Was ist die richtige Ethik?

  • Nachdem die letzten Philosophie-Threads schon recht konkret waren, soll es hier mal ganz allgemein um die Frage gehen, welche Ethik eigentlich die richtige ist. ;)


    Gibt es überhaupt eine richtige Ethik oder ist eine Ethik immer nur in Bezug auf eine Kultur geeignet und für eine andere unpassend. Geht man von solchen relativen Ethikbegriffen aus, hat man allerdings das Problem, dass sich Menschenrechte und Menschenwürde nicht rechtfertigen lassen jedenfalls nicht global, sondern evtl. nur innerhalb der westlichen Welt. Auch Leben ist in einem solchen System kein allgemein gültiger Wert mehr: Leben ist weder positiv noch negativ, denn es ist einfach grundsätzlich nicht mehr objektiv bewertbar.


    Ich gehe jedoch davon aus, dass durchaus eine allgemeine gesellschaftsunabhängige Ethik existiert und dass es nur schwierig ist, sie in einem theoretischen System darzustellen. Hier sind ein paar historische Vorschläge:



    1. Utilitarismus (Bentham)


    Eine Handlung ist gut, wenn sie den größtmöglichen Nutzen für alle von der Handlung betroffenen verspricht. Dabei beinhaltet Nutzen v.a. Glück (z.B. durch Erfüllung von Wünschen/ Erreichen von Zielen) und den Wert Leben.


    Im Utilitarismus kann ein guter Zweck sämtliche Mittel heiligen; Menschen werden zu Gunsten der Nutzenmaximierung instrumentalisiert.


    Beispiel: In einem Krankenhaus brauchen 5 Notfallpatienten dringend eine Organtransplantation. Die Organe können allerdings nicht rechtzeitig herangeschafft werden. Als vor dem Krankenhaus ein Obdachloser auftaucht, entschließt sich der Arzt, ihn umzubringen, um mit dessen Organen die 5 Patienten zu retten.
    Aus utilitaristischer Sicht handelt der Arzt richtig, denn das Leben von 5 Patienten wiegt mehr als das eines Obdachlosen.



    2. Der kategorische Imperativ (Kant)


    Eine Handlung ist gut, wenn sie dem Kategorischen Imperativ entspricht: Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.


    Der kategorische Imperativ liefert Maximen sehr generelle Lebensgrundsätze wie Hilf allen Menschen in Not. Dadurch ist er äußerst situationsunspezifisch.


    Beispiel: Ein wahnsinniger Psychopath bricht in das Haus des Richters ein, der ihn verurteilt hat, um sich an ihm zu rächen. Weil er ihn nirgends findet, frägt er den Butler, wo sich dieser versteckt hält.
    Gemäß dem kategorischen Imperativ ist der Butler verpflichtet, das Versteck des Richters zu verraten, denn Lügen oder das Zurückhalten der Wahrheit sind aus Prinzip verboten.



    3. Tugendethik (Aristoteles, Hume)


    Eine Handlung ist gut, wenn sie Ausdruck einer Tugend ist. Dabei ist wiederum eine Tugend nach Hume definiert als eine Einstellung, die auf einem möglichst universellen Gefühl von Sympathie für alle Menschen basiert.


    Moralisches Handeln kann hier also sehr subjektiv sein: Für den einen ist es ein Ausdruck von Sympathie, einem Menschen beim Selbstmord zu helfen, für den anderen gerade das Gegenteil. Außerdem steht gegnüber der eigentlichen Handlung viel mehr die Absicht im Vordergrund.


    Beispiel: Ein Mann plant, eine Bank auszurauben. Als er bei seinen Vorbereitungen jedoch die hohen Sicherheitsvorkehrungen bemerkt, zweifelt er, ob er sein Vorhaben wirklich durchführen soll.
    Aus tugendethischer Sicht ist das egal. Der moralische Fehler besteht allein in der Ignoranz der Interessen der Besitzer des Geldes, die schon vorher gegeben ist.



    Ich persönlich tendiere eher zur Tugendethik. Mich würde aber auch interessieren, was ihr für das optimale Modell haltet (,falls es das gibt) :look: . Als Denkanstoß ist hier nochmal eine interessante Problemsituation:


    Ein Beobachter steht an einem Bahngleis, an das mehrere Personen gefesselt sind während gleichzeitig unaufhaltsam ein Zug auf sie zurollt. Der Beobachter kann weder den Zug stoppen noch kann er rechtzeitig die Personen losbinden, er kann den Zug aber durch eine Weiche auf ein anderes Gleis umlenken, auf dem nur eine Person festgebunden ist.
    Was ist die moralisch richtige Handlungsweise? ?(


    a) Er muss den Zug auf das andere Gleis umlenken (Position des Utilitarismus).
    b) Er darf den Zug nicht umlenken (Position des kategorischen Imperativs).
    c) Er soll das tun, was er will, nachdem er sich intensiv in alle Beteiligten hineinversetzt hat (Position der Tugendethik).


