Finanzkrise 2.0

  • für das entstehen der vereinigten staaten von amerika war ein furchtbarer bürgerkrieg notwendig.


    eine wirtschafts und finanzkriese ist ein relativ kleiner preis für ein vereinigtes europa.
    sieht momentan nicht danach aus,nicht wahr. :)


    in 5-10jahren können wir zurückschauen und sehen wohin das führte. 8)

  • Ich muss ganz ehrlich einmal sagen, dass ich es nur noch "krass" finde, was gerade in finanz-politischen Fragen abgeht. Unfassbar.


    Leider habe ich momentan keine Zeit, "meine"/unsere Threads zu aktualisieren/erweitern. Nichtsdestotrotz müsste man insbesondere hier wieder einmal eine Gesamt-Sicht der Dinge abgeben (genau wie im WK-Thread).


    Mal sehen, ob ich mich morgen dazu aufraffen kann..

  • Hoi Orka, die meisten Vids kenne ich schon, die anderen werde ich mir wohl am WE angucken. Vielen Dank jedenfalls.
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    Ich hab' da mal 'ne kleine Frage zu Griechenland, speziell zu dieser Grafik (aus der Printausgabe der Welt - hier der online-Artikel (leider ohne Bild):




    Klar, wir sehen, dass (sämtliche Rettungsmaßnahmen das Gegenteil bewirkten, denn) die griechische Wirtschaft schrumpft, wie sollten sich Sparmaßnahmen auch anders auswirken. Ich frage mich, warum man von den 110 Mrd GL1 (Mai 2010) nichts sieht?!


    Also, warum steigen die Schulden von 2010 auf 2011 um 30 Mrd, obgleich die Wirtschaftskraft nur um 15Mrd fällt (was sich natürlich negativ auf die Neuverschuldung auslöst) und vor allem die ersten Gelder der 110 Mrd fließen? Wo ist das Geld - ich kann mich in dieser Frage nur wiederholen.


    Auch 2012 stellt sich die gleiche Frage - wo ist das (bereits ausgezahlte) Geld von GL2? Klar, den partiellen Schuldenschnitt sehen wir deutlich, von 75Mrd Rettungsgeld sehe ich nichts.


    Ich kann die Fragen ja einmal umdrehen: Hätte man z.B. bereits 2009 (also ein Jahr nach der großen Bankenrettung, die viele Staaten überschuldet hatte) die kompletten 150Mrd ausgezahlt, betröge die griechische Schuldlast nurnoch etwa 70% des BIP; ein Wert, auf den selbst Deutschland neidisch wäre... (auch 2010 btw, zum Zeitpunkt des ersten Rettungspakets hätte man mit dem gleichen Geld die Schuldlast immerhin noch auf 90% drücken können).



    Teilweise kann ich die Antwort selbst liefern: Wir zahlen ja nur griechische Zinsen - das Geld fließt natürlich nicht (direkt) in den Haushalt. Um diesen zu reduzieren, muss GL zusätzlich sparen, wir sehen das am BIP. Aber bitteschön, wenn ich von 150 Mrd. "nur" Zinsen bezahlen will, dann ist doch wohl noch Geld übrig, um die Schuldlast abzubauen. (Bzw. ist klar, dass ich ewig Zinsen übernehmen kann, wenn ich das nicht mache). Wo also ist die Logik der beschlossenen Massnahmen?



    Und noch ein Schlusssatz zu Aktuellem: "Samaras bittet Merkel um eine letzte Chance", er hat ja gestern (meine ich, sonst vorgestern) schon versprochen, alle Kredite auch zurückzuzahlen (auch Target? hust*). Da bin ich weiterhin gespannt, wie GL das MIT Rettungsgeldern (und den damit verbundenen Einspar-Zwängen) machen will...



