KW 51: Mindestlohn

    • Offizieller Beitrag

    Für die Einen scheint er das Nonplusultra zur Bekämpfung der Armut und zur Bewahrung des sozialen Friedens, die Anderen scheinen Ihnen zu fürchten, wie der Teufel das Weihwasser.


    Was bringt der Mindestlohn wirklich? Soziale Gerechtigkeit? 2 Millionen zusätzliche Arbeitslose? Wird er die Konjunktur beflügeln, oder wird er das "zarte Pflänzchen" Konjunktur ersticken?


    Wer will ihn? Warum? Und was denkt Ihr, wer ihn warum verhindern will...

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab mir noch nicht viele Gedanken dazu gemacht, habe aber gehört, dass es in England durch den Mindestlohn angeblich zur Vollbeschäftigung gekommen ist. Wenn dem tatsächlich so wäre und wenn das in Deutschland auch so kommen würde... warum nicht? :)
    Aber wie gesagt, müsste ich mir dazu erstmal genauer nen Kopp machen. :]

  • ich hab gestern so einen komischen Professor im Fernsehen gesehen, der hat behauptet, daà durch den Mindestlohn in Frankreich MILLIONEN Arbeitsplätze verschwunden wären, weshalb die jetzt 15 % Arbeitslose und Unruhen in den Vorstädten hätten, und daà es VIEL besser wäre, ganz niedrige Löhne zu zahlen und die dann mit Steuergeldern aufzubessern; also im Endeffekt wollte er damit wohl eine Subventionierung der Gewinne der Unternehmen - also wer mur 5% Rendite macht, kriegt vom Staat (also von uns) noch 5% dazu;


    Ansonsten: Ohne Mindestlohn nimmt die PIN-AG der Post die Aufträge weg, und die Post muà entlassen, mit Mindestlohn entläÃt die PIN-AG, und die Stellen bei der Post bleiben; da die Aufträge zumindest in diesem Bereich gleich bleiben, verschwinden also sowieso keine Arbeitsplätze; dasselbe gilt im übrigen für Zimmermädchen oder Frisöre - der Anteil der Löhne am Endpreis ist so gering, daà sowieso keine Aufträge verschwinden, und auslagern ins Billiglohnland kann man diese Arbeiten nicht;

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

  • Tja, ich kenn ein Zimmermädchen, und sie weià nicht, wovon sie leben soll. Sie wird nach erledigten Zimmern bezahlt, und wenn grad keine zu machen sind (der Satz pro Zimmer ist menschenverachtend), hat sie kein Geld. Dem Hotel geht es glänzend, aber wenn es eine NOCH billigere Servicefirma gibt als die vorherige, wird eben DIESE engagiert. Nun arbeitet sie für die Neue, was bleibt ihr auch anderes übrig.
    Ihr Freund arbeitet in der Schweiz und ich nehme mal an, er macht die eine oder andere Ãberweisung. Als ich das letzte Mal mit ihr sprach, war sie völlig verzweifelt. Mit so einem Job kannst du dir Auto, Versicherung, Riester usw. völlig abschmatzen. Guck, wie du die Miete zusammenkratzt und das Geld für den ALDI. Das wars. Wie soll man da bitte eine Altersvorsorge aufbauen? Oder eine Familie gründen?


    Vielleicht ist der Mindestlohn kein Allheilmittel, aber welchen anderen Weg gibt es denn, um die Zahlungsmoral gewisser Unternehmen auf Vordermann zu bringen? Was da im Moment in verschiedenen Branchen betrieben wird, grenzt an Sklaverei. Kost und Logis, okay, aber das wars.


