TdW 21/08 Die "armen" Deutschen

  • also im ernst ....beim lesen des satzes "oder aber so mies bezahlt sind, dass man besser zu hause bleibt, weil man dann wenigstens "finanzielle sicherheit" hat." rollen sich meine fussnägel auf.


    also wenn du die möglichkeit hast zwischen einem schlecht bezahlten job hast oder garkeinem nimmst du allen ernstes die hartz 4 alternative ?


    es geht bei ner arbeitstelle um mehr als nur das nettogehalt. z.b. auch berufserfahrung und die tatsache das man aus einem job heraus IMMER einfacher an einen besseen job kommt als wenn man mit hartz 4 eierschaukelt.


    also wenn ich als chef die wahl habe zwischen einem arbeitnehmer der 1 jahr zuhause gesessen hat und nix gemcht hat - und einem der fuer das gleiche geld gearbeitet hat weiss ich wen ich einstellen würde.


    und aus finanzieller sicherheit zuhause rumzusitzen...mal im ernst das kannst du doch nicht allen ernstes so meinen oder ? lol


    das 80 % der angebotenen jobs unseriös sind halte ich für masslos übertrieben (selbst im call center bereich) - wenn man wirklich solche extremen erfahrungswerte hat sollte man mal überlegen ob man an den richtigen stellen sucht bzw auf die richtige art und weise.

    • Offizieller Beitrag

    das mit der "finanziellen sicherheit" ist mein ernst. selbstverständlich ist er das, sonst würde ich es ja wohl nicht schreiben.
    ob ICH eher zu hause bleiben würde, oder einen schlecht bezahlten job machen würde steht doch hier gar nicht zur diskussion. aber, wenn es ein job wäre, der mir "spaß" machen könnte, würde ich ihn eventuell machen. wäre es aber ein job, wo es mich graut, wenn morgens der wecker kligelt und ich nur auf den feierabend hoffen kann, und das ganze vielleicht für ein paar euro mehr, als wäre ich zuhause geblieben, dann würde ich den job wahrscheinlich nicht machen...


    zur "finanziellen sicherheit": ich weiß nicht, wie tief du da in der materie steckst, aber es gab 2006/2007 ja einige "anpassungen" bei den ahrtz-gesetzen und auch bei vielen betrieben. so wird mittlerweile fast überall zum monatsende das gehalt gezahlt. heisst, ich fliege zum 31.10. raus, bekomme am 31.10. mein letztes gehalt. dann bekomme ich im november keine kohle vom amt, weil ich ja gerade geld bekommen habe. jetzt habe ich das seltene glück eine stelle angeboten (oder ich habe sie mir gesucht) bekommen zu haben, trete diese stelle zum 1.3. des nächsten jahres an. dann kriege ich für den februar die letzte alg2-kohle und muss sehen, dass ich irgendwie bis zum monatsende komme, denn dann gibt es ja das erste gehalt. alg2-2 lässt aber wenig spielraum, um für solche glücksfälle vorzusorgen.


    da ist es eben "sicherer", gleich auf alg2 zu bleiben. das geld kommt (meist) pünktlich, man kann die miete bezahlen und es reicht eben auch für kippen und promille. dazu dann vielleicht noch eine AGH mit MAE (arbeitsgelegenheit mit mehraufwandsentschädigung oder 1-job), dann geht es manch einem wesentlich besser, als jemandem, der "prekär" beschäftigt ist.


    das ist traurig, dass es so ist, aber bis zu einem gewissen punkt kann ich das nachvollziehen. einer von meinen jugendlichen hat in den letzten 2jahren bestimmt 6 oder 7 unbezahlte praktika bei einem rot-gelben lebensmitteldiskounter absolviert. er durfte dort sehr weitreichende aufgaben übernehmen, war er doch oftmals der am höchsten qualifizierte "mitarbeiter" des geschäftes. übernommen wurde er nie, denn es werden nur unqualifizierte kräfte eingestellt. ist halt billiger...
    jetzt "ruht er sich bei mir auf einem 1-job aus"...

  • also das lustige ist ja das genau dieser fall bei mir eingetreten ist den du da beschreibst... nur um 2 monate verschoben.


    ich habe das problem mit dem gehalt am monatsende meinem sachbearbeiter erklärt und schon habe ich unverzüglich 2 mal ein überbrückungsgeld erhalten das ich noch nichteinmal zurückzahlen musste. im eigenen umfeld ging es ausnahmslos allen so.
    ehrlichgesagt kann ich nicht glauben das es nur an meinem persönlichen glück liegt das ich nie probleme mit dem amt hatte - ich denke das hat auch viel mit persönliche einstellung zu tun.
    ich war auch schonmal bei nem sachbearbeiter gelandet der nen depp war, habe dann einfach auf einen anderen bestanden. ich kann es den ganzen nasen die behaupten vom amt nur ausnahmslos schikanier und schlecht behandelt zu werden nicht wirklich glauben...und wenn dann kann man sich eben dagegen wehren.


    deine sonstige argumentation kann ich nicht nachvollziehen .. aber sie spiegelt in punko einstellung zu geld und arbeit nur das wieder was ich vorher schon geschrieben habe. und genau DA ist die problematik - in der einstellung des einzelnen....

