Mal wieder Islam

    • Offizieller Beitrag

    Ist halt nicht so gut, wenn man nur "P.I.-Wissen" hat...


    Hier mal was Seriöseres zur Muslimbruderschaft:
    Mit unabhängigen Kandidaten (da sie nicht als Partei antreten durfte) zog sie bei der Parlamentswahl 2000 mit 17, bei der Wahl 2005 mit 88 Abgeordneten in die Volksvertretung ein und wurde damit zur stärksten Oppositionskraft. Im Wahlkampf befürworteten ihre Vertreter ausdrücklich die Grundsätze von Demokratie und Pluralismus. Insbesondere seit 2005 hat die Bewegung mit ihrem Engagement im ägyptischen Parlament international für Aufsehen gesorgt, als sie entgegen der Erwartungen vieler Experten beträchtliche Bemühungen unternahm, das politische System zu einem demokratischeren hin zu reformieren. Beispielsweise Samer Shehata von der Georgetown University und Joshua Stacher von der American University in Cairo würdigten diesen Einsatz in einer ausführlichen Analyse, veröffentlicht im Middle East Report. Sie schrieben zusammenfassend: „Brotherhood MPs are attempting to transform the Egyptian parliament into a real legislative body, as well as an institution that represents citizens and a mechanism that keeps government accountable“[2].
    Die Muslimbrüder haben heute in Ägypten etwa eine Million aktive Mitglieder und unterhalten verschiedene karitative Einrichtungen wie Krankenhäuser und Sozialstationen, vor allem in den ärmeren Vierteln. Armenspeisungen und die Schaffung von Arbeitsplätzen für Jugendliche haben dazu geführt, dass die Muslimbrüder vor allem aus den unterprivilegierten Schichten Unterstützung erfahren.

  • und setzen auf die scharia vergiss das nicht....



    mir zu unterstellen ich hätte nur "PI wissen" ist wiedermal ein lächerlicher versuch meine Argumente zu umgehen. Die Muslimbruderschaft ist definitiv eine radikal Islamische Partei und auch wen sie gute Aspekte hat.


    Hitler hat auch die autobahn gebaut...

  • Interessant finde ich ja, das die Muslimbruderschaft ElBaradei unterstützt, wohl in der Hoffnung, eine einheitliche Opposition bilden zu können - nach Mubaraks Abgang kann man sich schließlich wesentlich besser bekriegen. Ob ihnen eine Machtübernahme gelingt, ist möglich, aber nicht sicher, denn ElBaradei hat bekanntlich seinen eigenen Willen und wird auch versuchen, ihn durchzusetzen.
    Hier ein entsprechendes Zitat, wie ernst das gemeint ist, sei mal dahingestellt:

    Zitat


    That reflects the organization's strategy that their religious goals need to be put on the back burner to achieve democracy, said Helmi Gazzar, the head of the Brotherhood's district party office in northern Cairo."What we want is what the people want; right now we should have a completely different regime. We should have freedom and free elections," he said. "We respect Mr. Baradei. He has the most potential" to achieve this.

    EDIT: Sorry, OnkelB, deinen Post habe ich ganz übersehen.


    Sordak: Genausowenig wie alle Parteimitglieder der NSDAP überzeugte Nazis waren, sind ausnahmslos alle Muslimbrüder Fundamentalisten. Auch bei denen gibt es ungeachtet der offiziellen Linie Nuancen, sowohl ins Schlechtere wie ins Bessere.

    • Offizieller Beitrag

    @ Sordak: Wenn ich irgendwelche Argumente Deinerseits gefunden hätte, wäre ich auch darauf eingegangen. Was Du hier ablieferst ist nicht nur eine "Argumentation" auf Stammtischniveau, sondern auch noch absolut unleserlich. Wenn Du so stolz darauf bist, ein Deutscher/Östereicher zu sein, dann solltest Du es auch mal mit der entsprechenden Rechtschreibung/Grammatik versuchen. Ein Fehler kann jedem mal unterkommen, aber Deine Beiträge tun weh, wenn man die 8. Klasse geschafft hat...

  • Onkel B wie wärs mit nein?


    dieser post unterstreicht nur das man dich absolut nicht ernstnehmen kann. Ja mach ruhig einen auf Grammar Nazi als gäbe es nichts wichtigeres auf der verdammten Welt.


    Meine Argumentation ist NICHT auf Stammtischniveau. Aber das zeigt nur wieder deine Versuche mich hier zu diskreditieren. Gib einfach Ruhe.

