TdW 35/08 "Olympia 2008" - Was bleibt?

    • Offizieller Beitrag

    Die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking sind Geschichte.


    Was hat Euch am meisten beeindruckt, was erstaunt? Was waren für Euch die Aufreger, was waren schöne, oder aber auch traurige Momente?


    Wie fandet Ihr die Spiele allgemein, haben "die Chinesen" ihren "Job" gut gemacht?

  • naja, meine direkten erfahrungen mit Olympia beschränken sich hauptsächlich auf die zusammenfassungen in diversen nachrichten und zwar aus folgendem grund:


    was bleibt?
    die erkenntnis, dass Olympia fast nichts mehr mit sport zu tun hat, sondern zum großteil eine werbeveranstaltung der führenden pharmaunternehmen ist, mit dem inhalt "wer hat die besten und unauffälligsten dopingmittel?"
    das hat für mich nichts mehr mit sport zu tun, deswegen bin ich recht enttäuscht davon


    alleine dass die rekorde einiger DDR-sportler (die ja bekanntlich gedopt waren bis zum anschlag) mal so eben OHNE doping locker unterboten/überboten wurden...ja ne is klar
    oder andere, die eine medallie nach der anderen erschwimmen, ohne auch nur die leisesten probleme hinsichtlich kondition zu haben...nachdem sie davor schon tagelang eigtl. bis ans ende ihrer kräfte gegangen sind...auch klar

    greez eXeKuToR


    Es spielt keine Rolle, ob du Recht hast. Du musst sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, Recht zu haben. (Terry Pratchett)


    Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.
    (Tacitus, 55 v. Chr.)

  • Also ich muß ja gestehen, daß ich die letzten zwei Wochen an einem regelrechten Olympia-Fieber gelitten habe, und jetzt sogar etwas an Entzugserscheinungen leide, wo die Spiele vorbei sind. :D
    War das wieder mal ne schöne sportliche Zeit, abends nach der Arbeit heimkommen, Glotze an, Eurosport mit 24 Std. Dauerübertragung das man ja nichts verpasst, wunderbar. :]
    Und ich hab mir wirklich alles reingezogen. Vom Schwimmen bis zur Leichtathletik...und sogar Bodenturnen und Synchron-Turmspringen. :lol:
    Keine Ahnung, aber bei einem solchen Sportereignis guckt man auch mal Sportarten die einen sonst nicht die Bohne interessieren. Das macht ja auch den Reiz an Olympia aus, so viele Sportarten auf einmal. 8)


    Am meisten beeindruckt, und auch sehr erstaunt hat mich der Jamaikaner Usain Bolt. Wer über die 100m, 200m und 400m-Staffel Weltrekord läuft, und auch noch in einer Leichtigkeit wie der, muß doch gedopt sein oder? Naja, solange man ihm nichts nachweisen kann, ist alles sauber verlaufen und ich freu mich einfach nur über die geniale Leistung. Einfach nur Wahnsinn. 8o
    Dann natürlich Michael Phelps mit seinen 8 Goldenen. Ein Rekord für die Ewigkeit, naja, zumindest bis zu den nächsten Spielen.
    Sehr emotional fand ich unseren Gewichtheber Matthias Steiner und seinen Olympiasieg. Die Freude und gleichzeitig auch das Gedenken an seine tote Frau, war schon sehr bewegend.


    Einziger Aufreger bei diesen Spielen, waren für mich unsere Mannschaftssportler und die Leichtathleten. Bis auf die Hockey-Herren, haben so ziemlich alle versagt, man muß es so knallhart sagen. Fußball, Volleyball, Handball, Basketball etc....da ging ja gar nix. :motz:
    Ja und die deutschen Leichtathleten? Eine Bronzemedaille...genial, so schlecht wie noch nie zuvor. :wall: Naja, was soll's, dafür haben mir die anderen Nationen umso mehr Freude gemacht. :]


    Allgemein zu den Spielen lässt sich sagen, daß ich die zwei Wochen jetzt sehr genossen habe. Es waren spannende, aufregende Momente, und ich finde es schade das es schon vorbei ist. Die Chinesen haben denke ich nen guten Job gemacht. Die Eröffnungsfeier war sehr beeindruckend und die Schlußfeier auch sehr schön anzusehen. Im Großen und Ganzen eine gelungene Veranstaltung.

