Quo vadis, Rundenstrategie?
Versuch der Entwicklung einer Rundenstrategie der Zukunft
Als ich vor nahezu zwei Jahren die Gedankenexperimente ins Leben rief, da stand mir der Sinn nach einer Revolution, welche die Fundamente der Heroes-Reihe aufreißen sollte, um Platz für neue Ideen zu schaffen und somit zu einer Art Renaissance des Spiels zu führen. Und in der Tat sind viele überaus innovative Ideen zusammengetragen worden, aber letztlich ist doch keinem dieser vielversprechenden Versuche der finale Durchbruch gelungen. Am nächsten sind wir diesem, wie ich mutmaßen würde, mit der Erstellung unseres Beitrages für den ICTC III gekommen.
Doch selbst diese Ausarbeitung war keinesfalls die qualitativ beste oder gar originellste, geschweige denn umsetzbarste insofern bei theoretischen Überlegungen über Umsetzbarkeit gemutmaßt werden kann. Einige der im Privaten von den anderen Teilnehmern der Gedankenexperimente ausgearbeiteten Konzepte übertrafen den ICTC-Beitrag an Innovation gar bei Weitem! Doch die Synthese zu einem großen Spielkonzept wollte einfach nicht gelingen und hinterließ eine äußerste Unzufriedenheit ausstrahlende Leere im Inneren, die subversiv immerzu unter der Oberfläche nicht aufhörte Ruhe zu geben.
Was tun in dieser Situation? Resignieren und aufgeben? Was solls immerhin hat mans versucht, könnte man meinen. Aber dadurch würde nur die Oberfläche versteifen, während darunter doch weiterhin die Unruhe wimmelte fort und immer fort.
So bin ich nun wieder hier ein Getriebener könnte wer sagen und er hätte Recht. Ja, ich kann und will nicht eher Ruhe geben, bevor wir ja, wir, denn für einen Einzelnen wäre dieses Unternehmen doch völlig unerreichbar! nicht endlich einen Punkt erreichen, der die Suche befriedigt nach einem Theorem, das zeigt, das etwas geht, das mehr möglich ist, als man bisher angenommen hatte.
Wie aber diesen Punkt erreichen? Die Gedankenexperimente sowie die einzelnen unzähligen privaten Überlegungen mit eingeschlossen stehen wir auf einem beinahe schon unheimlich fruchtbaren Ideen-Boden. In diesem Sinne waren unsere ungezählten vorgetragenen Ideen keinesfalls unsinnig oder nutzlos. Aus Irrtümern nämlich zieht man eine größere Weisheit, als wenn man ständig nur auf Bestätigung träfe. Doch darf man nicht verzagen, weiter zu suchen nach einer Antwort. Einer Antwort, welche die hungrige Leere stillt.
Der Titel dieses Faden ist nicht ohne Grund gewählt. Wohin soll sie gehen, die gute alte Dame Rundenstrategie? Das ist die Frage, von der ich nach zwei Jahren unserer unentwegten Beschäftigung mit Spieltheorie nicht der mathematischen, sondern der bezüglich der theoretischen Grundlegung von Computerspielen überzeugt bin, dass sie der Schlüssel ist, der die bislang verschlossene Tür aufsperren, das große Theorem begründen und die Synthese bringen wird!
Aus diesem Grund möchte ich hier mit euch nicht unmittelbar das Ziel verfolgen, direkte Inhalte für ein mögliches Heroes VI zu entwickeln, obschon dieser Gedanke natürlich Mutter dieser Auseinandersetzung ist, sondern auf abstrakteren Ebenen die Mechanik hinter der Anschauungsfläche zu untersuchen. Ich bin überzeugt, dass der Grund für die scheinbare Unlösbarkeit unseres Vorhabens in der fatalen Verfehlung lag, das bestehende Fundament zwar aufreißen zu wollen, ohne sich allerdings darüber im Klaren zu sein, wie denn überhaupt ein neues beschaffen sein sollte. Seien wir ehrlich, was unsere Gedanken stets ausformten, war nicht mehr nur die Planung des Hauses, sondern teilweise sogar schon die Planung der Inneneinrichtung en detail!
Und warum? Natürlich, weil es zunächst attraktiver erscheint an unmittelbar anschaulichen Dingen wie Kreaturen, Stadtausbauten und ähnlichem seine Ideen auszuleben, doch wurde dabei stets mehr oder minder wissentlich verschwiegen, dass dies alles nur im luftigen Raum schweben bleibt, so lange kein festes Fundament vorhanden sein würde. Eben dieses nun endlich zu bestellen, soll das Ziel dieses Fadens sein. Wenn wir dieses Ziel endlich erreicht haben, dann bin ich sicher, dass all die wunderbaren Ideen der vergangenen zwei Jahre nicht einfach verloren wären. Sie müssten vielleicht angepasst werden an den Grund, aber nicht völlig neu gedacht, denn das Haus bleibt ein Haus. Deshalb bin ich fest überzeugt, dass die Synthese auf diesem Wege endlich gelingen soll!
Zuletzt verfehlte ich es, explizit auf den Gegenstand zu verweisen, der eigentlich diskutiert werden soll. Und falls dies noch nicht deutlich geworden ist, so will versuchen, diesen im Folgenden stichpunktartig aufzulisten:
Diskussionpunkte:
- Verständigung über die Grundmechaniken der Rundenstrategie (Spielzuggestaltung, Aktionsmöglichkeiten des Spielers sowie Interaktion mit anderen Spielern, Abhängigkeiten)
- Vorteile des Rundensystems erkennen und Ideen zur Stärkung dieser ausarbeiten
- Möglichkeiten der Neugestaltung der rundenbasierten Prozesse in Heroes (Zeitabläufe (Wochen/Tage), Kreaturenwachstum, Fortbewegungen, Aktionsmöglichkeiten (Abenteuerzauber, Schätze suchen, Herumlaufen), Ressourcengewinnung, Kampfverlauf (Heldenrolle?))
- Neudenken der Spielerrolle: Micro- und Macromanagement, Epik, Identifikation
- Zielsetzung: Einfach zu erlernen, schwierig zu meistern!
Eine chronologische Bearbeitung dieser Punkte erscheint mir am sinnvollsten, weil wir dann komplett deduktiv vorgehen und somit die innere Stringenz sicherstellen, die zuvor fehlte. (Natürlich soll das niemanden daran hindern, insofern er es für sinnvoll erachtet, bereits weiterzudenken, wie man bestimmte Ergebnisse in konkrete Spielinhalte umsetzen könnte, aber ich bitte inständig, diese dann nicht mit unserer hiesigen Diskussion zu vermischen, sondern diese vielmehr sich vorzumerken oder in eigenen Fäden schon einmal festzuhalten.)
Ich möchte noch einmal auf den fettgedruckten letzten Punkt hinweisen, der bei all unseren Überlegungen als kategorischer Imperativ dienen soll, als Vision, was wir erreichen wollen. Denkt an Schach: ein uraltes Spiel, die Regeln einfach genug, damit es für jeden verständlich ist, und doch noch heute eine Herausforderung für jeden Menschen.
Nun denn: Glück auf! Ich bin schon gespannt.
Gruß
Tobius