    Denkbar wäre außerdem noch folgende Meinung:


    d) Es ist egal. Da man Leben nicht abwägen darf, sind beide Handlungsweisen gleichermaßen moralisch richtig und falsch.


    Dieses Problem besitzt übrigens noch einen zweiten Teil, der aber erst Sinn macht, wenn man sich über die obige Situation Gedanken gemacht hat :P

    Die kausale Unabhängigkeit der Quarks von unserer Rede ist kein Merkmal der Realität (im Sinne des Gegenteils der Welt des Scheins), sondern sie ist einfach ein unbezweifelter Bestandteil unseres Redens über Quarks.
    Richard Rorty

  • also ich würde jetzt auch die tugendethik nehmen. aber ob es "die richtige ist". keine ahnung.
    ich bezweifle auch, dass wir die richtige durch diesen thread finden würden.


    zu bahngleis:
    ich hätte möglichkeit d) genommen. so ist eben meine denkweise; jedes leben ist gleich viel wert, sei es mensch, taube oder ameise.
    aber wen ich jetzt tatsächlich gerettet hätte. ich weiß es nicht.

  • Kurze und knappe Antwort: Kant. Ich habe "Ein Entwurf zum ewigen Frieden" sowie andere seiner Werke gelesen. Ich bin ein Anhänger seiner Philosophie, was vielleicht auch daran liegt, dass ich sehr viele Dinge aus seinen Schriften wiedererkannt habe, womit ich sagen will, dass ich vorher das Gleiche gedacht hatte.


    Noch ein ganz toller Witz aus dem Philosophie-Unterricht: Was ist ein Philosoph auf 'nem Tisch? -> Tischkante. :D

  • Zitat

    Original von S.O.T.
    Kurze und knappe Antwort: Kant. Ich habe "Ein Entwurf zum ewigen Frieden" sowie andere seiner Werke gelesen. Ich bin ein Anhänger seiner Philosophie, was vielleicht auch daran liegt, dass ich sehr viele Dinge aus seinen Schriften wiedererkannt habe, womit ich sagen will, dass ich vorher das Gleiche gedacht hatte.


    Mir geht das eigentlich ganz ähnlich; nur ist es bei mir nicht Kants Philosophie, sondern die von Hume. Ich kenne keine Position von Hume, die ich nicht auch vollkommen unterstützen würde. (Allerdings habe ich noch keines seiner Werke vollständig gelesen, weshalb das vielleicht nur vorläufig ist.)
    Wir dürften dann in einigen Punkten recht unterschiedliche Ansichten haben; schließlich war Hume Rationalismus-Kritiker :devil:


    Zum Bahngleis-Problem:
    Ich hätte logischerweise Möglichkeit c) gewählt, aber eure Meinungen also d) bzw. b) kann ich zumindest auch gut verstehen. Interessanterweise entscheiden sich die meisten Menschen aber spontan für die utilitaristische Alternative a). Das führt dann aber in der zweiten Situation zu einem Konflikt:


    Die Ausgangslage ist die gleiche wie in Teil 1. Nur steht der Beobachter diesmal nicht an einer Weiche, sondern auf einer Brücke, unter der der Zug durch muss bevor er auf die am Gleis festgebundene Gruppe von Personen trifft. Außerdem steht auf der Brücke neben dem Beobachter noch ein sehr dicker Mann, der , wenn er hinunter vor den Zug fallen würde, diesen rechtzeitig abbremsen könnte (zugegeben, das ist etwas unrealistisch :shy: ).
    Soll der Beobachter den schweren Mann nun hinunter aufs Gleis werfen?


    Hier antworten die meisten Menschen mit Nein, was völlig inkonsequent ist, da sich der Fall vom ersten Teil nur dadurch unterscheidet, dass der Beobachter eine etwas aktivere Rolle einnimmt. Es ist also sinnvoll, auch in der ersten Situation, das Umstellen der Weiche als Mord zu betrachten, was da zumindest die kantsche Position b) recht einleuchtend erscheinen lässt.