    Der Fürst der Hölle und seine Untertanen Lord Otto, Turin u. Little Imp - ein höllisches Quartett

  • hab sie zwar nicht so intensiv miterlebt wie früher mal, war aber beeindruckt! Z.B. von den Massen von neuen Weltrekorden (Schwimmen, Leichtathletik - bin da sehr skeptisch)
    bemerkenswert war,
    daß die Deutschen in einigen Sportarten, die sie mal dominiert haben, oder wo sie zumindest gute Medaillen-Chancen hatten, nicht mehr wahrnehmbar sind: Radsport, Schwimmen, Leichtathletik, Ruder-Achter ...
    daß sich die (deutschen) Schwimmer völlig falsch vorbereitet haben, und ihre Bestleistungen Wochen vor Olympia (oder Weltmeisterschaften) bringen, und bei den Großveranstaltungen nur noch abbaden ...
    daß der einzige Schwimm-Trainer, der seinen Schützling optimal vorbereitet, zum Dank mit Untersuchungen rechnen muß, weil er vielleicht vor 20 Jahren mal Kontakt zum Doping hatte (ein erwischter Sportler darf nach einer Sperre doch auch wieder starten...) - naja, er kann ja dann statt deutscher Sportler Australier oder was auch immer vorbereiten - geht bei Radsport und Rudern ja auch...
    ein paar interessante Mannschaftsspiele (Italien-Belgien beim Fußball ;-)), ein paar enttäuschende Spiele der Deutschen (die Fußballfrauen unter ihrem Leistungsvermögen, Hockeyfrauen gegen China schwach)
    ein Haufen Propaganda in den Medien, wo die Leistungen der Chinesen madig gemacht wurden ...

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

    • Offizieller Beitrag

    @ executor: ist das wirklich so, dass die DDR-sportler bis zum anschlag gedopt waren? wenn dem so wäre, wenn das doping also bewiesen wäre, wären den DDR-sportlern die medaillen agerkannt worden. es gab ja schon etliche fälle, wo das (auch nach vielen jahren noch) passiert ist... ich will auf keinen fall leugnen, dass in der DDR gedopt wurde (habe selbst pillchen angeboten bekommen), aber sicher nicht mehr, als anderswo. nur eben nicht so professionell wie im westen...
    professionell war aber die vorbereitung auf solche sport-höhepunkte. die sportler mussten sich keine gedanken darum machen, wieviel geld (und ob überhaupt) im nächsten jahr für ihren sport zur verfügung gestellt wird, oder ob ihr trainer sie zum wettkampf begleiten darf und und und ...


    @ topic: eröffnungsfeier und abschlußfeier habe ich nicht gesehen, meine frauen fanden es aber klasse. bezeichnenderweise fand in den medien aber fast nur eine "schlammschlacht" statt. hässliche kinder, die ausgetauscht wurden, ein feuerwerk, das gar keins war usw.
    schade, dass man sich die peporter nicht einfach freuen konnten, sondern die ideologie-keule immer in der hand haben mussten...


    ansonsten: bolt, einfach klasse. ob er gedopt ist? keine ahnung, wer weiß das schon. doping heißt ja "unerlaubte" mittel, vielleicht hat ja jemand etwas gefunden, was noch erlaubt ist (oder etwas, dass noch nicht nachgewiesen werden kann)...
    phelps hat etwas für die ewigkeit erreicht. hammer. riesen leistung, selbst wenn er gedopt war/ist. die anderen schwimmer nehmen ja auch nicht nur kekse zur milch...


    und natürlich der kleine dicke (steiner). krass, wie der abgegangen ist. gehört für mich in die bilder des jahres...

  • @bonkel,
    die Bemerkung von executor war doch Sarkasmus!