    Richtig: Diese Jobs sind unverzichtbar und nicht auslagerbar. Deswegen müssen auch die Leute, die in diesen Jobs arbeiten, innerhalb von Deutschland leben können. Diese harte körperliche Arbeit (siehe auch Schlachter, Frisörin usw) muss gerechter entlohnt werden. Die Leute machen sich kaputt, und stehen am Ende als Verlierer da. Na klar wird einer mit Uni-Abschluss ein vielfaches verdienen wegen der höheren Qualifikation.
    Aber es ist nicht gerecht, die geringqualifizierten Arbeitnehmer mit FüÃen zu treten, da sie, wie oben erwähnt, die Drecksarbeit machen. Das sollte honoriert werden.



    ~~~and for one second I lost my breath~~~
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  • Sklaverei wirds erst recht deshalb, weil einen die Arbeitsämter dazu ZWINGEN, solche Jobs anzunehmen, weil ansonsten Arbeitslosengeld oder HartzIV gestrichen wird !

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  • Ich denke, dass ein Mindestlohn notwendig ist. Es wird immer Menschen geben, die aus purer Verzweiflung niedrigere Löhne akzeptieren werden. Egal ob sie nun aus Osteuropa oder aus dem eigenen Land kommen. Durch den Mindestlohn sehe ich zumindest die Lohnspirale nach unten begrenzt.
    Ich denke nicht, dass es Sklaverei ist, wenn man als Arbeitsloser auch gering bezahlte Jobs annehmen muss. SchlieÃlich ist die Alternative dazu ein Leben auf Kosten anderer. Die Arbeitsbedingungen sind aus meiner eigenen Erfahrung akzeptabel. SChlimm finde ich es allerdings, wenn qualifizierte FAchkräfte durch ungelernte Arbeiter ersetzt werden, weil sie billiger sind. Und auch da wird ja der Mindestlohn hoffentlich einen Riegel vorschieben.

  • naja, die Leute werden gezwungen, anderen Leuten ihren Job kaputt zu machen, die dann ihrerseits den nächsten den Job kaputtmachen müssen;
    auf den Baustellen ist es so, daà es nur noch einen kleinen Bruchteil an festangestellten Arbeitern gibt, die den normalen Branchenlohn kriegen (wenn sie Glück haben); wird einer entlassen, muà er z.B. bei einer Zeitarbeitsfirma anfangen, wo er für 30% unter Tariflohn dann auf derselben Baustelle arbeitet und die gleiche Arbeit macht; wenn das den normalen Arbeitern zugemutet würde (plötzlich 30% weniger Lohn) würden die wohl dagegen streiken - der Zeitarbeiter aber kann sich nicht wehren - eben wegen der Gesetze, die ihn zwingen, jede Arbeit anzunehmen;

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  • Ich gebe Kitty und Andrean uneingeschränkt recht.
    Was in Frankreich Aristokratie war und zu einer Revolution führte, wird in Deutschland unter dem Decknamen "Kapitalismus" geduldet.

    Das Höllische Quartett on the Highway to Hell:
    Nightelf - Zukünftiger Höllenfürst Moosi I
    Lord Otto - Foltermeister, Rechte Hand des Fürsten
    Turin - Zuchtmeister, Linke Hand des Fürsten
    Little Imp - Manadieb des Fürsten

  • In Deutschland ist eine Debatte über die Einführung eines allgemeinen, gesetzlichen Mindestlohnes losgetreten worden, in der die Meinungen unterschiedlicher nicht sein können. Ich möchte einmal versuchen, auf sachlicher Basis ein Urteil zu fällen.


