Gloomhaven erschienen

  • Hallo,


    ich dachte immer ich hätte zumindest von jedem sehr guten Tabletop, Kartenspiel oder "normalem" Brettspiel zumindest mal was gehört oder gesehen, aber Gloomhaven habe ich komplett verschlafen.


    Daher war ich sehr überrascht wie gut dieses Spiel in eine digitale Variante mit gleichem Namen umgesetzt wurde. Der EA Status ist seit 20.10.21 verlassen und die große Kampagne aus dem Brettspiel (von der alle im Forum reden, scheint wohl das Kernstück des GAnzen zu sein) ist wohl voll integriert.


    Worum geht es:

    Man spielt 1 -4 Söldner in einer Fantasiewelt und "crawlt" sich durch Dungeons. Bemerkenswert ist die Möglichkeit das Spiel mit bis zu 4 SPielern im MP zocken zu können. Der "Meister" wird hierbei natürlich durch den PC ersetzt.


    Grundmechaniken:

    Wer schon mal ein Brettspiel von Games Workshop gespielt hat (wobei Gloomhaven glaube ich nicht mal von denen ist) kennt das Prinzip von Raum --> Tür --> Raum sehr gut. Die Besonderheit von GH sind aber die Art wie man seine Fähigkeiten (Skills) einsetzt und wie man mit diesen aushalten muss. Ein Scenario /Dungeon ist relativ kurz (habe noch zu wenig gespielt, aber bisher waren es nie mehr als 3 - 4 Räume). das jeweilige Ziel muss erreicht werden, bevor alle Söldner erschöpft sind. Das kann auf zwei Arten passieren: a) Lebenspunkte erreichen 0 oder b) keine Skills mehr zur Verfügung.


    Jeder Söldner hat einen eigenen Pool an Skills, welche auf Karten dargestellt werden und immer aus einem oberen und einem unteren Teil bestehen. Generell sind im oberen Bereich eine Attacke und im unteren eine Bewegungsfähigkeit dargestellt. Jede Runde muss man zwei Karten auswählen (es gibt kein RNG oder sowas wie Deckziehmechaniken!) und bestimmt damit auch seine Initiative, da jeder Skill einen festen Wert zwischen 1 und 99 hat. Für die Monster wird ebenfalls ein Skill aus deren "Deck" gezogen, das spannende dabei: Man sieht erst nach seiner Wahl, welche Ini die Monster haben und ob sie Angreifen, Buffen, sich bewegen etc.


    Ist man dran kann man den oberen oder unteren Teil der "Skillkarte" benutzen, muss dann aber bei der anderen Karte den jeweils anderen nehmen. In der Grundlage kann man demnach einmal Angreifen und einmal Laufen, wobei das bereits in den sehr guten Tutorials schon komplexer wird. HAt man eine Skillkarte einmal benutzt wird diese abgelegt und kann nicht einfach so wieder benutzt werden. Dafür muss man eine Rast einlegen die immer damit einhergeht, dass eine Karte endgültig verbrannt wird. D.h. sie kann in diesem Szenario nicht mehr verwendet werden.


    Wie spielt es sich:

    Durch die Grundmechaniken des Verbrennens und Ablegens ist man natürlich gewzungen einen Raum relativ schnell zu clearen. Das Ganze spielt sich daher eher wie ein Puzzle, aber mit so vielen Möglichkeiten, dass gerade auch die Wahl der Gruppe das Spiel maßgeblich verändern kann. Zwischen den Szenarios gibt es kurze Events mit Wahlmöglichkeiten, die dann positive oder negative Auswirkungen haben können. Das ist so ein bißchen wie bei einem Spielbuch --> "lese weiter auf Seit 606, wenn Du durch den linken Gang gehst oder" "Du hilfst der Hexe und erhälst einen Heiltrank im nächsten Szenario".


    Neben den Skillkarten, von denen man mit Level Ups mehr erhält, aber nie alle gleichzeitig auf ein Szenario mitnehmen kann, gibt es Ausrüstung zu kaufen die teilweise einmalig pro Szenario (Heiltrank), teilweise mehrfach (Schild: mindere den Schaden eines Angriffs um einen Punkt) und teilweise automatisch (Rüstung: 2 Angriffe werden um 1 Punkt gemindert) verwendet werden kann.