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

  • @bonkel:


    joa, das mit dem doping in der DDR war teilweise (wie Andrean schon sagte) sarkasmus
    natürlich wird/wurde anderswo genauso (inzwischen wahrscheinlich noch mehr) gedopt als in der DDR, nur von der DDR ist es halt recht bekannt (auch wenn die westlichen medien da nen großen anteil haben...)


    ich find recht interessant, dass eben zeitweise gar nicht genug betont werden konnte, dass die DDRler alle dopen und wenn auf einmal jetzt Amis einen weltrekord nach dem anderen aufstellen is das in ordnung, die dopen nämlich nicht ;)


    da sieht man immer wieder, wie sehr sich unsere "zivilisierten" staaten und "freien" medien vom "barbarischen" (stark übertrieben) China unterscheiden...nämlich kaum
    objektive berichterstattung gibts bei uns nämlich fast genau so wenig wie in China, aber bei uns is das ja in ordnung, die Chinesen alle als betrüger und wasweissichalles hinzustellen, das is ja was anderes, als wenn die bösen Chinesen sowas machen...

    greez eXeKuToR


    Es spielt keine Rolle, ob du Recht hast. Du musst sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, Recht zu haben. (Terry Pratchett)


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    • Offizieller Beitrag

    ich glaube aber nicht, dass alle weltrekorde und top-leistungen auf das doping zurückzuführen sind. viel hängt auch mit dem trainingsaufbau, trainingsmethoden und dem ganzen umfeld zusammen. der vater einer freundin von mir ist vor ca. 10 oder 12 jahren nach australien gezogen. bei uns hier durfte er wegen möglicher bespitzelung von athleten nicht mehr trainieren. in australien interessierte das keine sau, da zählte vor allem sein fachwissen...

  • natürlich sind nicht alle, die weltrekordniveau haben, gedopt
    leider sind aber die meisten davo gedopt (ist zumindest meine meinung)
    und gerade bei Olympia hat man wieder mal gesehn, wie manche gedopt sind...wie gesagt, keiner kann mir erzählen, dass man einen wettkampf nach dem nächsten (obs jetzt schwimmen oder laufen ist, ist egal) in extrem kurzer zeit locker gewinnt ohne zu dopen :-#

    greez eXeKuToR


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  • Schon in Griechenland wurde "gedopt" was das Zeug hielt. Und auch da war es schon vom Staat angeordnete Pflicht, zu siegen. Und Business! Letzteres ist natürlich am meisten gewachsen!
    Es hat sich nur geändert, daß wir es uns im Wohnzimmer bei Chips und Bier voll reinziehen können! Überall!!! Fast jederzeit!
    Gruß, frifix.

  • Ich habe mit Absicht ein paar Tage verstreichen lassen und habe nun einmal in mich hineingehorcht.
    Und von Olympia in Peking bleiben bei mir nur einige positive Bilder der Eröffnungsfeier (Trommler die als Digitalanzeige fungierten, Nowitzki als Fahnenträger und die Runde des Fackelträgers am Stadiondach) und noch weniger tolle Erinnerungen an die eigentlichen Wettbewerbe: Gewichtheber Steiner, dt. Vielseitigkeitsreiter mit Gold ("Rache für Athen"), letzte Stadionrunde des Marathons der Herren.


    Es bleiben aber soviel Bilder und Emotionen mit fadem Beigeschmack:
    Bolts Zieleinlauf bei den 100m war grob unsportlich, Phelps "anormale" Leistungen, chin. Damenturnriege war für mich Kindesmissbrauch (von wegen "ü16""...!!!), ein Hambüchen, der an seinen eigenen Sprüchen und Lobpudeleien scheitert, leere Wettkampfstätten, Claquere anstatt Sportfans, klinisch perfekte Organisation, wettbewerbsverzerrende Wetterlagen und über allem das Wissen, dass menschenrecht im Umfeld der Spiele mit Füßen getreten werden. Symbolisch seien die zwei alten Frauen (an die 80 J. alt) genannt, die eine Demonstration beantragt hatten, bei derer sie gegen die Enteignung ihrer kleinen Häuschen protestieren wollten, und die durch Beschluss der Stadtverwaltung (?) zu einem einjährigen Aufenthalt in einem Umerziehungslager verdonnert wurden.