    Mit Ausnahme von Deutschland, Dänemark, Finnland, Ãsterreich, Italien und Schweden verfügen die anderen EU-Staaten alle über solche Regelungen. Allerdings wollten die EU-Staaten mit Mindestlöhnen damit die teilweise skandalöse Unterbezahlung von Teilzeitkräften, Saisonarbeitern und Hilfskräften verhindern. Die von Rekordarbeitslosigkeit gebeutelte Bundesrepublik will damit Arbeitsplätze in Deutschland erhalten.
    Selbst in GroÃbritannien, einem Land, das ansonsten für höchstmögliche Flexibilität in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt plädiert, erhält man einen Mindestlohn von rund 1250 Euro . Die EU-Mitgliedsstaaten, die das Mindestlohn-Prinzip anwenden, haben dabei positive Erfahrungen gemacht.
    Dänemark verzichtet auf Mindestlöhne, und doch scheint es in diesem Bereich keine Probleme zu geben. Woran liegt das? Dies ist auf den hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad in Dänemark zurückzuführen, wodurch es in nahezu allen Bereichen gelungen ist, Mindeststandards für die einzelnen Branchen in flächendeckenden Tarifverträgen festzuschreiben.
    Das Problem in Deutschland besteht darin, dass im Durchschnitt weniger als die Hälfte der Beschäftigten Gewerkschaftsmitglieder sind - mit sinkender Tendenz. Dadurch sind unsere Gewerkschaften zu schwach, um das dänische Beispiel durchzusetzen.


    In Deutschland versuchte man die Arbeitslosigkeit durch immer geringere Lohnkosten zu reduzieren, während in allen anderen Ländern der Europäischen Währungsunion die Löhne in den vergangenen zehn Jahren zum Teil deutlich gestiegen sind. Die Beschäftigung in Deutschland hat sich im internationalen Vergleich dadurch nicht günstiger entwickelt, womit diese Strategie gescheitert ist. Die Folgen sind steigende Armut in Deutschland, auch unter den Beschäftigten, wodurch die Sozialsysteme und die öffentlichen Haushalte immer mehr unter Druck geraten, da Einnahmen ausbleiben.


    Daher scheint die Zeit eines allgemeinen, gesetzlichen Mindestlohn gekommen zu sein, der in anderen Ländern Europas längst Realität ist, denn er stärkt die strukturell schwächere Verhandlungsposition von Arbeitslosen gegenüber potenziellen Arbeitgebern, da sie nicht länger jeden Lohn akzeptieren müssten. Ein gesetzlicher Mindestlohn ist dabei umso notwendiger, da die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften und der Abdeckungsgrad von Tarifverträgen eher geringer geworden ist. Mit starken Gewerkschaften waren Mindestlöhne überflüssig, ihre Rolle wurde von den untersten Tariflöhnen übernommen, doch mehr und mehr Unternehmen entziehen sich der Bindung durch den Flächentarifvertrag. Dies erzwingt auch in Deutschland eine Debatte über einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn.


    Das Arbeitslosengeld II kann keinen Ersatz für einen Mindestlohn in Deutschland bilden, auch wenn es wenigen Unternehmen gelingt, für einen Lohn unterhalb des Alg II Mitarbeiter zu finden, denn vergleicht man diesen inoffiziellen deutschen Mindestlohn mit den Mindestlöhnen der anderen Länder der Europäischen Währungsunion, so stellt man fest: Er liegt weit niedriger. Somit ist der Lohndruck nach unten in Deutschland besonders stark, obwohl die Gewerkschaften in Deutschland im europäischen Vergleich so schwach gar nicht sind und obwohl auch die Arbeitslosigkeit nur wenig über dem Durchschnitt liegt. Eine untere Lohngrenze über dem Alg II ist in Deutschland nur noch durch gesetzliche MaÃnahmen zu halten.
    Des Weiteren wird eine Abwanderungswelle deutscher Unternehmen in Billiglohnländer befürchtet. Hier muss man differenzieren, denn GroÃunternehmen werden wahrscheinlich auch abwandern, wenn es keine Mindestlöhne gibt, weil beispielsweise in den neuen EU-Staaten nicht nur der Produktionsfaktor Arbeit sehr viel billiger ist als hier, sondern auch Gebäude- und Grundstückspreise deutlich niedriger sind. Beim Mittelstand sieht die Situation anders aus, denn er wird durch Mindestlöhne vor Mitbewerbern geschützt, die das Lohngefälle zu ihren Gunsten ausnutzen und Angebote abliefern, die bei normalen deutschen Verhältnissen nicht verantwortet werden könnten. Durch diesen Schutz könnte sich die Stimmung im Mittelstand verbessern, was langfristig zu einem Absinken der Arbeitslosenzahlen führen dürfte.