    Die kausale Unabhängigkeit der Quarks von unserer Rede ist kein Merkmal der Realität (im Sinne des Gegenteils der Welt des Scheins), sondern sie ist einfach ein unbezweifelter Bestandteil unseres Redens über Quarks.
    Richard Rorty

  • Da gibt es ein ganz anderes Problem. All diese Ansätze gehen davon aus, dass ich die Personen auf den Gleisen - seinen es jetzt mehrere oder nur eine einzelne Person, retten WILL.


    Welche Ethik gestattet mir denn, einfach da zu sitzen und zu beobachten was passiert, weil mich (davon gehe ich jetzt aus) nichts mit den Personen verbindet. Keine, denn die Ethik basiert auf Moralvorstellungen.


    Was aber, wenn die Personen mir egal sind. Ist das dann unethisch?


    Wahrscheinlich - und es macht mich zum Amoralisten. Letztlich ist aber das die Einstellung, die ich am ehesten nachvollziehen könnte.

  • Da gibt es ein ganz anderes Problem. All diese Ansätze gehen davon aus, dass ich die Personen auf den Gleisen - seinen es jetzt mehrere oder nur eine einzelne Person, retten WILL.


    Und So ist dem tatsächlich,zwar sind die niedergeschriebenen Moralvorstellungen oft schriftlich,intellektuell bis an die Grenzen unseres Verstandes interpretiert und scheinbar bis an die Spitze des Eisberges kratzend,was einem oft den Anstoss dazu gibt sich dessen anzuhängen,und die glaubwürdigkeit in einem von einer sogenannten bestehenden "Gerechtigkeit" verstärkt,
    Jedoch wenn man unvoreingenommen und Universell,betrachtend sich dem nähert so werden die Ungereimtheiten förmlich aus dem Rahmen springen.
    Man muss sich nur mal in die Lage anderer Menschen hineinversetzen und schon sind jene Vorstellungen und Ideen mehr als nur für´n Arsch.

  • Zitat

    Original von God_Amos
    Und So ist dem tatsächlich,zwar sind die niedergeschriebenen Moralvorstellungen oft schriftlich,intellektuell bis an die Grenzen unseres Verstandes interpretiert und scheinbar bis an die Spitze des Eisberges kratzend,was einem oft den Anstoss dazu gibt sich dessen anzuhängen,und die glaubwürdigkeit in einem von einer sogenannten bestehenden "Gerechtigkeit" verstärkt,
    Jedoch wenn man unvoreingenommen und Universell,betrachtend sich dem nähert so werden die Ungereimtheiten förmlich aus dem Rahmen springen.
    Man muss sich nur mal in die Lage anderer Menschen hineinversetzen und schon sind jene Vorstellungen und Ideen mehr als nur für´n Arsch.


    Nein, so ist dem eben nicht. Vier mir völlig unbekannte Personen liegen in diesem Beispiel auf den Gleisen und ich soll in die Entscheidung hineingezwungen werden, ob denn nun drei oder nur einer sterben soll.
    Die einzige mir logisch erscheinende Antwort darauf ist: Es ist mir egal. Ich würde gar nichts tun, sondern teilnahmslos zuschauen, wie der Zug eben das macht, was er macht.


    Jeder, der jetzt empört aufschreit und behauptet, damit hätte ich im schlimmsten Fall drei Menschen getötet, liegt falsch. Getötet hat sie derjenige, der sie auf den Gleisen festband. Von mir wird verlangt, über den Wert zu entscheiden - also faktisch darüber, ob es besser wäre, EIN Leben zu verlieren, anstatt von DREIEN.
    Da ich keinerlei Beziehung zu den Menschen habe, die dort liegen, kann ich ihnen, nüchtern betrachtet, auch keinen Wert zumessen - und somit sind sie bedeutungslos für mich. Die Bürde zu entscheiden, ob meine Handlung evtl. richtig oder falsch ist, laste ich mir nicht auf.


    Also unvoreingenommen und universell betrachtet, so wie von God_Amos gefordert, sind die Vorstellungen und Ideen der anderen genau die eine Sache, die er ihnen abspricht: Für´n Arsch.

  • Mal ne Frage, wenn der Beobachter sich für Fall a) entscheidet kann er dann in Deutschland für Mord angeklagt werden? Bzw wenn er nix verändert wegen unterlassener Hilfeleistung?


    Nochmal zum ersten Satz , wäre man nicht der Mörder dann von der einzelnen Person weil sie ja quasi unbetroffen wäre bis der Zug dann auf ihr Gleis umgelenkt werden würde? Ich mein das müsste man dann ja auch berücksichtigen...


    Ich glaub ich werde Züge jetzt meiden....

  • Zitat

    Original von EvilJoe
    Mal ne Frage, wenn der Beobachter sich für Fall a) entscheidet kann er dann in Deutschland für Mord angeklagt werden? Bzw wenn er nix verändert wegen unterlassener Hilfeleistung?