    Grüße, IP

  • Zitat

    Das Bundesverfassungsgericht entscheidet am kommenden Mittwoch über Eilanträge gegen die Bundestagsbeschlüsse zum dauerhaften ESM-Rettungsschirm und zum Fiskalpakt, der unter anderem eine Schuldenbremse vorsieht. Insgesamt 37.000 Bürger haben Beschwerde eingereicht.


    http://www.sueddeutsche.de/pol…t-aus-karlsruhe-1.1461347




    37.000 die sich aktiv gegen die Finanzdiktatur wehren. Hoch lebe der Deutsche :thumbup:

  • Zitat

    37.000 die sich aktiv gegen die Finanzdiktatur wehren. Hoch lebe der Deutsche :thumbup:

    Tja, uns geht's zu gut...
    Aber wenigstens eine Stimme kommt immerhin aus dem DW!

    Zitat

    Original von IP, im Presse-Witze-Thread
    Achso, nicht nur meckern, auch tun! Hier, unterzeichnet mit!




    Petition 25090 Finanzpolitik - Ablehnung des ESM-Vertrags

    Und? Sind's sogar mehr?!


    Übrigens war im Spiegel (glaube ich) ein netter Bericht, mehr oder weniger über die allgemeine Lage der (dt.) Demokratie in der Finanzkrise. Jetzt aber nur eine kleine Zusammenfassung (habe nicht viel Zeit):


    Durch Merkels Vorgehen in der Krise (~das der Regierung) - nämlich das Durchpressen von Gesetzen im BT - hätte zur Folge, dass der Bundestag weniger mitreden könne (da er durch die (zu) kurzen Vorbereitungszeiten von der Sache insgesamt einfach weniger verstehe; und meist nur "ja" sagen kann). Die Macht des Parlaments sei demnach heute so gering wie lange nicht mehr - gefühlt ohnehin, aber auch tatsächlich. Die Opposition falle z.Zt. komplett aus, da die großen Parteien (CDU, SPD, FDP und Grüne) die gleichen Lösungsansätze hätten (nämlich die, die Merkel diktiert).


    Auch das Volk (als eigentlicher Souverän), verlöre an Macht, erstens gerade genannter Gründe wegen (keine Opposition, das Repräsentatenhaus versteht die Zusammenhänge nicht) und zweitens, da es daraus die durch Wahlen zugesicherte Kontrollfunktion verlöre (z.B. nächstes Jahr Rot-Grün wählen, um die Regierung abzustrafen -> ändert nichts (wesentliches)). Darüber hinaus verstehe die Bevölkerung die (Finanz-)Probleme der Politik ohnehin nicht ausreichend, als das es souverän auftreten könnte (z.B. in einem Referendum).


    So käme es, dass das BVerfG quasi zu einem weiteren Regierungsorgan werde - teils von sich aus obiger Überlegung ausgestoßen fühlenden Politikern, teils von Einzelpersonen aus dem Volk beauftragt.


    Zu allem Überfluss gebe es auch noch eine weitere Macht, die sich immer mehr als politischer Entscheidungsträger aufdrängt - die Finanzwelt/Hochfinanz.


    Kein Wunder also insgesamt, dass es der (dt.) Demokratie zur Zeit so schlecht geht.


    Grüße, IP

  • Zitat

    Zu allem Überfluss gebe es auch noch eine weitere Macht, die sich immer mehr als politischer Entscheidungsträger aufdrängt - die Finanzwelt/Hochfinanz.


    Die entscheidende Frage ist nun (wieder), wer zieht die Strippen im Hintergrund des dubiosen Finanzsektors?!


    Und ich bleibe da bei der Meinung, dass es eine verschwindend geringe Anzahl Personen ist. Nochmals den Artikel der pravda.ru



    http://english.pravda.ru/busin…es_that_rule_the_world-0/



    Zitat

    Und? Sind's sogar mehr?!


    Mindestens 1. mehr :)

  • Ahoi,


    ich komme gerade (zum vierten Mal) von Volker Pispers (aus Bochum) und wollte diesen Mann nocheinmal lauthals ans Herz legen!