    Das Hauptargument gegen Mindestlöhne aber ist der Einwand, dass Arbeitsplätze vernichtet würden, insbesondere bei den Geringverdienern. Zwischen Mindestlöhnen und Beschäftigungsniveau besteht jedoch vielen Studien zur Folge kein eindeutiger Zusammenhang, da der negativ wirkende Kosteneffekt, durch den Wachstumseffekt, den die höheren Einkommen der Geringverdienenden auslösen, oftmals mehr als ausgeglichen wird.
    Nun stellt sich die Frage nach der Höhe eines Mindestlohnes. Man sollte versuchen, dass Niveau schrittweise an die Mindestlöhne in GroÃbritannien, Frankreich oder den Beneluxstaaten anzugleichen. Als Basis dienten die tariflichen Untergrenzen in Ost- und Westdeutschland.


    Die Einführung eines Mindestlohnes soll verhindern, dass ganze Bevölkerungsgruppen abgekanzelt und ins soziale Abseits gedrängt werden. Nichtsdestominder wären branchenspezifische Tarifverträge sicherlich vorzuziehen, aber Geringverdiener sind zu stark bedrängt, als dass man um Mindestlöhne noch länger herum käme.

  • Klasse-Analyse :]

    lest Terry Pratchett(RIP) ... und Stephen King, John Katzenbach, Hohlbein, Frank Schätzing, Anne Rice, Andrzej Sapkowski, Anne Bishop, Bernhard Hennen, George R.R. Martin, Markus Heitz, ... (wurde ja langsam Zeit, dass was dazu kommt)

  • ...es gibt in deutschland nicht nur eine mindestlohndebatte sondern parallel dazu auch eine debatte über eine begrenzung der nach oben offenen raffgierskala bei managementbezügen...


    und beides wiederum ist nur ein ausdruck der hilflosigkeit gegenüber einer entwicklung, die mit ungezügeltem wirtschaftsliberalismus / turbokaptalismus -wenn auch ungenau - zu beschreiben ist....


    natürlich war früher alles besser...aber wir haben auch einen umbau unsrer gesellschaft hinter und weiterhin vor uns...


    früher:
    hoher anteil von qualifizierten arbeitsplätzen in der produktion
    relativ geschlossene arbeitsmärkte
    hohe nachfrage von arbeitskräften bei vergleichsweise geringen arbeitskräftenangebot
    'soziale verantwortung' von unternehmen (inhabergeführt)


    heute:
    hoher anteil von unqualifizierten arveitsplätzen im dienstleistungssektor
    offene arbeitsmärkte
    hohe nachfrage von arbeitsplätzen bei geringen stellenangebot
    'sozialer zynismus' von unternehmen ( fremd=managementgeführt)



    und ich teile oB's meinung, dass diese jedwede diskussion über 'hohe' lohnnebenkosten NIE die reduzierung von arbeitslosenzahlen als ausgang hatte, sondern IMMER nur in richtung gewinnmaximierung gedacht war. auch deshalb sind bei uns lohnerhöhungen primär immer und immer wieder aufschwungshemmer und per se schädlich... !


    aber wir sollten uns angesichts der 'wortführer' in der aktuellen diskussion auch einmal fragen, welchen geist die derzeit so betroffenen politiker denn ansonsten so vertreten...


    wer ist den für den grössten sozialabbau der letzten jahre verantwortlich ?
    wer hat denn angesichts des stichwortes 'mindestlohn' diesen alltime-zynimus' 'ein-euro-job' in leben gerufen...?
    und welche pressefreiheit haben wir, wenn der springerverlag in dieser debatte 'objektiv' meinung macht ?


    nicht ein fehlender mindestlohn ist pervers, pervers ist die situation in der wir leben


    es kann nicht sein, dass ein fulltimejob nicht zum lebensunterhalt reicht... und nein, es darf nicht in der hand von unternehmen liegen, ob sie diese jobs abbauen oder nicht - man muss sie zwingen !
    es kann nicht sein, dass jemand wie w. wendelin seine 60 mio ⬠u.a. damit rechtfertigt, dass er ja 50% steuern zahlen muss, die dann wieder der allgemeinheit zu gute kommen...als wenn arbeitnehmer auf ihren lohn keine steuern zahlen würden...