    Nochmal zum ersten Satz , wäre man nicht der Mörder dann von der einzelnen Person weil sie ja quasi unbetroffen wäre bis der Zug dann auf ihr Gleis umgelenkt werden würde? Ich mein das müsste man dann ja auch berücksichtigen...


    Ich glaub ich werde Züge jetzt meiden....


    Hilfe leisten musst du mMn nur dann, wenn du weder dich, noch einen anderen dabei in Gefahr bringst. Das wäre wohl nicht der Fall, den Kerl auf dem anderen Gleis bringst du ja sehr wohl in Gefahr, sogar in tödliche.


    Ob das dann Mord wäre, hm, da bin ich überfragt.
    Aber wenn man die Definition zur Rate zieht (nach dem Rechtswörterbuch) ist Mord:

    Zitat

    Mord ist eine durch Beweggrund, Ausführungsart oder verfolgten Zweck gekennzeichnete vorsätzliche Tötung eines anderen Menschen.


    bzw. Totschlag:

    Zitat

    Der Totschlag ist in § 212 StGB geregelt. Danach ist Totschläger, wer einen Menschen tötet, ohne Mörder zu sein.


    So gesehen, ist man weder das eine, noch das andere, wenn man nichts tut - man bleibt unschuldig - wäre ja auch noch schöner.

  • Also unvoreingenommen und universell betrachtet, so wie von God_Amos gefordert, sind die Vorstellungen und Ideen der anderen genau die eine Sache, die er ihnen abspricht: Für´n Arsch.


    Hnmmm....
    Da hast du meinen Text leider nicht aufmerksam gelesen und die Worte zu lasch und vororientiert aufgegriffen und verarbeitet,nicht zwischen den Zeilen gelesen und auch nicht verstanden.....
    aber was verlangt man alles....?


    Ab und an muss man seine Logik verlassen um die Logik zu erfassen....
    Denn vieles lässt sich leider nicht in Worten fassen....
    Aber um es zu versuchen: Es ist die Selbstfindung

  • Okay, also rein rechtlich darf man nichts tun. Die Drei sterben lassen und der eine hatte Glück. Im Falle das eine von den drei Personen mit einem Verwand ist oder Schutzbefohlen muss man den Zug umlenken.


    Also ging nur mal darum die Deutscherechtslage mit einfließen zu lassen, so würde man für Deutschland richtig handeln.

  • Zitat

    Original von mrx4
    Da gibt es ein ganz anderes Problem. All diese Ansätze gehen davon aus, dass ich die Personen auf den Gleisen - seinen es jetzt mehrere oder nur eine einzelne Person, retten WILL.


    Welche Ethik gestattet mir denn, einfach da zu sitzen und zu beobachten was passiert, weil mich (davon gehe ich jetzt aus) nichts mit den Personen verbindet. Keine, denn die Ethik basiert auf Moralvorstellungen. []
    Letztlich ist aber das die Einstellung, die ich am ehesten nachvollziehen könnte.


    Es ist sicher eher vorstellbar, dass die meisten Menschen kein umfangreiches moralisches Konzept im Hinterkopf haben, nach dem sie ihre Entscheidungen treffen. In dem Sinn handeln sie dann wohl auch danach, was sie wollen und wie wichtig ihnen die betroffenen Personen sind. Das würde ich dann auch für nachvollziehbar halten.


    Allerdings gibt es zwei Modelle von Ethiksystemen: Die einen schreiben vor, was man tun soll, z.B. in Form von Geboten; ich nenne diese mal die rationalen Modelle. Die emotionalen Modelle schreiben dagegen vor, was man wollen soll.
    Letztere sind zwar schwieriger anzuwenden und erfordern Training, liefern aber meiner Meinung nach den besseren Maßstab.


    Zurück zum Bahngleis-Beispiel: Würdest du den Zug auch dann nicht umlenken, wenn das zweite Gleis völlig leer wäre? Ich denke, fast alle Menschen würden das schon versuchen, auch wenn sie die betroffenen Personen nicht kennen ;) im Übrigen hätte man sonst hier wirklich einen Fall von unterlassenener Hilfeleistung).
    Das was die Verhaltensweise, am Gleis nur zu beobachten und abzuwarten, so nachvollziehbar macht, liegt meiner Meinung nach nicht daran, dass die Personen für den Beobachter bedeutungslos sind, sondern dass sie für ihn gleich bedeutungsvoll sind.