    Leider merkt man sich so wenig (ich zitiere also nichts), insgesamt hat er nach der Halbzeit aber relativ ernst gesagt: "Wir müssen mal über den Kapitalismus sprechen!" (also, das folgende kam recht ernst rüber, aufmunternd waren eher "Zwischenwitze" durch kuriose Wortwahlen o.Ä.). Anschließend hat er seine Sicht des ganzen geschildert (sie ähnelt extrem der hier im Thread Vorherrschenden) und viele der Zuschauer sagten sich hinterher tatsächlich (also, ich hab das mindestens dreimal gehört.. xD): "Eigentlich war da ja vieles nicht wirklich zum Lachen."


    Und das ist, so denke ich bei ihm immer mehr, auch so gewollt! Irgendwie kommen mir seine Kabarett-Abende immer ernster vor - immer weniger lachhaft (im eigentlich positiven Sinne). Die zweite Halbzeit (bis 23.15Uhr!, fast 1,5 Std) kam eher wie ein Vortrag, als eine lustige Witzstunde daher..


    ich guck' morgen mal, ob ich ein aktuelles Video von dem finde, es wäre jetzt zu viel (verlangt), wenn ich hier alles zitiere..
    Aber schaut ihn euch an! Zumindest zum Anregen sollte er ein wahrhaft schmackhafter Aufhänger sein. :dao:




    Grüße, IP


    edit: Achso, dazu wollte ich ja auch noch etwas sagen: "Die entscheidende Frage ist nun (wieder), wer zieht die Strippen im Hintergrund des dubiosen Finanzsektors?! Und ich bleibe da bei der Meinung, dass es eine verschwindend geringe Anzahl Personen ist. Nochmals den Artikel der pravda.ru" Aber das mache ich morgen..

  • http://www.faz.net/aktuell/fin…lich-aktien-11883676.html





    PS: Blackrock wird im pravda.ru Artikel als einer, wenn nicht gar der wichtigste, Konzern definiert.

  • Ich möchte einmal ein paar Gedanken aufschreiben, ich denke über die Finanzkrise nämlich fast nurnoch als großes Ganzes nach. Das versuche ich einmal wiederzugeben (edit: Beim Schreiben merke ich, dass ich es nicht "in einem Rutsch" schaffe und ohnehin dies und das zwischendurch abweichend einstreuen muss. Nehmt einfach Stellung zu Passagen, die ihr anders seht oder so nicht stehen lassen wollt. Ich muss meine Gedanken einfach einmal beim Schreiben sortieren.. :dao: Zur Not ignoriert mich einfach..)


    1. Was ist die Krise, bzw. warum ist sie entstanden?


    Die aktuelle Staatsschuldenkrise hat mMn (ich lass' mMn mal ab jetzt weg, ihr kennt mich ja) viele verschiedene Gründe, natürlich mal mehr, mal weniger gewichtige. Ich nenne das "Problem" hier noch bewusst Staatsschuldenkrise, um die folgenden Ausführungen greifbarer zu machen. Später werden wir von einer reinen Kapitalismus-, bzw. Systemkrise sprechen.


    "Viele verschiedene Gründe" - die meisten werden dazu wohl an "amerikanische Immobilienblase resultiert im Bankencrash" denken, also an die Jahre 2008ff. Das ist natürlich auch richtig, denn sofern man über die Staatsschuldenkrise spricht, ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die (meisten) Staaten sich erst zur Bankenrettung so exorbitant verschuldeten. Warum die Immobilienblase entstand, oder warum das eine Bankenkrise nach sich zog, soll hier nicht wirklich Thema sein; auch dazu könnte man mehrere Faktoren aufzählen (angefangen z.B. bei schlicht bei Schlampereien der (Immobilien-)Kreditvergabe; über zockende Banken, die Verbriefung und Bündelung der Kredite als handelbares Finanzobjekt; bis zu Streitigkeiten zwischen Finanzministern und Bankenchefs (und FED-Chefs)).


