S.o.T.

Hallo Kitty,

es ist anscheinend aufgefallen, dass ich mich wieder vermehrt hier herumtreibe, was? Danke für den nachträglichen Gruß! Mir geht es momentan super, so sonderbar das auch klingt. Ich habe viel mehr Zeit für mich und meine Freundin und kann mich endlich meinen kreativen Projekten widmen. Natürlich sind das Kranksein und die wöchentliche Chemotherapie nicht gerade berauschend, aber aufgrund meiner Charakterstärke und meines tollen sozialen Umfeldes verkrafte ich die Einschränkungen, die ich zurzeit in Kauf nehmen muss, sehr gut.

Naja, das Körperliche ist etwas nervig: Kondition, die vorher ziemlich gut war, ist komplett weg, Liegestütze gehen nicht mehr, Treppen steigen beschleunigt den Puls auf Rekordniveau und der Geschmack hat sich teilweise stark verändert. Aber wie gesagt: Nervig. Wirklich schlimm ist das nicht, zumal es in einem Jahr vielleicht "schon" wieder alles in Ordnung ist.

Ach ja: Und die Haare fallen aus. Hab mir meine in über drei Jahren lang gewachsene Haarpracht vor einer Woche auf 1 cm Länge gekürzt, was den Haarausfall zumindest ein wenig hinauszögert und vor allem der Sauberkeit in Bett und Bad zuträglich ist.

So, seit heute morgen liege ich wieder auf der Station im Krankenhaus. Ich hatte heute Nacht das erste Mal Nebenwirkungen und zwar nicht zu wenig: Aufgrund der wiederholten Chemo, die ich bekomme, hat sich mein Dünndarn gedacht, er macht jetzt einfach mal eine Pause und versperrt jeglicher Nahrung den Weg zu weiteren Verdauungstrackt. Naja, aber sich fünf mal innerhalb ein paar Stunden zu übergeben geht ja noch.

Nee, geht eigentlich nicht. Inzwischen geht es wieder nach mehrstündiger Untersuchung und anschließender Behandlung. Aber heute Morgen war es wirklich nicht mehr feierlich. Zum Glück bin ich direkt in die Ambulanz gefahren, denn ansonsten hätte das Ganze kritisch werden können, aber so konnten mir die Ärzte helfen, meinen überaus stark aufgeblähten Bauch zu "beruhigen". Schmerzmittel tun ihr übriges.

Naja, morgen bekomme ich immerhin mein Notebook, mit dem ich mir dann die Zeit erträglicher gestalten und an meiner neuen Karte arbeiten kann. Vielleicht kann ich morgen auch wieder nach Hause, was ich aber nicht so recht glaube. Am Dienstag geht laut Behandlungsplan ohnehin meine Chemo-Therapie weiter. Es wird sich zeigen.

Ich hoffe, es stört hier niemanden, wenn ich mir meinen Frust an dieser Stelle von der Seele schreibe.

Viele Grüße
Felix

Hey,

wie es mir geht? Naja... Ich habe keine Übelkeit oder Kopfschmerzen, dafür aber sehr schlimme Rückenbeschwerden von der Rückenmarkspunktion gestern. Dabei wird einem mit einer dicken Metallnadel Rückenmark entnommen und ein Medikament gespritzt. Seither habe ich starke Schmerzen, die den ganzen Rücken abdecken, sodass ich fast nur liegen und nicht lachen kann. Jede Bewegung tut sehr weh, aber das wird bis morgen hoffentlich aufhören und falls meine Werte nach der letzten Chemo gut sind, kann ich morgen vielleicht scon wieder nach Hause, wofür ich sehr dankbar wäre, wie ihr euch sicher denken könnt.

Aber um dich zu beruhigen, liebe Kitty: =)

Hallo,

ich schreibe noch vom Krankenhaus aus. Morgen kann ich wahrscheinlich nach Hause. Meinem Rücken geht es minimal besser, aber das liegt vermutlich hauptsächlich an dem Schmerzmittel, das ich bekommen habe. Ansonsten habe ich keine Beschwerden eigentlich, nur leichte Kopfschmerzen hin und wieder, aber das lässt sich aushalten.

Zur Chemo-Therapie: Einige werden sicherlich glauben, dass man bei der Chemo-Therapie in einer Art Röhre mit irgendwelchen Strahlen beschossen würde oder dergleichen, aber nein, es ist ganz anders:

Für 6 bis 9 Monate geht man regelmäßig ins Krankenhaus und wird dort an einen Tropf angeschlossen über einen Katheter, den man eingesetzt bekommen hat. Dieser Zugang hat den Vorteil, dass man nicht jedes Mal neu gestochen werden muss. Der Katheter verläuft unter der Haut vom Hals bis zum Herzen, falls ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls schaut oben ein kleiner weißer Schlauch auch meiner rechten Brust, der wiederum drei Enden hat. Dieses Teil trage ich in einer Brusttasche immer mit mir herum. Am Anfang war das noch nervig, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran.

Die sogenannte Chemo ist das Medikament, das ich über den Tropf bekomme. Wobei Medikament eigentlich das falsche Wort ist, da die Chemo eigentlich mehr kaputt macht, als sie heilt. Der Plan bei einer Chemo-Therapie ist, alle "bösen" Zellen zu vernichten, was allerdings nur geht, wenn man auch einen Großteil der "guten" Zellen gleich mit platt macht. Ist quasi wie im ersten Weltkrieg: Alles kaputt machen, um hinterher wieder aufbauen zu können.

Kann ich machen, sobald ich wieder zuhause bin.