    In Übereinstimmung dazu wäre nach einem emotionalen Ethikmodell das Abwarten allein hier weder moralisch noch unmoralisch. Wichtig wäre lediglich, wie sehr der Beobachter helfen möchte (ohne es zu können).



    Zitat

    Original von God Amos
    Jedoch wenn man unvoreingenommen und Universell,betrachtend sich dem nähert so werden die Ungereimtheiten förmlich aus dem Rahmen springen.
    Man muss sich nur mal in die Lage anderer Menschen hineinversetzen und schon sind jene Vorstellungen und Ideen mehr als nur für´n Arsch.


    Wenn ich das richtig verstehe, findest du, dass komplexe Ethikmodelle im Widerspruch stehen zu den Handlungen, die man für moralisch halten würde, wenn man sich in die jeweilige Person hineinversetzt.
    Welches Problem hast du dann mit der Tugendethik? Die wird ja gerade auf diese Weise definiert

    Die kausale Unabhängigkeit der Quarks von unserer Rede ist kein Merkmal der Realität (im Sinne des Gegenteils der Welt des Scheins), sondern sie ist einfach ein unbezweifelter Bestandteil unseres Redens über Quarks.
    Richard Rorty


  • Ich habe wirklich überlegt, ob es die Sache wert ist, darauf zu antworten. Wie zu sehen ist, habe ich mich dann tatsächlich zu einer Antwort entschieden, weil ich glaube, nein, weil ich befürchte, dass God_Amos sonst tatsächlich glaubt, er hätte in irgendeiner Form den Durchblick.


    Ich, mein lieber God_Amos, habe deinen Text sehr wohl aufmerksam gelesen. Ich mache das mit all deinen Texten, auch wenn ich mich danach immer wieder fragen muss, warum ich es mir erneut angetan habe.
    Dein Text, von dem hier die Rede ist, war so wirr und unlogisch, wie wir es von dir gewohnt sind, jedoch hatte ich den Eindruck (den ich bei deinen Beiträgen nicht allzu oft habe), dass sich in dem hier zur Abwechslung wirklich eine Stellungnahme verbirgt. Rückblickend muss ich jetzt aber wohl erkennen, dass dies nicht der Fall war. Du hast wieder nur leeres Gewäsch von dir gegeben.
    Mir auf meine (wie ich finde) nachvollziehbare Interpretation zu antworten, ich hätte deine Worte zu
    "lasch und vororientiert aufgegriffen und verarbeitet,nicht zwischen den Zeilen gelesen und auch nicht verstanden....."
    ist eine Entgegnung, die auf jede Interpretation geantwortet werden kann, vor allem dann, wenn der ursprüngliche Autor selbst auch keine Ahnung von dem hat, was er da an Unsinn verzapft hat. Das haben schon so viele dumme Leute vor dir gemacht, dass ich dem keine weitere Beachtung geschenkt hätte.
    Das Ganze dann aber noch abzuschließen, mit den Worten
    "aber was verlangt man alles....?"
    setzt dem Bock allerdings die Krone auf.
    Hat das wirklich jemand zu mir gesagt, der, seit er hier im Forum aktiv ist, es nicht einmal geschafft hat, die Zitat-Funktion zu benutzen, Kommas nicht völlig falsch in seinen Beiträgen zu setzen, Rechtschreibfehler zu vermeiden, oder auch nur die Leertaste regelmäßig nach seinen Satzzeichen zu benutzen? Aber, was verlangt man alles...?


    Zitat


    Ab und an muss man seine Logik verlassen um die Logik zu erfassen.... Denn vieles lässt sich leider nicht in Worten fassen....
    Aber um es zu versuchen: Es ist die Selbstfindung


    Das rundet es ab.
    Satz 1 - Willkürlich etwas dahinbrabbeln, bei dem unterschwellig mitklingt, dass man nur alleine die ganze Wahrheit begriffen hat
    Satz 2 - Die Berechtigung dafür, dass man willkürlich gebrabbelt hat
    Satz 3 - Irgendein tolles Wort suchen, welches tiefgründig klingt, egal ob es im Zusammnhang mit der bisherigen Diskussion Sinn macht und das auch noch als gut gemeinten Versuch hinstellen, den anderen, ach so dummen Usern, das scheinbar offensichtliche zu erklären.


    Ich versuche mal, meine Beitrag ähnlich enden zu lassen.
    Denn der Beweis dafür ist Kürbiskuchen, der ragt nämlich aus der Wand. Ach ja, und Fisimatenten!

    Streichelt NIEMALS einen brennenden Hund.

    Einmal editiert, zuletzt von mrx4 ()


  • :danke: Danke! Danke für diesen Post! :praise:


    Ich bin froh, dass ich nicht der Einzige bin, der genau so denkt!!!

