Das Beispiel hinkt, IP.
Kapital kann auch fast ohne Arbeitseinsatz sich vermehren, und anders herum auch. Es ist nur nicht so effektiv. Man spricht dabei vom abnehmenden Skalenerträgen.
Vergiss nicht, ohne das Kapital wäre das Arbeitseinkommen viel geringer, weil die Gerätschaften und Mittel für den Betrieb fehlten. Es ergänzt sich gegenseitig und profitiert entsprechend gegenseitig.
Die Geldmenge muss nicht nennenswert zunehmen. Nimm einfach die Verkehrsgleichung von Fisher: Y*p = M+v mit Y = Produktion d. Gesellschaft, p = Preisniveau, M = Geldmenge und v = Umlaufgeschwindigkeit.
Bei stabilen Preisen( ideale Politik der Zentralbank wäre hier nötig und wünschenswert) und stabiler Umlaufgeschwindigkeit (ist generell so), nimmt die Geldmenge mit dem Wirtschaftswachstum zu. Das geschieht durch zunehmende Geldschöpfung im Giralgeldbereich oder durch die Zentralbank.
Hohe Inflation ist Gift für die Wirtschaft, schaut die Krise von 1929 an! Es führt zum Vertrauenverlust der Menschen in das Geldsystem und damit einer Rückkehr zur Naturalienwirtschaft. In dieser geht enorm viel Arbeit und Energie im Handeln verloren, statt in die Wertschöpfung zu fließen.
Bezüglich der Krise gibt es akademisch sehr gründliche und sinnvolle Lösungsansätze, nur beschäftigt sich außerhalb der Unis keiner damit und es hört auch scheinbar niemand auf die Fachwelt; das ist echt bitter mit anzusehn...
Ich liefer hier mal den allgemeinen Konsens was die Ursache und Lösung betrifft, bin selber auch in der Fachwelt involviert und beanspruche an der Stelle mal eine gewisse Kompetenz:
Die Finanzkrise aus 2008-2009 entstand durch eine verfehlte Kreditvergabe von Immobilienkrediten, dies wurde durch die amerikanische Politik forciert und von manchen Banken getragen. Schuld sind mMn die Politiker der USA sowie manche Banker, die Kredite auf Druck vergeben haben, obwohl ihnen die Risiken dabei bewusst gewesen seien sollten. Das Ganze ist durch Gier befeuert worden ,da man an mehr Geschäft erstmal mehr persönlich verdient hat.
Ratingargenturen tragen auch eine Teilschuld, da sie in ihrer Bewertungssystematik systemische Fehler hatten, bspw. die Durchschnittswertbildung bei Fico-Scores oder die Annahme von Portfolioeffekten bei relativ homogenen Kreditportfolien.
Diese Problematik wurde durch die Verbriefung von Baufinanzierungen transportabel gemacht und dann in die Welt verkauft, in Deutschland wurden Papiere dieser Art (MBOs) primär von staatlich betriebenen Banken gekauft (die Landesbanken, einige Sparkassen) sowie IKB.
Das ganze flog irgendwann auseinander und die "Verluste" mussten die Käufer von MBOs, also auch deutsche Institute und generell gesagt Banken in aller Welt tragen, was vielen das Genick gebrochen hätte. Das hätte einen Kollpas des Finanzsystems und damit auch dann der Realwirtschaft gegeben, darum gab es Rettungsaktionen durch die Regierungen.
Die Regierungen der Welt neigten nun schon lange zur Überschuldung und es gab in der Geschichte auch immer wieder Staatspleiten.
Europa hat in den letzten Jahrzehnten in der Tat die absolute Staatsverschuldung ähnlich einer expotential-Funktion gesteigert (bei der relativen ist es weniger extrem).
Die Mehrbelastung durch die erste Krise, sowie die unsolide Haushaltspolitik haben nun die zweite Krise verursacht, den niemand leiht jemand (hier einem Staat) Geld, wenn dieser es vorraussichtlich nicht zurück zahlt (wenn er vernünftig ist zumindest). Damit hat zerschießt es jene Staaten, die "zu" unsolide waren.
Der wissenschaftliche Konsens ist, zu großen Teilen, eine Staatspleite. Um den besagten Kolaps im Finanzsystem zu verhindern kann man auch auf der Bankenseite direkt intervenieren, das würde ordnungspolitisch weniger Schaden verursachen und die Problemursachen nicht weiter verschleppen.
Und jetzt kommt wahrscheinlich wieder der Aufschrei "nicht die Banken retten".
Bei den Banken läuft sicher auch einiges Schief, aber sie sind sozusagen das Herz unseres Wirtschaftssystems. Wenn wir das kaputt gehen lassen, sind wir, gelinde gesagt, alle total im Arsch.
Wenn ich schon dabei bin, breche ich noch eine Lanze für den Finanzsektor, der derzeit so auf die Nuss kriegt: Er ist jener Wirtschaftssektor, dem der größte Beitrag zum Wirtschaftswachstum seit dem 18ten Jahrhundert zuzuschreiben ist, dessen sind sich die wenigsten Menschen bewusst. Gerade in dem damals verzerrten Markt in Amerika gab es einige Auswüchse, die moralisch definitiv falsch waren und bei sowas sollte hart durchgegriffen werden.
Auch bedarf es einer Modernisierung der Bankenaufsicht, da Risiken in der heutigen Zeit komplexer geworden sind. Im Grunde sollten unsere besten Köpfe in Ämtern wie der BaFin oder bei der Fed sitzen, die Wirtschaft zahlt aber mehr. Ob das gut ist, stell ich mal in Frage. Man kann der Wirtschaft das gute bezahlen nicht verbieten, ihr sind die Köpfe das Geld wert; aber wir als Gesellschaft scheinen nicht einzusehn, dass sie es uns auch seien sollten. Dann wären wir wahrscheinlich heute nicht in der Misere, in der wir nun stecken.