  • Richtig, OnkelB, ich muss Sordak absolut zustimmen. Was an seinen letzten beiden Posts impliziert denn, bitteschön, Stammtischdenken? Und Rechtschreibung ist sowieso bloß was für Leute, die für deutsch gehalten werden wollen. Diejenigen, von denen man weiß, dass sie Deutsche/Österreicher/Schweizer/Bayern sind, können schreiben, wie sie wollen. Und überhaupt, was ist denn diese sogenannte "Rechtschreibung"? Fürderhin kehre ich lieber zur wahrhaft alten Rechtschreybung zurück, anstatt zu diesem Flickwerk, daß gemeinhin als "neue Orthographie" bekannt ist. Wohl thut, wer diesem Rathe folgt!

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, aber Du solltest erstmal denken, bevor Du schreibst! Was bitte zeigt denn nur wieder meine Versuche, Dich zu diskreditieren? Ich habe, so glaube ich zumindest, hier noch nicht allzu viel geschrieben.


    Der Einzige, der hier permanent versucht andere zu diskreditieren, das bist Du. Denn ALLE, die nicht Deiner Meinung sind, haben keine Ahnung und sollen sich raushalten.


    Aber Du hast Recht, Stammtischniveau hast Du nicht. Das gebe ich zu. Aber vielleicht irgendwann, wenn Du noch ein bisschen was dazu gelernt hast, dann schaffst Du es noch bis auf dieses Niveau...

  • [1] Vielleicht sollte man versuchen, den Ägyptern die Möglichkeit zu geben, eine Demokratie aufzubauen, ob sie nun reif dafür sind oder nicht, wird sich dann zeigen. [2] Durch Unterstützung von Mubarak schafft man nur Islamismus.


    [1] Vielleicht ist das eine schlechte Idee: Es sei an Iran erinnert. Bevor Schah Mohammad Reza Pahlavi passé war, wurden große Hoffnungen in eine offenere Gesellschaft gesetzt: Als die Reformen dann innergesellschaftliche Spannungen und Verwerfungen hervorriefen und der Schah die westliche Unterstützung verlor (dank J. Carter, d'Estaing, Callaghan und Schmidt), kam der Islam in seiner ganzen politisch-religiösen Ideologie an die Macht: Und bis heute – also seit 32 Jahren – ist Iran Gottesstaat in den Händen der Ajatollahs und mittlerweile eine der größten – vielleicht sogar die – Bedrohung für den Weltfrieden (A-Bombe).


    [2] Soweit die westlichen Interessen gehen, ist Mubarak ja überhaupt so lange vor allem von den USA unterstützt worden, weil er den radikal-islamischen Muslimbrüdern (und andere Bewegungen) keine Hand gereicht hat: Auf Mubarak war stets Verlass, was die außenpolitischen Beziehungen in Nah-Ost betrifft. Man bedenke, dass Ägypten neben Jordanien noch immer der einzige Staat der Region ist, der einen Friedensvertrag im Israel geschlossen hat: Mit den anderen Nachbarn ist Israel seit 63 Jahren im Kriegszustand. Und wenn das ägyptische Regime fällt, dessen Exponent Mubarak bloß ist, denn seine Macht stützt sich u.a. auf die von den USA hochgerüstete Armee, und somit auch in Ägypten mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Gottesstaat dem temporären Machtvakuum nachfolgt, dann droht Israel ein Konflikt, der u.U. der gesamten Region Krieg bringen könnte, denn mit einer Armee wie der Ägyptens hätten die Gotteskrieger eine gefährliche Waffe in ihrer Hand. Da wäre von israelischer Seite ein erneuter Geniestreich wie im Sechs-Tage-Krieg gefordert: Und ich weiß nicht, ob Israel heute dazu fähig oder überhaupt bereit ist. Denn der Westen (und vor allem das scheinheilige Europa) – mit Ausnahme der USA – wird sich vielleicht wie eh und je mit Unterstützung für den Verbündeten zurückhalten.


    @ sordak
    Lass dich vom alten OB nicht unterbuttern. Vertrau mir, du hast keine Ahnung, wie schön es erst werden kann, wenn's um das verlorene Schlaraffenland Deitsche Dämokratische Republik geht.


    Griaß di'
    Tobius

  • Interessant finde ich ja, das die Muslimbruderschaft ElBaradei unterstützt, wohl in der Hoffnung, eine einheitliche Opposition bilden zu können


    Das ist jetzt bloße Spekulation, aber es kann auch Taktik sein, um Zeit zu gewinnen. Jedenfalls steht nicht jede Organisation immer für das (ein), wofür zu stehen sie von sich nach außen hin behauptet.
    Jedenfalls scheinen sich viele der sogenannten "internationalen Beobachter" (Politiker, Journalisten, Geheimdienste und die in unserer geliebten Mediokratie ["Bild, BamS und Glotze"] so unverzichtbaren "Experten") alles andere als einig zu sein, was von der Muslimbruderschaft zu halten ist und welche Ziele sie tatsächlich verfolgt.