  • Ich habe wirklich überlegt, ob es die Sache wert ist, darauf zu antworten. Wie zu sehen ist, habe ich mich dann tatsächlich zu einer Antwort entschieden, weil ich glaube, nein, weil ich befürchte, dass God_Amos sonst tatsächlich glaubt, er hätte in irgendeiner Form den Durchblick.


    Hmmm.
    Das ist ja interessant ^^
    Nettes Schreiben,ich könnte jetz Seiten schreiben oder Sätze,ich entscheide mich für letzteres.
    Ich weiss welche Absichten und Motivationen sich hinter deinen so rationalen Mantel verstecken^^
    Aber dass behalte ich für mich ^^ :king:
    Nö auf solches lasse ich mich nicht ein.
    Und ein Tipp für Endecker und Forscher :Achtet genau auf die Motive und Absichten was bleibt da noch verborgen?

  • Also erstmal :b2t:


    Wie ihr vllt mitgekriegt habt halte ich mich eher selten im Dies und Das-Forum auf und noch weniger in solchen Threads.
    Da ich den Thread, nachdem ich ihn vorhin erst entdeckt habe, sehr interessant finde, unter anderem weil ich mich mit dem Gedanken herumschlage eine Belegarbeit in Ethik über eben eines "solcher" Themen zu machen.
    Eines solcher Themen soll heißen, das ich bekennender Goth (oder auch Gothic) bin, genauer gesagt Cyber Goth (bitte nicht in Wikipedia nachschauen, die Erklärung dort ist echt grausam, lieber nachfragen). Dadurch habe ich eine andere Ansicht vom Leben, Moral und anderen Sachen, um die sich die Leute immer wieder streiten, als viele andere Leute.


    zB das Große Thema DER SINN DES LEBENS:
    (wer sich das nicht durchlesen will kann ja nach der nächsten Leerzeile weiterlesen)
    Der Sinn des Lebens ist die erhaltung der eigenen Art.
    (rein biologisch und logisch das einzige Ergebnis, auf das ich gekommen bin, wer meint mich berichtigen zu können kann dies versuchen, ich bin offen für neues)
    Irgendwann hab ich noch mal mehr drüber nachgedacht und einen noch höheren Sinn gesucht.
    Mein Ergebnis:
    Der Sinn des Lebens ist die erhaltung der eigenen Art.
    Die Erhaltung der eigenen Art ist dazu da, das Gleichgewicht zwischen den Arten zu wahren.
    Da wir (Menschen) aber sowiso schon alles durcheinander gebracht haben ist es sinnlos zu versuchen ein Gleichgewicht zu wahren.
    UND DAS MACHT AUCH DAS LEBEN SINNLOS.


    Da ich diese Meinung(en) aber eher auf mich selbst reduziere und mich größtenteils so Verhalte, wie ich denke, das es in dieser Gesellschaft verbreitet ist weis ich ehrlich gesagt nicht, was ich machen würde.
    Da ich die Dinge aber ganz gerne objektiv/logisch angehe (siehe Sinn des Lebens) könnte ich mir durchaus vorstellen, das ich den Zug auf das Gleis mit der einen Person umlenken würde, da das logischerweise weniger Verluste bedeuten würde.


    Das würde heißen, das ich Utilitarist bin. Und wenn man die Definition etwas kürzt kann ich mich auch damit anfreunden.


    Eine Handlung ist gut, wenn sie den größtmöglichen Nutzen verspricht. Dabei beinhaltet Nutzen v.a. Glück (z.B. durch Erfüllung von Wünschen/ Erreichen von Zielen) und den Wert Leben.


    In deinem ersten Teil des Bsp. verstehe ich b ehrlich gesagt nicht wirklich und bei c ist der Zug schon längst vorbei, bis man sich in jede einzelne Person hineingedacht hat (mal davon abgesehen sind sie doch alle in einer ähnlichen Position, wenn man die "Hintergründe", wie Familie und Co, von denen man unter Umständen nichts weis (sprich, wenn es fremde Leute sind) weglässt und entsprechend würde man doch zu keinem ordentlichen Ergebnis kommen, oder?)
    Im zweiten Teil habe ich mich schon alleine beim lesen des zweiten Teils (also ohne deinen Kommentar, das es quasi die gleiche Position ist) gefragt, was daran anders ist. Deswegen denke ich schon, das ich dort auch dicken Mann einen kleinen Schubser verpasst hätte.
    (Allerdings ist mir später aufgefallen, das es DOCH eine andere Position ist, immerhin tötet man dadurch diesen Mann, der sonst nicht überfahren werden würde. Dadurch wäre man nach dem Gesetz (Def. von mrx4) sogar Mörder, wobei ich nich weis, ob man verurteilt werden könnte, da man es ja zum Schutz von drei anderen Personen gemacht hat. Aber mein erster Gedanke war tatsächlich, das ich diesen Mann töten würde...(vorausgesetzt, das man überhaupt auf so eine idee kommt und wie ich mich kenne würde ich wahrscheinlich nicht auf soeine Idee kommen, ihn also auch nicht schubsen))


    Soviel zu meiner Position...