    Möglicherweise ist es heute aber auch ein bißchen scheinheilig, die Bankenkrise von 2008 als Auslöser der Staatsschuldenkrise aufzuführen, denn Fakt ist auch, dass Staaten (im Prinzip) IMMER neue Schulden machen. (So kommt es bspw., dass man von "sparen" spricht, wenn es eine Regierung schafft, die Neuverschuldung zu senken...) Es stellt sich also generell die Frage, warum es generell so viele Schulden gibt - ja, geben muss?!


    Vorher aber noch zwei weitere Zusammenhänge:


    1. Dass es jedes Jahr mehr Schulden gibt, ist Fakt. Einzig die Frage, WER mehr Schulden hat, bleibt offen.


    So haben sich bspw. vor 2008 die privaten Haushalte in Amerika extrem überschuldet (forciert eben durchs Häuslebauen). Als klar wurde, dass ihr Einkommen (sprich: Ihre Löhne) nicht reichten (nichteinmal zur Bedienung der Zinsen - der Haus-Kredit sollte ja schon allein durch den Mehrwert des Hauses gedeckt sein), hatten auch viele Banken Probleme: Zum einen dienten die Kredite als Sicherheit, zum anderen waren sie gebündelt ja schlicht Handelsobjekt - welches nun wertlos war. Gefühlt fungieren die Banken also "nur" als ein großer Vervielfacher, nämlich des gesamten Schuldenvolumens. (Natürlich haben die Banken daran auch kräftig verdient; das funktioniert aber gerade nur, wenn es auch mehr Schulden gibt - siehe Punkt 2). Schließlich mussten die Banken gerettet werden (systemrelevant), wodurch die vervielfachten Kredite vom Staat (als letzte Instanz) übernommen werden mussten - wir sind in der sogenannten Staatsschuldenkrise angekommen.


    Die Schulden sind während des gesamten Vorgangs also stets größer geworden - nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, kleiner. Das ist - soweit ich das jetzt einfach pauschalisiere - standard. Das MUSS so sein.



    2. Hört man "der Staat macht jedes Jahr Schulden", denken viele an die Floskel, das geschähe "auf Kosten der nächsten Generation(en)". Das ist natürlich kappes. Unser Finanzsystem erzwingt eine ständige Pattsituation zwischen Schulden und Guthaben - das Nullsummensystem. Ich kann keine 5 Euro besitzen, wenn jemand anderes sie nicht noch schuldig ist (z.B. in Form von Arbeit; dem Ursprungsaspekt der Währung: Ich gebe dir hier mal einen Schein, im Wert einer gewissen Arbeit -> Ich VERSPRECHE also einen Gegenwert - ich leiste ihn (noch) nicht.) Wenn der Staat sich heute also mit 2 Billionen verschuldet hat, dann gibt es auch heute jemanden, der 2 Billionen auf dem Konto hat! Wir befinden uns also jederzeit im Patt - und nicht erst, wenn die Schulden einmal (von Folgegenerationen) abgezahlt sind.


    [Was den Rahmen sprengen würde: Bei der Rentendebatte verhält es sich ganz ähnlich: Nicht der demografische Wandel führt zu Mini-Renten, sondern die Aufteilung des vorhandenen Kapitals. Heute ist genau so viel Rente da, wie von der Nation erwirtschaftet wird (z.B. fix 10%) - das war vor 50 Jahren so, und das ist in 50 Jahren auch so.]



    Also, unabhängig irgendeiner Entwicklung, muss klar sein, dass erstens jedes Guthaben Schulden BENÖTIGT und zweitens (entsprechend) eine ewige Pattsituation herrschen muss.


    Wo ist dann eigentlich das Problem?, könnte man also fragen. Warum habe ich dann weniger Geld in der Tasche? Warum kann der Staat mir dann heute weniger Dinge bezahlen (zur Verfügung stellen; anbieten)? Tja, das sind keine Fragen zur Schuldenproblematik, das sind Fragen zur Verteilung des Vorhandenen!




