit Bronchitis.
    Wir sahen uns erst gegenseitig konsterniert an und wogen ab, ob wir nicht doch lieber gehen sollten, aber andererseits: Wann bekommt man derlei schon mal in freier Wildbahn zu sehen? Außerdem lag ja noch eine halbe Bank zwischen uns.
    Spätestens beim zweiten "HRRRRUUUUAAAAAH" ihrerseits konnten wir beim besten Willen nicht mehr an uns halten und prusteten völlig hemmungslos los, was sie zum Anlass nahm, mit einem irren Gackern einzufallen, das einer klassischen Oberhexe außerordentlich gut zu Gesicht gestanden hätte. Das berührte uns dann schon, vor allem, da es über den ganzen Platz hallte, die Eingeborenen sich langsam zu uns umdrehten und wir befürchteten, für die Szene verantwortlich gemacht zu werden.
    Sie reaktivierte die Tierstimmen und rückte langsam näher, was vor allem mich als den Nächstsitzenden betraf. Aber abgesehen von ihrem fragwürdigen geistigen Zustand machte sie zwar einen nicht unbedingt harmlosen, doch zumindest freundlichen Eindruck.
    Ein Kellner des Cafés rief ihr etwas unverständliches Katalanisches zu, sie antwortete in erstaunlich kohärentem Tonfall. Überhaupt, abgesehen von ihren Äußerungen bezüglich nilpferdianischer Bronchitis machte sie gar keinen so übergeschnappten Eindruck.
    Herr Körner bat uns dann zu gehen.
    In der nächsten Gasse übersetzte er uns ihre Antwort: "Nein, sie lachen nur über mich"


    Sie war völlig klar im Kopf gewesen und von den Caféleuten geschickt worden, die uns nicht gerne vor ihrem Laden herumlungern sahen. :dao:

    Jaja, die Franzosen sind schon sehr eigen, was die Sprache angeht - siehe die Academié Francaise, die über das hehre Ziel wacht, dass der Fremdwortanteil im Französischen einen gewissen Anteil nicht überschreitet. Die spanische Mentalität kann ich nur bestätigen: Die strahlen über das ganze Gesicht, wenn man bloß ein kaum als solches zu erkennendes "Grassjas!" radebrecht. Der Aufenthalt an einer französischen Raststätte hingegen wurde selbst nach vier Jahren entsprechenden Unterrichtes zur Groteske - die Kassiererin lachte mich tatsächlich aus 8| .

    Dem stimme ich zu, Englsich als Weltsprache passt einfach. Nicht nur, dass es sehr einfach zu erlernen ist, es ermöglicht innerhalb seiner einfachen Regeln eine Verständigung auf jedem Niveau.

    frifix, der Mann für's Praktische, meinte vermutlich: überholt vom Schneidbrenner. Für Creme Brulée oder Catalana muss es wohl der Backofen tun, so denn kein anderes Gerät zur Verfügung steht!

    Nun, was die Kleinschreibung selbst von Eigennamen angeht, so gibt es ja durchaus Initiaven, die sich für eine totale Kleinschreibung einsetzen. Die Argumente dafür reichen von halbwegs nachvollziehbar (leichter zu erlernen) bis ungewollt komisch (einzelne Wortgruppen [Substantive] werden nicht mehr über andere gestellt). Dazu gibt's aber eine Studie mit exakt gegenteiligem Ergebnis. Niederländer bedienen sich einer gemäßigten Kleinschreibung, und solche Subjekte hat man nun einen für sie normalen kleingeschriebenen Text sowie einen mit für sie ungewohnten Text mit großgeschriebenen Substantiven lesen lassen. Letzterer wurde schneller gelesen.

    Aber wenn Zem nun schon im squornshöllischen Original eine Matratze war? Das jedenfalls illustriert schön, wie schräg die Etymologie einiger der gelisteten Worte ist.

    Zitat

    Ei! wie schmeckt der Coffee süße,
    Lieblicher als tausend Küsse,
    Milder als Muskatenwein.
    Coffee, Coffee muss ich haben,
    Und wenn jemand mich will laben,
    Ach, so schenkt mir Coffee ein!

    Oh.


    Äh...


    Das bedarf dann wohl weiterer Recherche :wacko: .