    Edit: Ich kenne mich sonst nicht sonderlich mit den Meinungen der Philosophen zu diesem Thema aus. Die Behauptung, das ich den Utilitarismus recht passend finde habe ich nur durch das Beispiel die Definition aufgestellt.

  • Inzwischen hat also jede Antwortmöglichkeit im Bahngleis-Problem schon mindestens einen Anhänger. :]


    Aber zuerst mal zur Sinnfrage:


    Zitat

    Original von Walddrache
    Der Sinn des Lebens ist die erhaltung der eigenen Art.


    Diese Antwort führt logischerweise zur nächsten Frage: Welchen Sinn hat die Erhaltung der eigenen Art? :P
    Ein Problem liegt für mich v.a. auch darin, dass die Erhaltung der eigenen Art langfristig unmöglich ist. Denn selbst in den optimistischsten Szenarien, in denen die Menschheit sich immer weiter entwickelt und irgendwann ein Goldenes Zeitalter erreicht, wird sie spätestens dann untergehen, wenn das Universum zerfällt, die Galaxien von Schwarzen Löchern aufgesaugt werden und diese schließlich verdampfen.
    Wo ist da der Sinn, wenn man von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist?


    Ich kann mir allerdings vorstellen, was du meinst (ansonsten einfach berichtigen):
    Man kann die Natur, insbesondere die Entstehung des Lebens, die Evolution, usw. als etwas Gutes annehmen. In diesem Fall sollte sich auch der Mensch der Natur unterordnen ;) man könnte noch darüber diskutieren, ob er das nicht automatisch tut).
    Speziell bedeutet das, er soll - wie die anderen Tiere auch - versuchen, seine Art zu erhalten. Dass das der Menschheit nicht gelingen wird, ist bedeutungslos, denn dies ist schließlich ebenfalls Teil der Natur und somit gut.


    Der eigentliche Sinn wäre wie in Sinnmodellen üblich das Gute zu erhalten/ fördern/ verbreiten und das Gute ist hier eben die Natur.
    Dass die Natur wirklich gut ist, ist aber eine rein intuitive Annahme und mit Sicherheit nicht beweisbar. Meiner Meinung nach ist sogar es ganz allgemein unmöglich, einen Sinn des Lebens innerhalb des Universums zu finden.


    Stattdessen braucht man am Anfang immer eine axiomatische Grundlage, die sozusagen als intuitiv erkennbar angenommen wird und unbeweisbar ist.
    Typisches Beispiel: Das Leben
    In den meisten Systemen wird angenommen, dass das Leben ein Wert ist, ohne dass man das wirklich zeigen könnte. Mit den Werten hat man automatisch auch den Sinn; beschränkt man sich auf den Wert Leben, ist der Sinn des Lebens einfach nur - zu leben. :D


    Ich persönlich würde aber durchaus noch weitere Werte fordern. Zur Zeit gehören dazu außerdem Freiheit, Glück (im Sinne von Freude) und das moralische Handeln selbst. Aber dieses Konzept ist noch nicht vollständig durchdacht



    Zitat

    Da ich die Dinge aber ganz gerne objektiv/logisch angehe (siehe Sinn des Lebens) könnte ich mir durchaus vorstellen, das ich den Zug auf das Gleis mit der einen Person umlenken würde, da das logischerweise weniger Verluste bedeuten würde.
    Das würde heißen, das ich Utilitarist bin. Und wenn man die Definition etwas kürzt kann ich mich auch damit anfreunden.


    Eine reine utilitaristische Gesellschaft käme mir irgendwie etwas berechnend vor, gerade wenn man das erste Beispiel betrachtet (mit dem Arzt, der einen Obdachlosen ermordet). Aber man kann das natürlich vertreten.



