TdW 04/08: "Deutsche, kauft nicht bei NOKIA"...

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    Uii, hoffentlich habe ich mich damit nicht zu weit aus dem Fenster gelegt. Ich möchte natürlich die Aufforderung der Nazis, nicht "beim Juden" zu kaufen auf gar keinen Fall mit dem von einigen Politikern angeregten Nokia-Boykott gleichsetzen. Um Gottes Willen...


    Aber irgendwie passt der Satz trotzdem. Denn damals, wie heute suchte man einen "Sündebock" und fand auch einen...



    Jetzt also NOKIA. Das groÃe finnische Handybastelunternehmen schlieÃt sein letztes Werk in Deutschland und baut stattdessen eins in Rumänien.
    Ein Aufschrei geht durchs ganze Land, die Medien interessieren sich plötzlich mal wieder für den "kleinen Mann", die Politiker fühlen sich brüskiert. So was von undankbar aber auch, was die Finnen da abziehen...


    Kein Wort darüber, dass das was dort passiert genau das ist, was die "Politik" immer fordert, nämlich sich der Globalisierung "zu stellen". Nokia macht ja nur das, was deutsche Unternehmen schon seit jahr und Tag machen: Arbeitsplätze ins Ausland "verlagern". Die Gesetze geben das her, alles legal also. Und mit dem neuen europäischen Grundlagenvertrag wird das Ganze auch noch in Beton gegossen. SchlieÃlich gibt es da was zu verdienen...


    Der "Aufstand" aber ist groÃ, einige Politiker haben ihre (vermutlich von Nokia gesponsorten) Nokia-Handys öffentlichkeitswirksam zurückgegeben, Günther Verheugen fordert die Einstellung staatlicher Subventionen (hey, der ist doch EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie! Hat den wirklich keiner gefragt, ob das mit Rumänien klar geht???), und der Ministerpräsident von NRW will "mit Nokia reden"...


    Also, was meint Ihr zum Boykott von "Nokia-Produkten"? Ist sowas ein probates (und legales) Mittel um Druck auf einen Konzern auszuüben, oder bringt sowas nichts?
    Was könnte den "Nokianern" helfen? Streik? Werksbesetzung? Die Politik?
    Wie sinnvoll sind Subventionen, wenn für jeden irgendwo geschaffenen arbeitsplatz dieser anderswo wegfällt.


    Habt ihr euch schon mal an einem Produktboykott beteiligt? Und wenn ja, welches Produkt (Firma) und warum...

  • Ich musste mir erst einmal einen Eindruck von den ganzen Artikeln der Zeitungen etc. machen...


    In erster Linie ist es nicht die feine englische Art welchen Weg Nokia mit dieser SchlieÃung geht.


    Anderseits, wie du schon geschrieben hast, ist Nokia nicht das erste Unternehmen was in Deutschland die Pforten schlieÃt da es woanders um einiges mehr an Profit zu holen gibt...



    Ich für meinen Teil werde mich wohl auch beim nächsten Kauf für ein Nokia-Handy entscheiden.
    Vllt sehe ich die Situation anders als jemand der direkt davon betroffen ist, aber das ist ja in allen Dingen so...



    In dem Magazin "hart aber fair" auf ARD, wurde gesagt, (ich habe leider vergessen von wem) das durch die ganzen Steuereinnahmen von Nokia die gezahlten Subventionen schon längst wieder reingeholt sind und sogar ein Gewinn für das Land herausgesprungen ist...


    Dieser Aspekt ändert aber nichts an der Situation das in kürzester Zeit gut 4000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren.


    Und das Nokia nun den Angestellten anbietet mit nach Rumänien zu kommen ist doch eher ein Tropfen der das Faà zum Ãberlaufen bringt, als das es eine positive Wirkung erzielt...



    Also, um das ganze abzuschlieÃen...


    Der Grund ist naheliegend und es ist nicht das erste Mal eines in Deutschland säÃigen Unternehmens das ins Ausland abzieht - und doch ist es wieder ein herber Schlag...

    ”Ihr Narren! Zielt nicht auf die Herzen! Die haben keins!"