  • Was Punkt 1 angeht, so denke ich, dass Ägypten zumindest einen Versuch verdient hat.
    Bei Punkt zwei kann ich nur sagen, dass du mich falsch verstanden hast. Natürlich unterstützt Mubarak die Islamisten nicht, er weiß ja dass er von den USA abhängig ist. Dem Islamismus wird aber der Weg geebnet, indem man Mubarak unterstützt macht man sich bei der Bevölkerung Ägyptens unweigerlich zum Feindbild. Er ist einfach ein Diktator und er verhällt sich auch mittlerweile genau so, wie man es von einem Diktator erwartet (einsperren von Bloggern, Internetverbot für das ganze Volk und so weiter).
    Das Ägypten jetzt solche Probleme hat eine ordentliche Regierung zu bekommen liegt letztlich auch am Kolonialismus, und das Verhalten, was die USA jetzt an den Tag legen, ist auch nur eine Fortführung des Kolonialismus.
    Übrigens verdanken wir auch die Radikalisierung des Djihad den westlichen Kolonialmächten, die während des ersten Weltkrieges versucht haben, die Kolonien gegen ihre jeweiligen Gegner aufzuhetzen (Max von Oppenheim und Lawrence von Arabien sind da stark dran beteiligt gewesen). Es ist also ziemlich albern zu sagen, dass es am Islam liegt, dass die Leute in dieser Gegend so extremistisch sind, wenn Europa da selbst einen großen Anteil dran hat.

  • Bist du Fassbinder von Beruf, koboldmaki? Denn so viele Fässer wie du mit deinen pauschalen Gewissheiten aufmachst, kann man nicht auf einmal diskutieren.


    Möchtest du diskutieren?


    Griaß di'
    Tobius

  • Bist du Fassbinder von Beruf, koboldmaki? Denn so viele Fässer wie du mit deinen pauschalen Gewissheiten aufmachst, kann man nicht auf einmal diskutieren.


    Möchtest du diskutieren?


    Griaß di'
    Tobius


    Es ist doch ziemlich klar erkenntlich...

    Sing to me songs of the darkness


    Farewell to heaven, my friend


    Come to me, bury your sorrow


    Temptation awaits the condemned

  • Also schön.


    [1] Vielleicht sollte man versuchen, den Ägyptern die Möglichkeit zu geben, eine Demokratie aufzubauen,


    [1] Vielleicht ist das eine schlechte Idee: Es sei an Iran erinnert. [...] Und bis heute – also seit 32 Jahren – ist Iran Gottesstaat in den Händen der Ajatollahs


    Es dürfte dennoch kein Weg an dem Versuch vorbeiführen, in Ägypten eine Demokratie einzuführen. Im Iran gibt es ja nun de facto gerade keine Demokratie, und eine solche gab es meines Wissens auch nicht im Übergang von der Herrschaft des Schahs zur Herrschaft der Ayatollahs. Wie groß der Druck "des Volkes" gegen "das Regime" im Iran ist, hat sich ja auch erst kürzlich gezeigt. Einstweilen hat dort die Gewalt gesiegt, aber das muß nicht so bleiben, und Ägypten ist anderes zu wünschen (da darf man vorerst zuversichtlich sein, das Militär hat die Wünsche des Volkes ja schon als legitim erklärt und will deshalb keine Gewalt gegen die Demonstranten anwenden).
    Im übrigen ist es keine allzu gute Idee, dem ägyptischen Demos eine Demokratie vorenthalten zu wollen, weil ein Demokratieversuch dort vielleicht eine schlechte Idee ist.


    Durch Unterstützung von Mubarak schafft man nur Islamismus.


    Soweit die westlichen Interessen gehen, ist Mubarak ja überhaupt so lange vor allem von den USA unterstützt worden, weil er den radikal-islamischen Muslimbrüdern (und andere Bewegungen) keine Hand gereicht hat: Auf Mubarak war stets Verlass, was die außenpolitischen Beziehungen in Nah-Ost betrifft.