  • Bevor man sich über die Aussagen der Statistik unterhält, sollte man doch mal besser die Erhebung der Zahlen und die Methodik der Statistik hinterfragen.


    Nach der Art der Statistik würde in Deutschland die Armut steigen, wenn z.B. Bill Gates nach Deutschland ziehen würde. Will sagen: Armut zu messen, in dem man Durchschnittswerte in Relation stellt ist dann wirklich "arm". Sollte man Armut nicht evtl. daran messen, ob eine Person den Lebensunterhalt bestreiten kann!? Dann sollte man auch die regionalen Preisunterschiede (z.B. Mieten, Dienstleistungen) berücksichtigen. Mit EUR 1.000,00 netto im Monat kommt man in Greifswald weiter als in München oder Köln.
    (das waren nur mal zwei erste kleine Gedanken dazu, richtige Statistiker wissen sicher noch mehr zu kritisieren)


    Zum Thema "wie machen wir es besser?":
    Willst Du einen Menschen satt machen, gebe ihm einen Fisch, willst Du ihn ein leben lang ernähren, bringe ihm das Angeln bei (und schenke ihm eine Angel).
    Schönes Bildnis (nicht von mir), welches sich m.E. wie folgt auf die heutigen Verhältnisse übertragen läßt:
    Voraussetzung für einkommen ist Bildung. Will ich meine Bürger möglichst leistungsstark machen, muss ich ihm einen möglichst hochwertigen Zugang zur Bildung beschaffen.


    Da der Staat ja meist nicht Gelder für alles in gewünschter Höhe zur Verfügung hat stellt sihc dann die zugespitzte Frage: Will ich "dumme" Menschen "klüger" machen oder will ich sie einfach nur ernähren?

    • Offizieller Beitrag

    @ schaaf: bei uns gab es auch überbrückungsgeld. aber nicht vom amt, die waren nämlich nicht gewillt eins zu zahlen. stattdessen habe ich einer ehemaligen ABMerin von uns mit einem kleinen zinslosen darlehen aushelfen müssen, damit sie ihre kinder über die runden bringen konnte.
    vielleicht hast du wirklich glück gehabt, vielleicht liegt es aber auch im "system" begründet. die "jobcenter/arge oder wie auch imemr genannt" sind ja (zumindest in den meisten fällen) eine kombination aus bund und kommune. und jede die "kombinationen" stellt für sich spezielle regeln auf, je nach haushaltslage. in magdeburg sieht es z.b. sehr schlecht aus mit dem geld, weil die stadt hoch verschuldet ist, die arge von jahr zu jahr weniger geld aus der kommune bekommt. somit wird sie nur "pflichtaufgaben" übernehmen. ich ahbe letztens einen bericht über einen bearbeiter in einem jobcenter im westen gesehen, der hatte knapp 180 mesnschen(dort sprach man von fällen) zu bearbeiten. bei uns sind es glaube 600+x...


    natürlich kann man sich auch gegen ungerechte behandlung in der arge/jobcenter... wehren, aber nach aktueller rechtslage benötigt man dafür erstmal das kleingeld und ein dickes fell, denn dann hat man weitere "schikanen" zu erwarten...


    @ nef: ich weiß nicht, wo du die zahlen her hast, aber die zeiten, in denen man im "osten" billiger leben konnte, als im westen sind schon eine weile vorbei. sicher haben die großstädte durch ihre (luxus)mieten da noch ein bisschen vorlauf, bei den allgemeinen lebenshaltungskosten hat der "osten" inzwischen das alte DDR-ziel "überholen ohne einzuholen" wohl schon erreicht. und gerade bei "stütze-empfängern" schlägt die miete nicht groß ins kontor, weil sie ja (größtenteils) vom amt bezahlt wird. für essen und co. muss man aber selbst sorgen...


    ansonsten willst du mir aber hoffentlich nicht erklären, dass man mit einem einkommen von unter 780 euro seinen lebensunterhalt gut bestreiten kann, oder?

  • Ich wollte kein "Ost-West-Thema" daraus machen.
    Und natürlich unterscheiden sich insbesondere die Kosten für Diensteistugen in verschiedenen Regionen. Was natürlich auch nicht heißt, das immer gleich alles billiger sein muss.


    Ich habe im übrigen auch keinerlei Geldbeträge bewertet. Es ging mir vielmehr um Systemkritik.


    Für mich ist das allerwichtigste, dass man aufhört, konzentriert an den Symptomen "zumzudoktern" und endlich anfängt, die Kernursache (mangelndes Bildungssystem) angeht.