    Einmal editiert, zuletzt von cap0ne ()

  • Will das mal so nicht stehen lassen. Ich habe nur nix geschrieben weil oft danach korrekturen kommen die vom Thema abschweiffen. Ich pers. habe Nokia schon seit 3 Jahren abgelehnt und werde es nun erst recht machen. So ergeht es mir aber auch schon seit Jahren mit der Fa. Müller, die solche ähnlichen Vorgänge in Europa jährlich abzieht und dieses wird leider nicht breit getreten.
    Also ich denke jeder macht sich ein eignes Bild und ich für meinen Teil ziehe eben die Konsequenz für mich das es Diese Firmen bei mir nicht mehr schaffen das ich ihnen was abkaufe.


    Greetz
    truemel

  • nunja
    ich kanns Nokia eigtl. nicht verübeln, viele unternehmen machen das so(mehr oder weniger "geheim" halt). Nokia hat jetzt halt "pech", dass es genau in ihrem fall so öffentlich ist.
    ist jetzt halt unschön gelaufen und wenn ich unmittelbar davon betroffen wäre würde ich logischerweise auch anderst reagieren aber (böse gesagt) kann einem das in fast jedem job passieren, wie gesagt, da Nokia nicht die einzigen sind, mach ich ihnen zumindest deswegen keine vorwürfe, man hätte das ganze vll. nur etwas "subtiler" angehen können...


    ach ja...ich hab momentan sowieso kein handy von Nokia, also hab ich auch nicht vor deswegen keins mehr zu kaufen ;)

    greez eXeKuToR


    Es spielt keine Rolle, ob du Recht hast. Du musst sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, Recht zu haben. (Terry Pratchett)


    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.
    (Tacitus, 55 v. Chr.)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von cap0ne


    In dem Magazin "hart aber fair" auf ARD, wurde gesagt, (ich habe leider vergessen von wem) das durch die ganzen Steuereinnahmen von Nokia die gezahlten Subventionen schon längst wieder reingeholt sind und sogar ein Gewinn für das Land herausgesprungen ist...



    dieses argument ist in meinen augen der absolute oberhammer. nokia hat also steuern gezahlt? nicht schlecht, machen ja auch nicht so viele der groÃen unternehmen...
    aber: nokia zahlt steuern auf den gewinn, der dürfte also nicht unerheblich gewesen sein. somit sind die subventionen, die nokia für die "schaffung von arbeitsplätzen" erhalten hat wohl ein fetter bonus...


    ich habe ein nokia-handy und werde mir kein neues holen. weder von nokia, noch von einem anderen anbieter. ist mein altes nokia (3510) im eimer, werde ich zusehen, dass ich irgendwo ein gebrauchtes bekomme.


    einen boykott könnte ich somit nicht unterstützen, auch wenn ich ihn als "arbeitskampfmaÃnahme" verstehen und teilweise gutheiÃen würde. aber nur teilweise, denn auch die anderen hersteller sind keine gemeinnützigen vereine, sondern arbeiten ebenfalls nur für den gewinn...


    ... der bei nokia im letzten jahr wohl bei 7,2 milliarden euro lag..

  • Ich fand, dass [URL=http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,529517,00.html]diese[/URL] Artikelmeine Meinung eigentlich ganz gut wiedergeben.
    Nokia ist ein internationales Unternehmen und auch nur deshalb so erfolgreich, weil es wirtschaftliche Entscheidungen trifft. Irgendwann waren diese Arbeitsplätze in Finnland und wurden dann nach Deutschland ausgelagert, sogar obwohl in diesen Fällen noch ein bisschen Patriotismus mitklingen kann. Nun zieht die Kapitalismuskarawane weiter und die Politiker regen sich auf. Dabei wäre es ihr Job gewesen, solchen Unternehmen ein besseres Umfeld zu bieten. Das kann etwa durch Ausbau der Infrastruktur, Verringerung der Lohnnebenkosten oder ähnliches geschehen. Nun haben die Nokia-Leute einmal nachgerechnet und gemerkt, dass sie anderswo günstiger produzieren können. Mit Sicherheit haben sie sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, denn das bedeutet ja hohe Investitionen (neues Werk aufbauen, Transport organisieren, qualifiziertes Personal finden), aber sie müssen nunmal wirtschaftlich denken. Wenn sie es nicht täten, müssten sie sich vor ihren Aktionären verantworten und eventuell eine höhere Zahl an Arbeitsplätzen riskieren.
    Ob man nun deshalb gleich zum Boykott aufrufen muss... Die Art und Weise, wie die WerksschlieÃung verkündet wurde, war sicher suboptimal. Aber die Aktionen, zu denen jetzt einige Politiker aufrufen, sind auch ziemlich scheinheilig.