    Kurz ein kleines Beispiel über Inflation und Lohnsteigerung
    Die Nation A hat 5% Inflation (im Sinne von Preissteigerung) und 5% Lohnsteigerung. Patt. Von meinen 100 Euro kann ich mir heute 100 Brote kaufen (je 1 Euro), und nächstes Jahr klappt das auch (ich verdien' jetzt 105 Euro, das Brot kostet jetzt 1,05 Euro; ich bekomme also 100 Brote. Nämen wir an, diese Nation hätte nur den einen Einwohner, sieht man schnell, dass eigentlich auch die Geldmenge um 5% steigen müsste (Inflation im ursprünglichen Sinne), denn mit dem 100 Euro Schein könnte der Einwohner seinen Lohn nichtmehr bekommen. Nämen wir allerdings an, die Nation hat eine Bank, die 1.000 Euro besitzt, dann kann das obige Beipiel einige Jahre laufen, ohne dass die Geldmenge einer 5%igen Inflation unterläge - auszahlen könnte man die 105 Euro immernoch. Wir sehen also, mit "Geldmenge" ist nicht das physisch anwesende Geld gemeint, sondern, sehr vereinfacht, eher die "Summe aller Löhne". (Daher ja auch die Verknüpfung zur preissteigernden Inflation: Wenn alle mehr Geld haben, wird Angebot und Nachfrage auch die Preise entsprechend nach oben angleichen.) Im übrigen ginge es diesem Land jedes Jahr gleich gut (auch, wenn das BIP natürlich auch um 5% steigen würde) und auch die (ein-Mann-)Bevölkerung hätte relativ gesehen jedes Jahr gleich viel Geld in der Tasche. Interessant hier vielleicht drei weitere Zusammenhänge:


    1. Wenn wir jetzt 10 Leute mit jeweils 100 Euro Einkommen hätten, die je 5% Lohnsteigerung bekämen, stimmt die Patt-Situation natürlich immernoch. Nach einem Jahr hätte jeder 105 Euro, alle besäßen gleich viel (und könnten sich gleichviele Waren leisten).


    2. Selbst, wenn wir verschiedene Gehälter zu Grunde legen, funktioniert die Rechnung, etwa Herr X mit 100 und Frau Y mit 1000 Euro Einkommen (100, bzw. 1000 Brote). Nach einem Jahr, bekäme X 105 Euro (100Brote) und Y 1050 Euro (1000 Brote) - patt. Einzig der Abstand zwischen den Einkommen hätte sich verändert (statt 900 jetzt 945 Euro Differenz, natürlich 5% größer), aber ohne Auswirkungen! (die Schere zwischen Arm und Reich MUSS also auseinander gehen, es stellt sich nur die Frage, wie die Waren darauf verteilt werden)


    3. Theorhetisch spielt es in dem gesamten Beispiel überhaupt keine Rolle, ob die Bank zwischendurch eine Millionen Euro in den Markt pumpt, oder aus dem Markt abzieht. Sofern kein entsprechendes Guthaben existiert, dass über dieses Geld verfügt, ändert sich an der Situation gar nichts.


    (Leider muss ich jetzt NAchhilfe geben :) , danach Kiosk, dann Kneipe :bier:. Frühestens also morgen mehr..


    Grüße, IP

  • Was das Beispiel nicht beachtet, ist die Tatsache, dass die Bevölkerung ihren Lohn ja nicht direkt vollständig in Waren investiert, sondern ja auch fürs Alter vorsorgen, sprich: sparen will. Das gesparte Geld wäre ein Jahr später aber tatsächlich weniger wert, (für 100 Euro gäbe es zum Preis von 1,05Euro keine 100 Brote mehr), wir brauchen auch bei ruhendem Geld eine 5%ige Steigerung, den (Guthabens)Zins.


    Schließlich müsste ich auch bei geliehenem Geld ein Jahr später 5% mehr zurückzahlen, denn für bspw. 100 geliehene Euro bekäme ich 100 Brote, die ein Jahr später 105 Euro wert wären.