    Zitat

    In deinem ersten Teil des Bsp. verstehe ich b ehrlich gesagt nicht wirklich und bei c ist der Zug schon längst vorbei, bis man sich in jede einzelne Person hineingedacht hat


    Stimmt. Nachträglich betrachtet habe ich diese Position falsch formuliert. Ich wollte eine Handlungsregel aufstellen, die bei der Tugendethik aber gar nicht existiert. :aua:
    Tatsächlich wäre im Fall c) die Person und nicht die Handlung zu bewerten, und zwar so:
    Die Person hat genau dann einen moralisch hochwertigen Charakter, wenn sie allen Personen helfen möchte (möglichst ohne einer den Vorrang zu geben), und der Charakter ist umso besser, je mehr sie das möchte. Wie sie sich tatsächlich verhält ist dann unwichtig.


    Die Position b) hat mrx4 ja schon gut erklärt. Viele Menschen akzeptieren lieber, dass drei Personen überfahren werden (das ist dann z.B. einfach Schicksal), als für den Tod von einem direkt verantwortlich zu sein.

    Die kausale Unabhängigkeit der Quarks von unserer Rede ist kein Merkmal der Realität (im Sinne des Gegenteils der Welt des Scheins), sondern sie ist einfach ein unbezweifelter Bestandteil unseres Redens über Quarks.
    Richard Rorty

    Einmal editiert, zuletzt von Der Mentat ()


  • Darauf nochmal etwas zu entgegnen wäre zu leicht. Du hast nichts mehr neues zu bieten.

  • Zitat

    Original von Der Mentat
    Diese Antwort führt logischerweise zur nächsten Frage: Welchen Sinn hat die Erhaltung der eigenen Art? :P
    Ein Problem liegt für mich v.a. auch darin, dass die Erhaltung der eigenen Art langfristig unmöglich ist. Denn selbst in den optimistischsten Szenarien, in denen die Menschheit sich immer weiter entwickelt und irgendwann ein Goldenes Zeitalter erreicht, wird sie spätestens dann untergehen, wenn das Universum zerfällt, die Galaxien von Schwarzen Löchern aufgesaugt werden und diese schließlich verdampfen.
    Wo ist da der Sinn, wenn man von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist?


    Im Prinzip hab ich das so ähnlich gemeint, nur das ich nicht bis zum Untergang des Universums gedacht habe, sondern eher der Meinung bin, das sich die Menschheit irgendwann selber auslöscht, indem sie die Erde (grobgesagt) zerstört/verwüstet und damit schon begonnen hat (das was ich über das Gleichgewicht, das mittlerweile nicht mehr existiert, geschrieben habe).
    Ich hab mich insgesamt wohl nicht so deutlich ausgedrückt. :aua:


    Zitat

    Original von Der Mentat
    Tatsächlich wäre im Fall c) die Person und nicht die Handlung zu bewerten, und zwar so:
    Die Person hat genau dann einen moralisch hochwertigen Charakter, wenn sie allen Personen helfen möchte (möglichst ohne einer den Vorrang zu geben), und der Charakter ist umso besser, je mehr sie das möchte. Wie sie sich tatsächlich verhält ist dann unwichtig.


    Nach der Definition könnte ich mich auch mit dieser Möglichkeit anfreunden, obwohl ich mich dann doch wahrscheinlich dafür entscheiden würde den Zug auf das andere Gleis zu lenken.
    "Anfreunden" heißt, das mein "Trieb" anderen zu helfen recht gut ausgeprägt ist, auch wenn ich verhältnismäßig oft dann trotzdem nicht helfe, da ich einfach nicht so offen auf andere Leute zugehen kann und mich auch insgesamt eher zurückhalte.


    Nun, zusammenfassend könnte ich mich als Mischung aus Utilitarist und Tugendethiker sehen. Insgesamt könnte es jetzt doch etwas mehr in Richtung Tugendethiker gehen, da ich die Utilitarismus-Definition ja gekürzt habe, um mit ihr zufrieden zu sein.
    Mischung heißt, das ich wie gesagt ganz gerne helfe, aber trotz allem meine objektiv abwiegende Meinung nicht ablegen kann und meistens nach einem Weg suche, der mir (mit möglichst geringer Anstrengung) das meiste bringt.
    Wenn ich das jetzt so durchlese kommt mir die Frage:
    Heißt das jetzt, das ich Tugendethiker bin? ?(


    Wenn nicht:
    Wenn du zufällig einen Philosophen kennst, der ebenfalls eine solche Ethik-Vorstellung hat wäre ich daran sehr interessiert.

  • Zitat

    Original von mrx4


    Darauf nochmal etwas zu entgegnen wäre zu leicht. Du hast nichts mehr neues zu bieten.


    Meine Antwort darauf wäre einfach nur: Feigling. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann lasse ich mich einfach nicht drauf ein und geb' einfach den Wissenden!