    'sachlich' über mindestlöhne zu reden ist in meinen augen nicht nur nicht möglich, sondern schon parteiergreifend...


    -woods

  • Tobius und Woods, ich danke euch für eure Darlegungen. So deutlich werden die Dinge selten beim Namen genannt.



    ~~~and for one second I lost my breath~~~
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  • Hi Leute,
    ich bin ja nun bekannt für meinen Hang, die Dinge lieber liberal zu lösen und insbesondere die "Staatsquote" drastisch zurückzufahren.
    Aber auch ich sehe bei den heutigen Arbeitsmarktverhältnissen kaum einen anderen Ausweg. Die Frage ist nur, ob gesetzlich geregelte Mindestlöhne nicht noch mehr niedrigqualifizierte ausländische Arbeiter ins Land ziehen als bisher. Und Schlupflöcher gibt es immer noch genug:
    Unbezahlte, aber verordnete oder vorausgesetzte Mehrarbeit z.B.
    Dennoch mein Credo: Der Staat, den wir alle bezahlen, muà schrumpfen und nicht zunehmen.
    GruÃ, frifix.
    P.S. Hat sich ja in der Zwischenzeit keiner reingemischt, also kann ich noch einen anhängen: Mindestlohn wird doch in erster Linie gefordert, weil es zu viele arme Schlucker gibt, die aufgrund mangelnder Ausbildung keine besser bezahlte Stelle kriegen. Es gibt ja mittlerweile Untersuchungen darüber, daà die Söhne von Arbeitslosen bevorzugt ebensolche werden und gleiche Chancen an ihre Kinder weitergeben usw. Und das ist nun mal wirklich ein Punkt, an dem auch von mir mehr Staat gefordert wird, mehr Schulförderung, mehr Ausbildungschancen.
    Das würde uns m. E. schneller weiterbringen, als Festzementierung bestimmter Lohnsegmente. d.o.

    • Offizieller Beitrag

    nein, das würde uns auch nicht weiterbringen. es ist doch ein irrglaube, dass die industrie "arbeitsplätze schaffen" würde, wenn wir her mehr qualifiziertes personal hätten. für das kapital zählt nur die rendite, nix anderes. bmw hat schon wieder mal 8000 entlassungen angekündigt, weil die rendite nicht hoch genug ist...


    das die "kinder von arbeitslosen" angeht: stimmt, viele von denen werden auch wieder zu arbeitslosen erzogen. aber die meisten eben nicht, weil es so schön ist, arbeitslos zu sein, sondern weil sie schon sehr früh vermittelt bekommen, dass sie in dieser gesellschaft niemals eine chance bekommen werden...

  • Hallo Frifix, zu deinem zweiten Absatz: volle Zustimmung, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es Vollzeit-Jobs gibt, von denen man nicht leben kann, Qualifikation hin oder her. Und diese Jobs lösen sich nicht in Luft auf, einer muss sie machen. Es gibt auch nicht wenige Leute, die Jobs annehmen, für die sie überqualifiziert sind (Bsp. Touristikerin im Call-Center, wo sie kein Festgehalt hat, sondern nach Abverkäufen bezahlt wird). Ob sich da jetzt ein Professor oder ein ehemals Arbeitsloser ohne Ausbildung mit dem Schrubber hinstellt, spielt da m. E. n. keine Rolle. Oder meinst du, das Lohnniveau im derzeitigen Niedriglohnsektor steigt automatisch an, wenn sich die Zahl der Geringqualifizierten durch bessere Bildung verringert und damit das Angebot an Billiglöhnern schrumpft? Ich kann mir ehrlich gesagt keinen Mentalitätsumschwung dieser GröÃenordung vorstellen ohne staatlichen Arschtritt. Da nimmt man dann lieber, wie du sagtest, die ausländischen Kräfte, um beim Lohn weiter knausern zu können.