    Sofern praktisch "alle" Zinssätze auf dem gleichen Niveau sind, ändert sich an der Gesamtsituation rein gar nichts. Prinzipiell ist es dann ja das gleiche wie ein komplett zinsfreies Modell.


    Auffällig ist dann übrigens, dass man mit reinem Geld nichts verdienen könnte. Es ist egal, ob ich Geld oder Waren besitze, ein Jahr später könnte ich es gleichwertig hin und her tauschen (für den gesparten Euro bekomme ich auch mit 85 noch die gleichen Waren).


    Und warum klappts dann heute nicht?


    Mal davon abgesehen, dass nicht alle Zinssätze auf dem gleichen Niveau liegen (wenn ich mir ein Brot leihe, reicht es ein Jahr später nicht, ein neues Brot zu backen.), setzen wir ja voraus, dass das Geld selbst einfach so zur Verfügung steht. Prinzipiell natürlich genau so viel, wie im Umlauf ist, theoretisch aber egal, wieviel genau existiert (solange das überschüssige Geld eben besitzlos herumläge).


    Heute wird das Geld selbst aber zu 5%* Zinsen herausgegeben! (*fiktiv, an das Beispiel angepasst)


    Wenn die Nation also insgesamt 100 Euro von einer Bank zur Verfügung gestellt bekommen hätte, dann bräuchte sie ein Jahr später 105 Euro, um das System an sich aufrecht erhalten zu können! Die 5 Euro hat es aber zu keiner Zeit gegeben, sie müssen ja erst von der Bank (hergestellt und) zur Verfügung gestellt werden. Mit anderen Worten erzwingt das reine Bereitstellen(!) von 100 Euro, dass jemand fiktive 5 Euro Schulden hat (die ja wiederum mit 5% belastet sind).


    Unabhängig aller realer Gegebenheiten, wächst die Schuldlast also mit 5%, sprich exponentiell. (Man könnte jetzt über den Tellerrand der Nation hinaus gucken, und dem Schuldenwachstum mit Exporten begegnen. Das funktioniert aber nur, wenn der Exportpartner nicht das gleiche System installiert hat -> er hätte ja die gleichen Probleme und müsste auch Geld verdienen.)


    So "einfach" ist das mMn tatsächlich.. :crazy:
    Das ist der Grund, warum wir (fiktive) 5% Wachstum benötigen.


    Die Differenz fließt ja direkt in die Exponentialkurve der Schulden... (Allerdings auch das wiederum nur national. In einem totalen System ist Wachstum unmöglich, da die für den Schuldenabbau benötigten Euro ja nicht schuldfrei "bereitgestellt" werden können: Sie müssen von außen kommen.)



    Abschließend gestattet mir noch ein Zitat, auch wenn der ein oder andere mich dafür womöglich kritisieren wird. Ich finde es spannend! ;)

    Zitat

    Geld kann dabei nur die Mittlerrolle spielen. Es trägt keinen eigenen
    Gebrauchswert in sich. Jede Mark die in Deutschland mehr bezahlt wird,
    setzt voraus, dass um eine Mark mehr gearbeitet wurde. Ansonsten ist
    diese Mark ein leeres Stück Papier, das keine Kaufkraft besitzt.*


    Grüße, IP


    edit: Ich sag doch noch, was ich spannend finde, warum ich mit "ihm" schließe: MMn passiert nämlich "etwas", wenn man als Nation versucht dieses Problem zu durchbrechen. Mglw. trägt man dann.., nein, das gehört in den WK-Thread und da schreibe ich momentan nichts... :crazy:

  • So "einfach" ist das mMn tatsächlich.. :crazy:
    Das ist der Grund, warum wir (fiktive) 5% Wachstum benötigen.



    du musst noch die nicht mehr bedienbaren schulden(firmenpleiten,privatinsolvenzen etz.),also bankrotte jeglicher art die nicht durch rettungsmasnahmen ausgeglichen werden,davon abziehen.
    wären die bankrotte höher als die zinsen,hätten wir deflation,was mit abstand am schädlichsten für die realwirtschaft wäre.