    Zu Anfang gibt es 6 sehr unterschiedliche Söldner von denen man 2 auswählt. Jeder Söldner kommt mit einem persönlichem Vorhaben (man kann aus zwei zufälligen eins auswählen), was wenn man es erreicht diesen Söldner in den Ruhestand schickt. Dafür wird dann aber auch eine neue Söldnerklasse freigeschaltet. Gold wird zwischen den Söldner nicht geteilt, Ausrüstung kann nicht einfach so zwischen den Söldner ausgetauscht werden.


    Warum ich es empfehle:

    Der Schwierigkeitsgrad! Ich habe zwar erst das erste Szenario gespielt, aber die Spannung die durch die Spielmechaniken entsteht und die Möglichkeiten der Kombinationen die einem da durch den Kopf rauschen sind wirklich gut. Gut im Sinne von Schachpartien, bei denen Ihr die Aufgabe bekommt, Schwarz in 5 Zügen Matt zu setzen, nur eben in sehr viel komplexer und mit einem Hauch an Zufälligkeit. Dieser Hauch entsteht durch eine weitere Spielmechanik die ich einfach nur genial finde (weil so simpel und doch so spannend):


    Immer wenn eine Figur angreift wird aus Ihrem "Angriffsdeck" eine Karte gezogen. Das Deck besteht aus Karten die einen der folgenden Werte haben können: *0 / -2 / -1 / 0 / +1 / +2 / *2. Der Angriff wird mit dem gezogenen Wert addiert/subtrahiert oder eben multipliziert. Zieht man bei einem Angriff das *0 oder die *2 Karte, kommt diese und alle bis dahin gezogenen Angrisskarten wieder in das Angriffsdeck. Man kann jederzeit sehen wie viele Karten von welcher Art noch in diesem Deck sind, vor Allem auch bei Monstern. Es gibt weiterhin die Möglichkeit einen gestörten Angriff durchzuführen, d.h. man muss bei diesem Angriff zwei Karten ziehen und das schlechtere Ergebnis zählt. Zieht man z.B. an einen Bogenschützen und will dieser diese Runde eine Fernkampfattacke ohne Bewegung durchführen (Monster ziehen nur eine Skillkarte ohne oben/unten Bereich), muss er den Angriff gestört durchführen.


    Weiterhin glaube ich, dass für Spieler die gerne gemütlich in der Gruppe spielen wollen, dieses Spiel einen Blick wert ist. Da jeder Söldner seine eigenen Ziele verfolgt (das geht bis zu einem verdeckten Ziel pro Szenario, für das der jeweilige Söldner nach Erreichen Belohnungen erhält. Ein Ziel ist z.B. als erster ein Monster zu töten oder mind. einmal eine Tür zu einem neuen Raum zu öffnen) könnte man das Ganze sogar wie ein Rollenspiel spielen. Ich selbst habe berufsbedingt zu wenig Zeit dafür, aber ich sehe das Potential durch die digitale Variante, da sehr viel Zeit für das übliche Auf- und Abbauen gespart wird. Zudem muss nicht einer den Meister mimen, da das Verhalten der Monster durch feste (im Spiel nachzulesende) Regeln festgelgt ist.


    Abschließend ist das für mich endlich mal eine fast perfekte Umsetzung eines Brettspieles, ohne das es sich zu langsam anfühlt. Die Grafik ist ansehnlich, die Effekte nicht schlecht und wirklich alles ist nachvollziehbar oder mit einem Tooltip erklärt. Die kurzen Tutorialszenarios erklären einem die wichtigsten Grundlagen eine Ingamewiki lässt einen jderzeit nochmal kurz eine Regel nachlesen.


    Liebe Grüße Nagumo

    Ein kleiner gruener Zweig wuchs aus den halb abgestorbenen Zweigen der Hoffnung. (Lest Terry Pratchett......)

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