  • Zitat

    Original von Onkel B
    ... der bei nokia im letzten jahr wohl bei 7,2 milliarden euro lag..


    Wollen die meisten erfolgreichen Menschen nicht immer mehr haben, als sie schon besitzen? Koste es was es wolle? Leider gelingt es Wenigen, den Drahtseilakt zwischen Ehrgeiz und Gier zu beherrschen.


    Zitat

    Original von Tritonius
    Dabei wäre es ihr Job gewesen, solchen Unternehmen ein besseres Umfeld zu bieten.


    Also soweit ich es mitbekommen habe, hat die Stadt Bochum Nokia den Zucker in den Arsch geblasen. Zuschüsse hier, Zuschüsse da. Es wurden Wohnsiedlungen abgerissen und deren Bewohner umgesiedelt, nur damit Nokia das Werk vergröÃern konnte. Eine eigene Haltestelle wurde ebenfalls gebautâ¦
    Ist ja prinzipielle keine schlechte Sache, man sollte gewinnbringende Unternehmen in seiner Stadt sicherlich unterstützen, es stört eben nur die Art und Weise der SchlieÃung. Nach der letzten Chefetagensitzung wurde den Mitarbeitern noch mitgeteilt, dass es kein neues Werk in Rumänien geben soll⦠das zu dem Zeitpunkt jedoch schon gebaut wurde, verheimlicht man dem gemeinem Mitarbeitervolk natürlich. Würde ja auch die Motivation und das Betriebsklima in den Keller sinken lassen und Demonstrationen hervorrufen.


    Ich habe ein Nokia-Handy besessen, es aber schnell gegen ein Samsung ausgetauscht. Nicht weil ich boykottieren möchte, sondern weil ich schlichtweg der Meinung bin, dass Finnen besser Musik machen können, als Mobiltelefone zu bauen...

  • @Ãberschrift


    Als wenn Harald Schmidt und Oliver Pocher diesen Thread gelesen hätten...


    Die beiden werbten am Donnerstag mit dem Slogan:


    "Deutsche, kauft nicht bei den Finnen!"



    War ja wieder typisch das sich die "Zeitungen" darüber mal wieder aufregen...

    ”Ihr Narren! Zielt nicht auf die Herzen! Die haben keins!"

  • Nokia hat, unnötig, ihr gutes Image in Deutschland ruiniert, einer der gröÃten Handy Märkte weltweit.


    Das Werk was geschlossen werden soll ist rentabel und liegt noch weit über den Vorgaben der Geschäftsleitung. Ob die Rumänen dauerhaft ihre Freude an den Finnen haben werden, zweifel ich mal stark an. Wenn die Fabrik anfängt sich zu rentieren dürften andere Länder bessere (sprich niedrigere) Löhne haben. Dann werden die Heuschrecken weiterziehen.

    Elf:"Lass uns abhauen,da ist ein Drache auf dem Schatz"
    Zwerg:" Schon, aber da ist ein Schatz unter dem Drachen...."

  • ...Nokia ist ein weiteres Unternehmen, das sich in meine No-Go Liste eingereiht hat:


    Nike, McDonalds, Deutsche Bank, Siemens, Müller Milch.


    Jedes Unternehmen das Menschlichkeit vermissen läÃt.


    Sicher gibt es noch andere, aber diese bemühen sich noch nicht mal den Schein aufrecht zu erhalten. Daher meide ich diese Unternehmen als Verbraucher (auch wenn man manchmal nicht dran vorbei kommt).



    @offtopic an Bärchen:


    "aber: nokia zahlt steuern auf den gewinn, der dürfte also nicht unerheblich gewesen sein. "


    Nokia zahlt in Deutschland keine Steuern auf Gewinne.

  • Zitat

    Original von Tritonius
    Von der Nokia-Homepage:


    Warum sollten sie dann keine Körperschaftssteuer zahlen müssen?


    Bärchen hat von Steuer auf "Gewinn" geschrieben. Durch Doppelversteurungsabkommen wird der Gewinn im Mutterland des Konzernes versteuert.


    Körperschaftssteuer wird an die Stadt Bochum abgeführt. Würde mich doch sehr wundern wenn Nokia Bochum nicht von Bochum von der Körperschaftssteuer befreit ist. Würde auch wenig Sinn machen auf der einen Seite Bochum 40 Mios hinlegt und Nokia dann KSt. bezahlen müÃte.


    Bei den Bericht von ARD geht es wohl eher um die Lohnsteuer, die ans Land abgeführt wird.

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