  • Hi Freunde, eigentlich wollte ich dieses Thema ganz meiden, da ich wenig Bezüge zur angesprochenen "Armutsszene" habe. Und insofern sehe ich auch alle Beiträge als Wiederspiegelung des Umfeldes, aus dem man kommt oder in dem man lebt. Und Onkel B. lebt mittendrinne!
    Meine wenigen Blicke in die Welt der Harz4-Bezieher und 1-Euro-Jobber stammen aus dem Bekanntenkreis meiner 4 Söhne. Da gibt es Lebens"künstler" en masse, die alles tun, um nicht in einen geregelten 8-Stundentag gezwungen zu werden. Und nicht die Bohne ihren Armutszustand beklagen. Aber: der Blick für die Zukunft, speziell fürs Alter, geht ihnen wohl leider ab. Was dann?
    Trotzdem muß ich Nef600 zur Seite treten und kundtun, daß eine Verbesserung der Bildungschancen der vorrangig richtige und zu fördernde Weg ist. Handlangerdienste werden mehr und mehr in die Billiglohnländer abwandern, sofern sie transportabel sind.
    Vielleicht ist das auch der Grund für die allseits beklagte SCHERE!
    Gruß,frifix.

  • Ein Begriff wie "arm" funktioniert immer nur in Relation zu irgendetwas (wie auch "z.B. klein/groß").
    Verglichen mit einem durchschnittlichen Kind aus dem Sudan bin ich sehr, sehr reich. Verglichen mit Bill Gates aber bin ich ganz schön arm. Die Aussage "Ich bin arm/reich." macht also gar keinen Sinn, wenn ich nicht gleichzeitig sage, woran ich meinen Reichtum messe.


    (Man kann darauf natürlich antworten: Na gemessen am Durchschnitt natürlich! Aber da stellt sich schon wieder die Frage: Am Durchschnitt wovon? Aller Deutschen? Aller Europäer? Aller Menschen auf der Welt? Aller Erwerbstätigen in Bayern? Aller Personen meiner Altersgruppe in meiner Stadt? usw. usf., endlos erweiterbar)


    ps.:

    Zitat

    Original von frifix
    [...] eine Verbesserung der Bildungschancen der vorrangig richtige und zu fördernde Weg ist.


    Dem stimme ich grundsätzlich zu. Allerdings mit der Anmerkung, dass es auch genug Leute gibt, die durchaus vorhandene Chancen leichtfertig wegwerfen (selbst im Studium lernt man davon so einige kennen). Daher sollte man "die schlechten Bildungschancen" nicht zum alleinigen Sündenbock machen. Komplexe Probleme haben nämlich immer auch mehrere Ursachen, nicht bloß eine.

    "Es war ein wunderschöner Augenblick, als der Bundestrainer sagte: Komm Stefan, zieh Deine Sachen aus, jetzt geht´s los."
    (Steffen Freund, ex-BVB)


    Charlie the Unicorn

    2 Mal editiert, zuletzt von Zork ()

  • Jauuuu uuuh, ganz weit weg vom Thema:
    Was bewegt denn einen HESSEN zum Thema Borussia Dortmund? ?(
    Und Stefan Freund :daumen:
    Damals.... da sah die Fußballwelt ja noch viel schöner aus. :king:
    Da hatten wir ja noch Chancen gegen diesen Neureich-Arrivierten-Club im blauweissen Bayernland :devil:
    Aber iss nu vorbei, auch der gute Klopfer (Klöpfer? Klopper? Klipper?) :D
    Schwamm drüber, bin da Pessimist der untersten Kategorie geworden. Leider :wall: Na ja, Zork wird wohl mal Revierluft geschnuppert haben! Oder? Mann, der Name kommt mir so irgendwie quer über die Kastanie! Zork ;) Zork :love:
    Gruß, frifix.

  • Zitat

    Original von Zork
    Ein Begriff wie "arm" funktioniert immer nur in Relation zu irgendetwas (wie auch "z.B. klein/groß").
    Verglichen mit einem durchschnittlichen Kind aus dem Sudan bin ich sehr, sehr reich. Verglichen mit Bill Gates aber bin ich ganz schön arm. Die Aussage "Ich bin arm/reich." macht also gar keinen Sinn, wenn ich nicht gleichzeitig sage, woran ich meinen Reichtum messe...


    da gab es mal eine Story von 2 Leuten, die sich unterhalten; der eine war stolz, daß er dreimal soviel Lohn wie der andere bekam; der andere hat ihn dann mal gefragt, was er für seinen Lohn kaufen kann - und dann waren die Preise für Brot fünf mal so hoch...
    also Lohn zu vergleichen reicht nicht; es gibt ein paar Mindestausgaben (Wohnung, Heizung, usw.), die jeder braucht; teil den Rest dann durch die Nahrungsmittel-Preise, und du kannst dich vielleicht mit einem Facharbeiter in ... Lateinamerika vergleichen; Frage ist dann einfach, bleibt nach Wohnung, Essen, Kleidung noch was übrig oder nicht; bleibt nichts übrig, oder fehlt sogar was, bist du genauso arm dran wie jemand, der ein Zehntel von deinem Lohn kriegt, die Wohnung für ein Achtel, nicht heizen muß weil er in einer warmen Gegend lebt, und seinen Reis für ein Fünftel kriegt ...

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

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