    Eine Sache, die hier gar nicht zur Sprache kam, ist "Generation Praktikum". Das eröffnet einem Unternehmen die Chance, eine belastbare, da junge, hochmotivierte Fachkraft ohne jegliche Bezahlung zu beschäftigen, und zwar mit dem Verantwortungsumfang eines Festangestellten. :rolleyes:
    Also ist offenbar der Arbeitsplatz vorhanden... er hört dann auf zu existieren, wenn es ans Bezahlen geht. Da nimmt man dann lieber den nächsten Prakti.
    Man kommt dann mit demselben Argument wie bei der PIN Group: höhere Personalkosten sind nicht leistbar. Der neueste Trick der Gruppe hat mich nur bitter lachen lassen: Die Angestellten sind nun hauptamtliche Zeitungsausträger, für die somit der Briefzustellermindestlohn nicht mehr gilt, und machen das Briefgeschäft nur nebenbei, werden also weiterhin unterbezahlt. Damit bleibt die Konkurrenz zur Post erhalten, und dem Mindestlohngebot hat man ein cleveres Schnippchen geschlagen. Wenn die anderen Konkurrenten diesem Modell folgen, hat die Post den Mindestlohn nur für sich selbst durchgedrückt :lol:



    ~~~and for one second I lost my breath~~~
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  • Mein lieber Onkel,
    dann übernimm doch mal für einen Euro die PIN-Firma. Wahrscheinlich kriegste die für den Betrag.
    Und mach mal weiter mit diesem Unternehmen. Viel Vergnügen!
    :devil: und herrlich für uns, dann kommt der nicht mehr zum KDM-daddeln! Totsicher nicht :devil: !
    Und Dein anderes Argument, daà die Arbeitgeberschaft auch höher Qualifizierte nicht einstellen würde, bzw. auch bei einer breiteren Basis an gut Ausgebildeten diese keine Jobs finden würden, also da hast Du nun doch (das sag ich nur ungern) Scheuklappen vor den Augen!
    Wir kommen doch nicht weiter, wenn à la Lafontaine/Bisky/Gisy der Staat in allen bemutternden, bevormundenden und strafenden Institutionen immer mehr ausgeweitet wird und die Privatinitiative abgewürgt wird. Meiner Meinung nach kommen wir in unserer reichlich festgefahrenen Schützengrabenstellung ARM gegen REICH nur weiter, wenn die Armen Chancen erhalten! ODER???
    Und das geht nur über Bildung und nicht über Begrenzung von Vorstandsgehältern!
    GruÃ, frifix.

  • Mindestlöhne haben mit der Begrenzung von Vorstandsgehältern nichts das geringste zu tun, das ist eine ganz andere Baustelle.


    kitty


    So weit ich das gehört habe, wird nicht die Berufsbezeichnung dafür zuständig sein, ob man in den Tarif der Briefzusteller fällt sondern die Tätigkeit. Nun gut wir werden sehen.


    Schön auch in diesem Zusammenhang, dass Springer in diesem Zusammenang, Natürlich unparteilich berichtet, mit der Aktienmehrheit im Konzern...


    Zum anderen wurde die Sorge geäuÃerst, dass durch einen möglichen Mindestlohn Arbeitsplätze an Ausländische Arbeitskräfte verlorenen gingen. Ich sag nur Entsendegesetz. Ein tariflich festgelegter Mindestlohn muss für alle verbindlich in Deutschland arbeitenden gültig sein. In Ãsterreich besteht eine Zwangskammermitgliedsschaft, in Italien sind Tarifverträge Allgemeinverbindlich. Die Politik hat genügend Möglichkeiten in diesem Punkt einzugrifn.