    Es sind bereits Leute auf der Insel gelandet, darunter sogar der ehemalige (damals schon) belgische König Leopold III. Ganz schnell sind sie dann auch wieder geflohen. Im späten 19. Jahrhundert hat man einige der Insulaner entführt (Kolonialmächte dürfen das offenbar) - lange gelebt haben sie nicht. Alles, was man über sie weiß, ist, dass sie eine starke Affinität zur Farbe Rot haben.

    Nö. Es geht ja nicht nur um Sprachverwandtschaft. Das ist ein allgemeiner Thread für Leute, die sich für das Thema im weitesten Sinne interessieren. "Ist Rechtschreibung ein überholtes Relikt der Vergangenheit?" wäre eine diskussionswürdige Frage.


    Ich habe neulich etwas Faszinierendes gelesen, das wohl am ehesten hier hin passt. Es gibt nämlich immer noch lebende Sprachen, die nicht verstanden werden. Die Rede ist von Sentinelesisch.
    Sentinelesisch wird von einem winzigen Stamm von etwa 400 Seelen gesprochen, die auf einer Insel im indischen Ozean leben. Besucher werden mit einem Pfeilhagel empfangen, sodass kein Kontakt stattfindet. Und die nächsten Nachbarn leben so weit entfernt, dass deren Sprache schon wieder eine ganz andere ist. Fand ich angesichts dessen, was wir sonst so alles über fremde Völker wissen, ziemlich bemerkenswert.

    Tjaha, wenn dieser wunderbare Stammbaum nicht nur eine von mehreren Theorien wäre, schon. Ist er aber:


    Zitat

    Seit Schleicher wird immer wieder versucht, die oben genannten Untergruppen auf gemeinsame Zwischensprachen zurückzuführen. Durchgesetzt haben sich nur wenige, so besonders die Zusammenfassung der indoarischen und der iranischen Sprachen als indoiranische Sprachen. [...] Strittig bleiben eine nähere Verwandtschaft zwischen den italischen und den keltischen Sprachen, [...]

    (http://de.wikipedia.org/wiki/Indogermanische_Sprachen)


    Lassen wir das also, solange es auch unter Fachleuten noch umstritten ist. Ich bin wie gesagt der Ansicht, dass Teile der Grammatik, aber auch die schiere Fülle an eingedeutschten Latinizismen für eine etwas engere Verwandtschaft sprechen. Ausschlaggebend ist für mich, dass lateinische Wörter teilweise massiv angeglichen und somit als integraler Teil des Deutschen vereinnahmt wurden. Ein Beispiel wäre "Pater", aus dem später "Vater" wurde - die Umwandlung eines P/B-Lautes in einen F/W-Laut ist nämlich ein typisch germanisches Merkmal. Noch mehr auf die Spitze treiben es da die Angelsachsen, zu sehen etwa bei "Weib" -> "Wife".


    Und, Sordak: Rechtschreibung muss ja nicht völlig perfekt sein, aber ein bisschen davon erhöht durchaus ungemein die Verständlichkeit! Warum versuchst du es denn nicht wenigstens?

    Das denke ich nicht. Es sind so zahllose Latinizismen ins Deutsche eingegangen, dass durchaus von einer engeren Verwandtschaft ausgegangen werden darf, enger als mit Russisch oder Kroatisch ist das Deutsche mit Latein auf jeden Fall verwandt.

    Aber dennoch ist es schön, dass es sich bei dir, Sordak, mehr oder weniger um einen Einzelfall handelt und hier generell doch eine sehr angenehme Atmospähre herrscht.


    BTT: Deutsch ist mit den romanischen Sprachen verwandt, allerdings entfernter als mit dem Niederländischen etwa oder dem Bayrischen. Auch das Lateinische gehört zur indogermanischen Sprachfamilie, die ja noch viel weiter als Amsterdam reicht, bis hin zu für unsereinen exotische Sprachen wie Sanskrit.

    So ist es!


    Beim Tycoon fand ich interessant, dass der eben nicht dem Englischen entlehnt ist, wie ich auf den ersten Blick angenommen hätte, sondern aus dem Japanischen kommt. Und was "minderwertige", nicht-indoeuropäische Sprachen angeht, so ist Deutsch voller Hebraismen. Pleitegeier ist ein schönes Beispiel: Eigentlich ist damit kein Vogel gemeint, sondern ein Pleite-Geher. Und Pleite wiederum stammt von pelejta, zu deutsch: Flucht, nämlich die vor den Gläubigern. "Flöten gehen" hat genau denselben Ursprung, wenn auch im heutigen Sprachgebracuh eine andere Bedeutung.