    Ja, das war der Grund für die Unterstüzung des Regimes in Ägypten. Es schien ein sicherer Weg, der Region eine gewisse Stabilität zu verleihen. "Keine Hand gereicht" ist aber eine etwas schwache Umschreibung für die durchaus rigide Unterdrückung, und je rigider eine Unterdrückung ist, desto stärker fördert sie "-ismen" aller Art. Eventuell hat Koboldmaki ja diesen Effekt gemeint.


    wenn das ägyptische Regime fällt [...] und somit auch in Ägypten mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Gottesstaat dem temporären Machtvakuum nachfolgt, dann droht Israel ein Konflikt, der u.U. der gesamten Region Krieg bringen könnte


    Ob wirklich ein "Gottesstaat" folgt, scheint mir derzeit nicht allzu wahrscheinlich, denn auch die Muslimbrüder wissen, was sie zu verlieren haben. In Ägypten wird wohl kurzfristig auch keine regierung möglich sein, die nicht vom Militär gestützt (wenn nicht getragen) wird, auch das macht einen Gottesstaat derzeit dort eher unwahrscheinlich.
    Ein ägyptischer Gottesstaat ist aber sicher eine nicht ganz auszuschließende Möglichkeit, und ein solcher würde durchaus die ohnehin dauerhaft prekäre "Stabilität" im Nahen Osten tatsächlich beenden. An der prekären Lage ist aber der Staat Israel auch nicht so ganz unschuldig. Übrigens - insofern Israels Gebietsansprüche letztlich religiös (in der Bibel) begründet sind, ist es nicht ganz abwegig, auch hier von einer gottesstaatlichen Komponente zu sprechen.

  • Ich seh nicht, wo ich viele Fässer mit meinen pauschalen Gewissheiten aufmache.
    Diskutieren tue ich sehr gerne, nur habe ich das Gefühl, dass diskutieren mit dir nicht möglich sein wird, ohne dass zumindest eine Seite beleidigend wird.
    Wenn sich das vermeiden lässt, können wir gerne eine ausführlichere Diskussion dazu anfangen.


    Natürlich wird es schwer für Ägypten werden, und auch ich sehe, dass es eine Menge Probleme in der Region gibt, die sich möglicherweise weiter verschärfen werden, wenn Mubarak stürzen sollte. Nichtsdestotrotz sollte man sich überlegen, ob es der richtige Weg ist einen Diktator zu unterstützen, mit dem das Volk des betreffenden Landes offensichtlich nicht mehr leben möchte. Und das nur, weil die Möglichkeit besteht, das sich das Land radikalisieren könnte. Wir leben doch vor, wie wichtig uns die Demokratie ist, aber auch bei uns sind dieser Demokratie einige größere und teilweise sehr blutige Auseinandersetzungen vorausgegangen. In Ägypten jetzt einen Diktator zu unterstützen, weil das den eigenen Strategischen Vorstellungen für die Region besser dient, halte ich für den falschen Weg. Ich denke, dass es möglich sein sollte, auf die Ägypter zuzugehen, um die Animositäten abzubauen.
    Auch die Einstellung des Irans gegenüber Europa und den USA kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Wir haben uns vorher nun wirklich nicht sehr beliebt im Iran gemacht.
    Dass die Radikalisierung des Djihad durch Max von Oppenheim überhaupt erst begonnen hat, halte ich eigentlich für offensichtlich. Er hat versucht den Glauben der Muslime im ersten Weltkrieg gegen die englischen und französischen Kolonialmächte zu benutzen, dass sich dieser Glaube dann auch gegen andere Ungläubige richten kann, ist recht naheliegend.
    Weiterhin ist natürlich die Kolonialisierung und auch das weitere Verhalten Europas und der USA gegenüber Afrika nicht unbedingt förderlich für ein freundschaftliches Verhälltnis dieser Länder zu uns.

  • Onkel B ich unterstelle dir die Bedeutung des Wortes diskreditieren nicht zu kennen!



    Also Koboldmaki du meinst weil die Muslime radikalisiert werden und den Westen hassen ist der Westen schuld an der radikalisierung?


    Also waren die Juden auch schuld an den Nazis?!

  • Das mit den gegenseitige Beleidigungen hängt jawohl von den Diskutanten ab: Ich sehe keinen Grund sich wegen des gegenwärtigen Themas zu beleidigen.


    Zum Thema (Ägypten): Dass die Demokratie die beste unter all den anderen schlechten Regierungsformen ist, darin sind wir beide uns wohl einig, denke ich. Und natürlich wäre es gut, wenn in Ägypten eine genuine demokratische Verfassung umgesetzt würde. Und du hast auch Recht, dass Europa seiner Vorbildrolle nicht gerecht wird. Dies jedoch zeigt m.E. bloß, welch tiefe Zweifel 9/11 im Westen hinterlassen hat. Das zeigt auch die USA: Bürgerrechtsmaßregelung, Bankenverstaatlichung, Zwangskrankenversicherungen etc.


    Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass der Westen Mubarak nicht (jedenfalls nicht mit Wissen der Öffentlichkeit) aktiv unterstützt. Der Westen verharrt vielmehr abwartend, ohne entschieden sich auf eine Seite zu schlagen. Ich denke, dass die Auslandsgeheimdienste der USA, GBs, Israels usw. sich ob der chaotischen Situation in Ägypten sicherlich die Haare raufen werden: aktive Einflussnahme von westlicher Seite erscheint mir da ziemlich schwer, wenn auch nicht unmöglich.


    Zudem sollte bedacht werden, dass die sogenannte Facebook-Schicht nur einen Teil der Protestbewegung ausmacht: Längst nicht die Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung ist jung und hochgebildet und arbeitslos und arm, sondern meist einfach nur jung, arbeitslos und arm oder arbeitet und ist arm. Die Masse der Bevölkerung geht's nicht um so abstrakte Güter wie "Demokratie", "Freiheit" etc. Es geht um wirtschaftliche und letztlich existentielle Sicherheit: Arbeit, Geld, Wohlstand und sw. Und diese Sicherheiten kann auch ein autoritärer der autoritär-religiöser Staat geben (siehe: China). Dafür ist es nicht unbedingt nötig, dass die Machthaber zukünftig gewaltlos ausgetauscht werden können (=Demokratie). Aus diesem Grund ist der aufgebrachte Mob, der durch die Straßen der größeren Städte Ägyptens zieht, auch potentiell instrumentalisierbar: etwa von radikal-islamischer Seit aus. Es war erst kürzlich aus Teheran zu hören, dass eine islamische Revolution in Ägypten nur zu befürworten und zu unterstützen sei.


    Auch sei auch darauf hingewiesen, dass erst Recht ein demokratisches Volk selbst bestimmt, welche Politiker die Macht erhalten: Und da die Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung tiefe Ressentiments gegen Israel hat, ist es auch denkbar, dass israel-feindliche Politiker gewählt werden, denn Mubaraks pro-israelische Linie war/ist längst nicht gesellschaftlicher Konsens in Ägypten. Es sei an Sadat erinnert, der den Friedenvertrag mit Israel mit seinem Leben bezahlte. Die Gefahr, die Israel sieht, bestünde möglicherweise also auch in einem nicht radikal-islamischen Ägypten fort: Ein neues Auflammen des Konflikts. Zudem dann die neu ausgerichteten Militärs eine von den USA hochgezüchtete Armee gegen Israel richten könnten: Dieses Problem bestand für Israel unter Mubarak in keinster Weise, weshalb sie an ihm festhalten wollen.


    In einem Wort: Es liegt an den Ägyptern selbst den Protesten eine Form zu geben: Revolution? Und wenn ja, in welche Richtung? Über den konkreten Ausgang zu spekulieren ist sinnlos: Sinnvoll ist nur zu diskutieren, was die unterschiedlichen Ausgänge für Folgen haben könnten. Ich denke, wir sind uns einig, dass eine islamische Revolution in Ägypten in die Katastrophe führte. Dass die radikalen Kräfte in der momentanen Situation nicht offensiv auftreten, mag eben dieser Situation geschuldet sein: Im Moment ist noch keine Revolution losgebrochen, es geht also darum, die eigenen Spielfiguren in die bestmögliche Ausgangsposition zu bringen, um die eigenen Interesse dann, wenn es wirklich drauf ankommt, durchsetzen zu können. Man sollte dem demokratischen Willen also zumindest jetzt noch nicht für unüberwindbar halten!


    Schließlich noch zu deinem, ich nenn's Mal salopp so, Kolonialismus-Fetisch: Denkst du nicht, dass der Djihad schon immer radikalt war? Ich meine, du machst es dir zu einfach, dem Westen den schwarzen Peter zuzuschieben: Nicht dass er völlig unschuldig sei, keineswegs, aber alles auf die Taten zweier westlicher Agenten im ersten Weltkrieg zu schieben, ist das nicht wirklich zu simpel? Ich sage, der Djihad war schon zu Zeiten Mohammed ibn 'Abd Allah ibn 'Abd al-Muttalib ibn Haschim ibn 'Abd Manaf al-Quraschis Eroberkungskriegen in Arabien radikal. Und er ist eine wichtiger Glaubensbestandteil des Islam. Und etwaige Verantwortungen Israels für den Hass der arabischen Welt ist nochmals was ganz Anderes. Aber genug davon: zu viele Fässer auf einmal.


    Griaß di'
    Tobius