    Rogge hat sich m.E. einige kommunikative Fehler gemacht, aber seine Worte zum Ende der Spiele (Interview aber auch Abschlussfeier) waren eigentlich so doppeldeutig, dass sie für jeden eindeutig waren: sinngemäß "Die Welt hat durch die Spiele vieles über China erfahren und China einiges über die Welt."


    Die sportlich und emotional bewegensten Spiele bleiben für mich die Spiele in Sydney. Und auch die Spiele in Athen hatten durch ihren historischen Bezug eine viel größere Ausstrahlung. Das was eigentlich wirklich bleibt ist die Vorfreude auf London.

  • daß man beim Frauenturnen keine Frauen zu sehen bekommt, ist doch lange Tradition - insofern war ich von der 18-jährigen großen Amerikanerin mit den russischen Eltern (er Turner, sie Gymnastik) begeistert - damit hat sie genetisch und trainingsmäßig die besten Voraussetzungen, und eine unbeschreibbare Eleganz ;)

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

  • Die Chinesinnen sahen aber tlw so aus, als hätte man die vor 7 Jahren aus dem Mutter-Kind-Turnunterricht rausgehlot... das fand ich widerlich.


    Ich finde, mit 16 Jahren ist da eigentlich eine gutes Mindestalter gefunden. Und auch wenn das ganze unter Damenturnen firmierte, war es dennoch in keinster Weise weiblich. Bis halt auf ein paar Ausnahmen. Eine davon hast Du, Andrean ja schon genannt. Bei dem Einzelgerätefinale "Sprung" war, wenn ich mich recht erinnere, auch eine Schweizerin dabei. Die war auch eine Kandidatin, die man schon eher "Frau" nennen würde.


    Ich will auch garnicht sagen, dass das ein chin. "Problem" ist. Aber die "Damen"-Riege stand halt deswegen groß im Fokus und war daher visuell sehr präsent und somit bleibt auch dieses mannschaftsbild bei mir negativ im Gedächtnis.


    Achja, ein Kollege eben in der Mittagspause wies mich noch auf ein Interview mit einem Triathleten hin, der sich darüber auslies, dass im Stausee, in welchem der Schwimmwettbewerb im Triathlon stattfand, "totes" Wasser war. Also, angabegemäß Wasser, dass einem weniger Auftrieb gibt. Irgendwie war mir das so nicht in Erinnerung, aber trotzdem sehr erinnerungswürdig. Der Sportler sollte halt nicht im Slazwasser trainieren um dann im Süßwasser einen Auftrieb zu haben.
    :crazy:

  • Da ihr hier über die "Frauen" beim Turnen sprecht: am meisten beeindruckt hat mich die "Deutsche" Oksana Chusovitina, die mit 33 Jahren nach Gold 1992 im GUS-Team jetzt noch Einzel-Silber am Sprunggerät holte, alles für das Überleben ihres kleinen Sohns.


    hier ihr Steckbrief (aus NOK Datenbank):
    Geboren: 19.06.1975 Buchara (UZB )
    Familienstand: verheiratet
    Wohnort: Köln
    Beruf: Diplom-Sportlehrerin
    Sportart: Geraetturnen
    Heimtrainer: Shanna Poljakowa
    Club: Turnteam Toyota Köln
    Gewicht: 43 kg
    Körperhöhe: 153 cm
    Erfolge:
    1991 WM 1. Platz Boden und Team, 2. Platz Sprung (für UdSSR); 1992 WM 3. Platz Sprung, 7. Platz Boden (für UdSSR); 1992 Olymp. Spiele Barcelona: Gold im Team (GUS), 1993 WM 3. Platz Sprung, 7. Platz Stufenbarren (für Usbekistan); 2007 DM 1. Platz Sprung, Schwebebalken, Mehrkampf-Einzel; 2008 DM 1. Platz Mehrkampf-Einzel; seit Mitte 2006 deutsche Staatsbürgerin, lebt seit 2002 in Köln, verheiratet mit dem kasachsichen Ringer und Olympiafünften Bakhodir Kurbanov.

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