    Das wird aber alles nichts nutzen wenn 10 % Rendite statt 6 % Acht Tausend Arbeitslose bedeuten. Hier helfen auch keine Mindestlöhne.

    Elf:"Lass uns abhauen,da ist ein Drache auf dem Schatz"
    Zwerg:" Schon, aber da ist ein Schatz unter dem Drachen...."

    • Offizieller Beitrag

    Wo OnkelB es erwähnt hatte... dass BMW 8000 Arbeitsplätze "einsparen" möchte, weil die Rendite nicht hoch genug ist, finde ich menschenverachtend.


    Klar müssen Unternehmen Gewinn machen, um zB die Forschung und Entwicklung für neue Produkte zu bezahlen. Aber mehr aus der Firma herauszupressen, um den Aktionären mehr Geld zu verschaffen auf Kosten derer, die im Grunde nur verschiebbare Masse sind... da könnte ich mich tierisch drüber aufregen.


    Ich bin der festen Ãberzeugung, dass sich die Unternehmen durch Mitarbeiterentlassungen auch selbst ins Knie schiessen. Den Entlassenen fehlt die Kaufkraft, das Geld, um die vormals erstellen Güter zu kaufen. Das heisst, die Unternehmen verlieren Kunden und ganz wichtigt für sie: Geld.


    Ich selber habe seit Anfang 2006 keine feste Anstellung mehr, aber zum Glück seit März diesen Jahres immerhin einen Halbtagsjob, mit dem ich mein Hartz IV aufbessern kann. Ich brauche keinen Mindestlohn, aber ich bedaure alle, die im Hamsterrad der unterbezahlten Arbeit laufen, ohne jemals die Chance zu haben, an- oder herauszukommen.


    Alle Manager sollten man für einen Monat den niedrigsten Job in ihrer Firma übernehmen. Arbeitstausch statt Frauentausch.

    • Offizieller Beitrag

    @ frifix: für einen euro? der geschäftsführer wollte hundert millionen rüberreichen und es hat der springer ag nicht gereicht. jetzt wird ein exempel statuiert. die politik wollte nicht so, wie es die reichen und mächtigen wollten, nun werden 9000 menschen auf die straÃe gesetzt!
    wobei die insolvenz der pin-ag nix aber auch gar nix mit dem mindestlohn zu tun hat, sondern auf managementfehler zurückgeführt werden muss.


    aber bei managementfehlern (oder besser schon "systemfehlern" wird sehr gern nach dem staat gerufen. der soll gefälligst zusehen, dass die nunmehr abrbeitslosen irgendwie unterkommen und dem unternehmen natürlich auch noch aus der patsche helfen. am besten noch ein paar zinslose kredite, schulden erlassen und noch fleissig subventionen reinbuttern...


    welche chancen können "arme" denn bitte haben, wenn sie (durch den staat) mehr bildung erhalten? sind sie als arbeitslose akademiker etwa weniger arm, weil sie dann "geistig reich" sind?


    ich hatte vor 2 jahren einen diplom-ingeneur bei mir auf arbeit als abm-er. der hatte in seiner "guten zeit" brücken über die magdeburger "stadtautobahn" bauen lassen, nun durfte er für jugendliche "pommes rot/weiÃ" machen. anfang des jahres hatte ich gelernte fliesenleger, maurer und maler in einer AGH MAE(arbeitsgelegenheit mit mehraufwandsentschädigung oder 1-euro-job).
    die unternehmen scheiÃen auf "den arbeiter", egal wie gebildet er ist. alles was zählt ist seine maximale verwertbarkeit...


    und was gysi, bisky und lafontaine angeht: ich gebe zu, dass diese gern mal als "die bösen kommunisten, die den sozialismus wollen" hingestellt werden, aber programmatisch stehen sie doch eher da, wo vor 20 jahren noch die spd zu finden war...